„Als Heimstätte verschiedener fremdsprachiger Christen in Wien ist die Votivkirche ein ‚kosmopolitisches‘ Gotteshaus. Der Völker umspannende Gedanke, der am Beginn der Stiftung der Votivkirche stand, ist heute anders, dafür noch umfassender in der Votivkirche lebendig. So schließt die Votivkirche den Bogen von den Völkern der Donaumonarchie, die in diesem Kirchenbau ihre geistige Heimat finden sollten, zu den Staaten, die jetzt durch die EU-Erweiterung in einem neuen Europa wieder mit Österreich verbunden sind. Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, den bulgarischen Künstler und Ikonenmaler Dian Kostov für eine Ausstellung in der Votivkirche zu gewinnen.“ Joseph Farrugia, Pfarrer der Votivkirche und Tourismusseelsorger der Erzdiözese Wien
„Dian Kostov schafft Ikonen – moderne Ikonen. Er tut dies in althergebrachter Maltechnik. Aber die über Jahrhunderte etablierte und überlieferte Ikonographie der Ikonenmalerei mit ihrer inhaltlichen Traditionstreue entwickelt er weiter und bereichert sie, indem er sowohl zeitlose als auch heutige Fragen des Menschenseins auf seiner Suche nach neuen Bildern anspricht. Er thematisiert Fragen wie Wer bist du? Woran glaubst du? Was ist dein Ziel? Wovor hast du Angst? Wofür schämst du dich? Wovon träumst du? Am Puls der Zeit befindlich, schafft er im ersten Pandemiejahr 2020 eine Ikone der Gottesmutter Maria als Beschützerin der Welt vor dem Coronavirus. Eine Ikone ist nicht als vordergründiges Kunstwerk zu sehen und zu verstehen, sondern als hintergründiges Symbol, das ein Schauen mit den Augen einer suchenden Seele erfordert. Dian Kostov will zu dieser bewussten kontemplativen Suche motivieren – er, der im Kommunismus und im staatlich verordneten Atheismus in Bulgarien aufwuchs, als es nicht einmal erlaubt war, über Gott zu sprechen, er aber dessen ungeachtet von einer Faszination für die Bibel ergriffen wurde und zunächst im Geheimen begann, sie zu lesen, sollte nach dem Fall des Kommunismus Theologie und Ikonographie studieren und zu einem der innovativsten Ikonenmaler der Gegenwart avancieren.“ Bernhard Böhler.
Mit der Ausstellung Kreuzweg. Der Preis der Wahl versucht Dian Kostov unser Streben nach Harmonie und Vertrauen in schwierigen Zeiten nachzuempfinden. In einer als Rundgang konzipierten Ausstellung konfrontiert der bulgarische Künstler und Ikonenmaler die Besucher_innen mit Möglichkeiten, die sich uns bieten, basierend auf Fragen, nach dem Sinn des Lebens. Elementarer Teil der Gesamtpräsentation sind Spiegel, in denen sich die Besucher_innen selbst begegnen können. Auf sich selbst zurückgeworfen wird die Ausstellung zum persönlichen Erlebnis.
Die in drei Teilen angelegte Ausstellung beginnt mit der Installation Kreuzweg. Der Preis der Wahl direkt am Haupteingang der Votivkirche. Im ersten Teil der Ausstellung konfrontiert uns Dian Kostov mit den Fragen Wohin gehen wir? und Wer sind wir? Der zweite Teil der Ausstellung befindet sich im Mittelschiff der Kirche und ist dem Thema „Weg“ gewidmet. In diesem Teil der Ausstellung werden die zehn Gebote thematisiert, eingebettet in eine illusionistische Darstellung des Himmels, in der Vögel im gesamten Raum verteilt zu fliegen scheinen. Der dritte Teil der Ausstellung beginnt mit der Dornenkrone, unter der sich ein Spiegel befindet. Auf einem Monitor läuft ein Kurzfilm mit Wissenschaftler_innen, Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen, die über ihre Gotterfahrungen sprechen. Die Installation Wer bist du? ist der Höhepunkt der Ausstellung. Die Betrachter_innen stehen „vor einem inneren Altar“ und stellen persönliche Fragen an sich selbst.
„Die christliche Kunst entwickelt sich seit 2.000 Jahren und muss sich weiterentwickeln. Die Zeiten ändern sich, aber die großen Fragen der menschlichen Existenz bleiben mehr oder weniger dieselben. Um durch eine über Jahrhunderte gewachsene Kunst heute zu den Menschen zu sprechen, darf man nicht nur Kopien der alten Meister anfertigen. Meiner Meinung nach hat ein Ikonenmaler heute zwei Möglichkeiten: weiterhin Kopien von Ikonen anzufertigen und Handwerker zu sein, oder zu versuchen, Ikonen zu gestalten, die einen Bezug zum Heute, dem Hier und Jetzt, in dem wir leben herstellen.“ Dian Kostov
DIAN KOSTOV geboren 1971 in Stara Zagora. Künstler und Ikonenmaler. Dian Kostov wuchs im kommunistischen Bulgarien auf, in dem es weder erlaubt war über Gott zu sprechen noch über irgendeine andere Glaubensreligion. Eine Ikone der Heiligen Mutter Gottes im Zimmer seiner Großmutter, die heimlich die Bibel las, fasziniert ihn bereits im frühen Kindesalter. Mit 13 Jahren besucht er zum ersten Mal das Atelier von Anastas Konstantinov (1956 – 2017). Der international für seinen mystischen Expressionismus gefeierte Künstler Kostov sollte von 1984 bis 1992 sein Mallehrer sein, der ihm auch die Bedeutung des Glaubens vermittelt. Bis zu Anastas Konstantinov Tod die beiden eine gleichgesinnte und enge Freundschaft. Nach Beendigung der Mittelschule 1989 im Jahr des Berliner Mauerfall und Todor Christow Schiwkows erzwungenen Rücktritt als Staatschef von Bulgarien und Erster Sekretär der Bulgarischen Kommunistischen Partei bewirbt sich Dian Kostov für das Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Sofia, wird jedoch aufgrund der hohen Bewerber_innenzahl nicht aufgenommen. Die Wartezeit überbrückt er mit dem Studium der Ikonographie auf Theologischen Fakultät in Tarnovo. Ursprünglich wollte er nur ein Jahr studieren und sich erneut an der Akademie der bildenden Künste in Sofia bewerben. Doch schon ein paar Monate nach Studienbeginn entdeckt er seine Berufung und vertieft sich in die biblische Archäologie, die Interpretation des Alten und Neuen Testaments und die Technologie und Technik der Ikonenmalerei und ikonografischen Komposition. Seine Werke beschäftigen sich zeitlosen Fragen. In seinen Ikonenmalereien und Gemälden begibt Kostov sich auf die Suche nach Bildern, in denen die Symbole unserer Zeit, in der wir leben, präsent sind. 2019 war Dian Kostovs Installation Wer bist du? auf der XII. Biennale Internazionale dell’Arte Contemporanea in Florenz zu sehen. Seit 2021 befindet sich die Installation Das Leben ist stärker auf einem Silo an der Straße zwischen Sofia und Vidin. Die Installation zeigt die Ikone Gottesmutter Maria – Beschützerin und Fotografien von Kindern, die in den Pandemiejahren 2020/2021 geboren wurden. Dian Kostovs Werke sind weltweit zu sehen und befinden sich privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa, den USA und Japan.
VOTIVKIRCHE Die Votivkirche „Zum göttlichen Heiland“ gilt als eines der bedeutendsten neogotischen Sakralbauwerke der Welt. Die Entstehung des „Ringstraßendoms“ neben dem Hauptgebäude der Wiener Universität steht in Zusammenhang mit dem Attentat auf den jungen Kaiser Franz Joseph I. am 18. Februar 1853 durch den Schneidergesellen János Libényi. Erzherzog Ferdinand Maximilian der Bruder des Kaisers und spätere Kaiser von Mexiko, rief nach dem Attentat „zum Dank für die Errettung Seiner Majestät“ zu Spenden auf, um in Wien eine neue Kirche zu bauen. Die Kirche sollte als „Dankgeschenk“ (Votivgabe) der Völker der Monarchie für die Errettung Franz Josephs errichtet werden. In der Votivkirche hätten alle Nationen der Donaumonarchie ihre geistige und politische „Heimat“ finden sollen. Am 2. April 1854 wurde in der Wiener Zeitung ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Die Jury entschied sich für das Projekt des damals erst 26-jährigen Architekten Heinrich Ferstel. Nach 23 Jahren Bauzeit wurde die Votivkirche am 24. April 1879, anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares, eingeweiht. Mit einer Höhe von 99 Metern ist die aus Sandstein erbaute Votivkirche, die zweithöchste Kirche von Wien. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Glasfenster wurden provisorisch verglast und im Rahmen der Kirchenrestaurierung von 1960 bis 1973 neugestaltet, mit Ausnahme der großen Rose an der Hauptfassade und des Kaiser-Fensters von Eduard von Steinle, da die Originalzeichnungen fehlten. Im Zuge der Neugestaltung wurde ein Glasfenster mit dem Thema „Widerstand und Franz Jägerstätter“ als erstes Sakralkunstwerk, dass das Martyrium des oberösterreichischen Kriegsdienstverweigerers darstellt, eingesetzt. Ein weiteres Fenster bezeugt eine Szene aus dem Konzentrationslager Mauthausen. Bei dem Häftling mit der Segenshand handelt es sich um den Kaplan Heinrich Maier, der am letzten Hinrichtungstag vor der Befreiung Österreichs im Wiener Landesgericht enthauptet wurde. Von 2002 bis 2023 wurde Votivkirche generalsaniert. Die Ausstellung Kreuzweg. Der Preis der Wahl ist eine der ersten Veranstaltungen, die nach dem Abbau des Gerüsts im Inneren der Kirche stattfinden.
Dian Kostov: Kreuzweg. Der Preis der Wahl.
Eröffnung Dienstag, 16. Mai 2023, 19 Uhr mit Joseph Farrugia, Pfarrer der Votivkirche und Tourismusseelsorger der Erzdiözese Wien und Bernhard Böhler, Kurator
Ort Votivkirche, Rooseveltplatz 8, 1090 Wien
Dauer 17. – 29. Mai 2023
Öffnungszeiten Di – Fr 11–17 Uhr, Sa 11-19 Uhr, So 9–13 Uhr
Information www.votivkirche.at, T +43 1 406 11 92, E office@votivkirche.at
Eintritt frei
Presse Christina Werner PR +43 1 524 96 46
Öffnungszeiten Di – Fr 11–17 Uhr, Sa 11-19 Uhr, So 9–13 Uhr
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