Selten gibt es Begriffe, die so wie „Tool“ ubiquitär die Beschreibungen der Arbeits- und Freizeitwelten durchdringen. Entweder wörtlich als Hilfsmittel oder Life-Hack, indirekt als IT-Anwendung oder im übertragenen Sinn als Gedankenstütze oder Verhaltensweise. Doch so komplex und bedeutungsbeladen deren Einsatz dort auch sein mag – reduziert man die Bedeutung des Wortes auf seine archaische Kernfunktion, kommt man irgendwann bei Stöcken und Stäben an: Dem Grundthema der Ausstellung „Stein“ von Alfredo Barsuglia und Karin Maria Pfeifer. Die beiden KünstlerInnen setzen sich mit diesen Hilfsmitteln in ihren grundlegendsten Funktionen auseinander, die bis in die Tierwelt hinein Verwendung finden und gleichzeitig Werkzeug wie auch Kampfgerät oder Phallussymbol sein können. Sie nähern sich diesem Thema dabei auf ganz unterschiedliche Weise. Barsuglia etwa setzt Stöcke, Stäbe und Bretter als Stütz- oder Ergänzungselemente zu klassischen Präsentationsformen in der Kunstwelt ein, die dadurch eine Art von neuem Eigenleben entwickeln. Der Künstler verhilft dem zugrundeliegenden Werk zu einer ganz neuen Position, im doppelten Wortsinn. Der Vorgang ist eine Umdeutung, Erweiterung und Neuentdeckung, ganz so soll ein Tool wohl funktionieren.Mit einem anderen Aspekt beschäftigt sich Pfeifer wenn sie ebenfalls stabförmige Fundstücke nebeneinander an die Wand reiht und dabei Analogien in deren Funktionsweise nachspürt. Etwa weil bei einem Riemen (umgangssprachlich: Ruder) die Einkerbung für die Dolle etwa just an jener Stelle im Verlauf des Holzes angelegt wurde, an der auch ein Biber einen Baumstamm annagt, oder Spielentwickler die Markierungen an Mikado Stäbchen setzen. Pfeifer weist damit anhand ihrer Exponate auf das Phänomen von Proportionen hin. Teilungsverhältnisse sind ebenso archaische Erklärungsmuster, wenn das große Ganze zur besseren Fassbarkeit in mehrere Einzelteile zerlegt wird. Von den Teilungsproportionen auf schwingenden Saiten eines Musikinstruments, über die Verhältnisse der Umlaufbahnen einzelner Planeten, bis hin zum so genannten Hemline-Index der Ökonomie, wonach die Wirtschaftsentwicklung mit der Höhe des Rocksaums in der Damenmode korreliert: Je mehr Bein, umso optimistischer die Investoren.
Die beiden KünstlerInnen verschränken dabei ihre Arbeiten und lösen sich vom Anspruch des solitären Kunstwerks, die Grenzen verschwimmen und eine neue eigenständige Werkschau entsteht.
Karin Maria Pfeiferwww.karinmariapfeifer.at
Alfredo Barsugliawww.alfredobarsuglia.com
Eröffnung: Freitag 25. August, 19 – 22 UhrÖffnungszeiten: Freitags 16 – 18 Uhr sowie auf Anfrage info@supersuper.atAusstellung bis 10. September 2023