Mit seinen Werken stellt Pietro Sabatelli Fragen nach der Wesenheit einer Form. Wie entsteht eine Form, wie setzt sie sich von ihrer Umgebung ab? Bildet sie sich im Gegenüber zur Leere? In den seriellen, minimalistischen Arbeiten des Künstlers geht es nicht nur um das, was wir sehen, sondern auch um das, was wir nicht sehen – um die Negativform und das Unsichtbare. Wie ein Architekt befasst er sich mit dem Äußeren genauso intensiv wie mit den Hohlräumen und Leerstellen.Sabatelli nähert sich diesen Fragen konzeptionell, mit Akribie und hohem Aufwand. Er findet eine pointierte und materiell wie ästhetisch ausgefeilte, reduzierte Bildsprache. Besonders aufwändig sind seine Bildoberflächen, gefertigt aus eigens hergestellten Farbpigmenten oder aus Kunstharz-Schichten. Seine Werke sind jedoch nicht so makellos wie industriell gefertigte Massenware, sondern offenbaren Spuren des mühevollen Schaffensprozesses: Über Stunden und Tage schleift und poliert Pietro Sabatelli die Oberflächen in gleichmäßigen, zigmal wiederholten, bedächtigen Bewegungen. Mit derselben Hingabe widmet er sich dem Guss der Gipsformen, die vielen seiner Arbeiten zugrunde liegen.
Nur auf den ersten Blick gleichen sich die einzelnen Grundformen der Werkreihen. Schaut man genauer, sind jedoch Unterschiede zu erkennen: Farbverläufe, Gussnähte, Schleifspuren. Die Module sind Unikate! Wie Gefäße bewahren sie, fast unsichtbar, die Arbeits- und Lebenszeit des Künstlers, zeugen von dessen Sorgfalt und Zuwendung und mahnen uns zu gründlicherem Hinsehen.
Pietro Sabatelli ist 1979 in Lüttich/Belgien geboren. Nach einem Studium der Computergrafik von 2002 bis 2005 und der Tätigkeit als Grafikdesigner studierte er ab 2011 an der Accademia di belle arti di Roma, bevor er – anfangs als Erasmus-Student – an die Hochschule für Bildende Künste Dresden wechselte. Nach dem Diplom bei Prof. Monika Brandmeier war er von 2018 bis 2020 Meisterschüler von Prof. Wolfgang Scheffler. Es folgte ein Aufbaustudium der Kunsttherapie, das er 2022 abgeschlossen hat. Er lebt und arbeitet in Dresden.