Jedes Bild Ornauers ist eine Balance aus Zufall und Technik. Ein zentraler Aspekt des Prozesses ist, dass es keine Fehler gibt, nur eine Grundlage für Neues.Wie beim Kintsugi, der japanischen Reparaturtechnik womit zerbrochene Keramik mit einem mit Gold vermengten Klebstoff gekittet wird, und das Objekt erst durch diese Handlung seine Vollkommenheit erreicht, so verhält es sich auch mit Ornauers Bildern. Jede Schicht beeinflusst,die darauffolgendeund erst die Summe an unvollkommenen Ebenen resultiert in dem finalen Ausdruck.
Jede Schicht frischer Farbe wird mit einer Rakelvon oben nach unten abgezogen, wodurch die für Ornauers Schaffen so charakteristischen Farbverläufe entstehen.Überhaupt sind die Zonen und Übergänge von entscheidender Bedeutung. Ihnen wohnen die Nuancen inne, in denen sich all die übergeordneten Narrative entfalten. Die offensichtlichsten davon sind die Frage nach der Farbe und die Malerei an sich. Farbverläufe, ein bewusster Bruch der Farbenlehre, Farbklänge, Farbharmonien und Disharmonien sind evident in jedem Bild.
Diese Auseinandersetzung findet immer in der Vertikalen statt. Das Bild wird vom Tisch genommen und an die Wand gehängt, losgelöst von dem farbigen Overload der Tischplatte wird es an der weißen Wand zum Kunstwerk, beziehungsweise ein Zwischenstadium, welches zurück auf den Tisch gelegt wird,um unter immer neuen Schichten zu verschwinden. Dieser Prozess kann sich mehrfach wiederholen, bis eine Schicht aus allen anderen hervorgegangen ist, die auf Dauer in der Vertikalen bleibt.Immer schwingt dabei die Frage nach der Schönheit, beziehungsweise dem Kitsch mit. Die Bilder pendeln generell zwischen Opulenz und Schlichtheit, die jeweiligen Serien sind ein Farbcrescendo, welche immer wieder in einem schwarzen Bild münden.Die Intensität von Farbe oder Schönheit kann nicht endlos gesteigert werden und kulminiert so in einer steten Regelmäßigkeit in einem kreativen dunklen Gaumenreiniger. Innerhalb der übergeordneten Reihe aus 60x50 cm Bilder entstehen dadurch immer neue Unterserien in einem Rhythmus, der auch in der Ausstellung deutlich spürbar ist.Jan Gustav Fiedler
SUPPANAusstellung: Michael Ornauer - Vierzig30 minDoblhoffgasse 7, 1010 Wien
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