Almut Heise Traum I, 1967 Bleistift 350 x 290 mm © Almut Heise, Hamburg Almut Heise Traum I, 1967 Bleistift 350 x 290 mm © Almut Heise, Hamburg - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Wer: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Was: Ausstellung

Wann: 21.09.2024 - 05.01.2025

21.09.2024 – 05.01.2025 | Zweifellos zählt das Werk von Almut Heise (* Celle 1944) zu den konsequenten Positionen der Gegenwartskunst. Unbeirrt hat die Malerin über Jahrzehnte hinweg mit stoischer Gelassenheit und nonchalanter Unnachgiebigkeit ein einzigartiges malerisches und graphisches Œuvre geschaffen, das seinesgleichen sucht. Ihre veristischen Motive scheinen aus der…
21.09.2024 – 05.01.2025 | Zweifellos zählt das Werk von Almut Heise (* Celle 1944) zu den konsequenten Positionen der Gegenwartskunst. Unbeirrt hat die Malerin über Jahrzehnte hinweg mit stoischer Gelassenheit und nonchalanter Unnachgiebigkeit ein einzigartiges malerisches und graphisches Œuvre geschaffen, das seinesgleichen sucht. Ihre veristischen Motive scheinen aus der Zeit gefallen, bestechen aber zugleich durch die eindrückliche Präsenz der dargestellten Interieurs und Menschen in einer überzeitlich anmutenden Gegenwart, die den alltäglichen Lebensraum der Protagonisten vergessen macht. Heises spröde Sujets werfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten geben. Fraglos hat die Künstlerin damit das Format zu einem „artistʼs artist“ – eine Wertschätzung der besonderen Art.

Bezeichnend für Heise ist, dass sie wie nur wenige andere ihrer Generation schon zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit der heroischen Geste des deutschen Informel, das zu diesem Zeitpunkt längst zur eklektischen Formel erstarrt ist, mit hanseatischer Nüchternheit entsagt. Stattdessen hält sie mit einer altmeisterlichen Feinmalerei unerschrocken souverän dagegen – eine lautlose Rebellion in Zeiten lärmender Stilrichtungen, bei der man gewillt sein muss, sie ganz ohne Lobby auszuhalten. Selbst als sie 1970 nach ihrem Studium an der Hamburger Hochschule für bildende Künste, wo zu diesem Zeitpunkt führende Maler der britischen Pop Art lehren, angezogen von dieser schrillen Stilrichtung für ein Jahr ins Swinging London zieht, klärt der Aufenthalt für sie einzig ihre eigene künstlerische Position, zu der sie längst gefunden hat.

Weniger bekannt ist, dass parallel zu ihrer Malerei seit Mitte der 1960er Jahre ein konzentriertes zeichnerisches Werk entsteht, mit dem sie das konventionelle Verständnis der Zeichenkunst erweitert. Klassische Aspekte der Zeichnung wie die Linie oder der pastose Farbauftrag, die seit der italienischen Renaissance im Widerspruch zueinander stehen und sich geradezu auszuschließen scheinen, interessieren sie nicht mehr. Ihre Farbstift-Zeichnungen wirken so, als wären sie mit dem Zeichenmittel flächendeckend aufgebaut. Auch die klassische Handschrift der Linie verliert bei ihr an Bedeutung, vielmehr erscheint die Komposition ohne jede zeichnerische Geste aus der Fläche heraus modelliert zu sein. Damit steht der konventionellen Linienkunst ein neues Konzept von Zeichnung gegenüber.

Der konzise über Jahrzehnte kontinuierlich fortgeführte zeichnerische Werkblock, der auf Interieurs und Porträts konzentriert bleibt, gibt einen Eindruck von der Präzision ihres zeichnerischen Denkens. Sind die Zeichnungen anfänglich noch vorbereitende Studien zu den Gemälden, so werden sie im Werklauf mehr und mehr zur autonomen Meisterzeichnung. Aus heutiger Sicht ist es in der Rückschau beeindruckend zu sehen, wie sich der Ausdruck in den Porträts über die Jahrzehnte hinweg subtil verändert. Feinsinnig erfasst die Zeichnerin Almut Heise in den Gesichtern ihrer Modelle die sich abzeichnenden veränderten Zeitläufe und spiegelt sie in den Porträtzeichnungen, welche entrückt von Zeit und Raum zu sein scheinen. Eben diese genaue Beobachtungsgabe macht die Relevanz ihres zeichnerischen Werkes aus. Heise reiht sich damit in eine lange Tradition der zeichnerischen Introspektion des menschlichen Antlitzes ein und schafft, ohne stilistische Anleihen zu nehmen, eine eigene Sicht auf den Menschen und sein Porträt.

Charakteristisch für ihr unverkennbares Œuvre ist ein leichthändiges Crossover von klassischen Sujets der Kunstgeschichte und Themen der Alltagskultur, die ihre Bildwelten und Porträts durchziehen und damit entgegen ihrer Stille eine gewisse Unruhe ausstrahlen, die die Betrachterinnen und Betrachter umtreibt.

Es ist der Staatlichen Graphischen Sammlung München eine Freude, dass die Malerin Almut Heise das Erscheinen ihres zweibändigen Catalogue raisonné mit einer Ausstellung ihrer Zeichnungen in einem klassischen Kupferstichkabinett feiert.

KURATOR DER AUSSTELLUNG:Michael Hering, Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung München

Almut Heise Herr und Frau Hauptmann, 1977 Aquarell, Acryl und Öl 900 x 690 mm © Almut Heise, Hamburg Almut Heise Herr und Frau Hauptmann, 1977 Aquarell, Acryl und Öl 900 x 690 mm © Almut Heise, Hamburg - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Tags: Almut Heise, Grafik, Malerei

Täglich10:00 - 18:00MontagsgeschlossenDonnerstags10:00 - 20:00

Das könnte Sie auch interessieren
München, Messe, 15.10.2024 - 20.10.2024
Messeimpression Stand der Galerie Commeter, Foto: Jens Bruchhaus
München, Messe, 25.10.2024 - 27.10.2024
Impressionen ARTMUC 2024 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
München, Auktion, 27.11.2024 - 29.11.2024
Wird im November versteigert: Zarenportrait, wohl Peter der Große, Öl auf Leinwand, beschriftet und dat. 1690.
Prinzessin Sophie von Bayern in der Alten Pinakothek, Eintrag ins Gästebuch Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Haydar Koyupinar
München, Ausstellung, 25.10.2024 - 27.04.2025
Anna Uddenberg (SE *1982) Climber (warcraft) 2019, Unikat: Aquaharz, Fiberglas, Stahl, Bistrotisch, Holzverbundstoff, Acryl-Stoff, Plissee-Taschen, Schlangenlederimitat, Netzgewebe, Polyester, Sprühfarbe, Acrylfarbe, Kunsthaar, Acrylnägel, Polyurethanschaum, 135 x 125 x 115 cm, Sammlung Thiess, München Foto: Gunter Lepkowski Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
München, Ausstellung, 25.10.2024 - 29.03.2026
Ausstellungsimpressionen 2024 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
Archiv
München, Ausstellung, 16.08.2022 - 15.01.2023
JR (geb. in Frankreich, 1983) Giants, Brandenburg Gate, September 27th 2018, 01:14 p.m. © JR / Iris Hesse / Ullstein Bild / Roger-Viollet, Berlin, Deutschland, 2018
München, Auktion, 11.12.2022 - 15.01.2023
MEL RAMOS Hav-a-Havana #4: The Lost Painting of 1965 #17. Aquarell. € 20.000 – 30.000
München, Ausstellung, 29.07.2022 - 08.01.2023
Ina Kwon, Olympiaberg in München
München, Ausstellung, 13.10.2022 - 08.01.2023
Ludwig Ringler (um 1535 – 1605), Scheibenriss für eine Rundscheibe mit Gottvater und den weltlichen Herrschern, aus der dreiteiligen Folge „VOCATIO DIVINA“, Die Bestimmung der Menschen auf der Welt, Feder in Grauschwarz, violett laviert und Feder in Schwarz ǀ Disc outline for a circular disc with God the Father and the secular rulers, from the three-part series "VOCATIO DIVINA", The Destiny of Men in the World, Pen and ink in grey-black, violet wash and pen and ink in black © Staatliche Graphisc
Claude Monet  Seerosen, um 1915  Öl auf Leinwand, 151,4 x 201,0 cm 1978 aus dem Kunsthandel erworben Inv. Nr. 14562
München, Ausstellung, 01.07.2022 - 31.12.2022
Sven Simon, Die „Dirndlgruppe“ bei der Eröffnungs¬feier am 26. August 1972 im Münchner Olympia-Stadion, Fotografie, 1972  © IMAGO/Sven Simon
München, Presse, 22.12.2022
Exzellenter Nashornbecher China, 17. Jh., H. 14,3 cm Prov.++: Privatsammlung, Hamburg Schätzpreis: € 70.000.- Ergebnis: € 126.000,-
München, Presse, 13.12.2022
Thomas Struth  Art Institute of Chicago 2, Chicago,1990, chromogener Abzug, 160,2 × 193 cm © Thomas Struth  Art Institute of Chicago 2, Chicago, 1990, Chromogenic print, 160,2 × 193 cm © Thomas Struth
München, Presse, 12.12.2022
Kawase Hasui (1883-1957)  Zwei Frauen unter ihren Schirmen bei fallendem Schnee an einem Wintertag, unterwegs zum Haupteingang des Hie-Schreins in Chiyoda-ku in Tokio.
München, Presse, 11.12.2022
Robert Ketterer versteigert “Das blaue Mädchen in der Sonne” aus der Sammlung Gerlinger und stellt mit dem Erlös von € 4.750.000* einen neuen europäischen Rekord** für eine Arbeit Ernst Ludwig Kirchners auf.