Mit viel Liebe zum Detail, zu Licht und satten Farben fängt Sam Youkilis (*1993) die Sehnsüchte und Verheißungen des Reisens sowie die Schönheit des Alltäglichen ein. Beinahe rituell dokumentiert der New Yorker Fotograf und Filmemacher seinen morgendlichen Blick aus dem Fenster, bevor er als wacher Beobachter durch die Straßen flaniert und sein iPhone auf die vermeintlich belanglosen Situationen richtet, die sich vor seinen Augen entfalten: den frischen Espresso, der ihm über den Tresen gereicht wird; die farbintensiven Auslagen an einem Gemüsestand; im Wasser treibende Fischerboote oder die beiläufige Zärtlichkeit zwischenmenschlicher Gesten.Neben erfolgreichen Auftragsarbeiten in der kommerziellen Modefotografie hat Youkilis, der am Bard College unter anderem bei Stephen Shore studierte, seine ganz eigene Methode und visuelle Ästhetik entwickelt. So nimmt er seine beruflichen Reisen zum Anlass, um sich wiederholende Szenen an Orten der touristischen Freizeitgestaltung zu erkunden und in atmosphärischen Kurzvideos festzuhalten. Als Pionier einer neuen Form des Geschichtenerzählens nutzt Youkilis Instagram, um seine visuellen Notizen, die sich an der Schnittstelle von Straßen-, Reise-, Food-und Dokumentarfotografie bewegen, mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen.
Während man an manchen Urlaubsorten kaum noch Postkarten findet und Dia-Abende im kleinen Kreis längst der Vergangenheit angehören, sind soziale Medien weitgehend zum Ort des Zeigens, Teilens, der Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung geworden – eine Bühne für Urlaubsidyllen, Coffee Art, Tiervideos, Selfies und Sonnenuntergänge. Auch Youkilis macht diese typischen, erwartbaren Instagram-Bilder und bedient die bekannten Klischees des Reisens, hält darüber hinaus jedoch auch lokale Traditionen und alteingesessenes Handwerk fest. In seiner Praxis verschmilzt die Amateurlogik der Plattform mit der Professionalität eines geschulten Künstlers, der die Verführungskraft seiner Bilder auf die Spitze treibt. Sein Bilderkonvolut aus mittlerweile zehntausenden von Aufnahmen ordnet er thematisch zu Serien und verdichtet sie zu universellen und zeitlosen Sinnbildern menschlicher Erfahrung – ein poetischer Blick auf das, was uns alle unter der Sonne verbindet.
Sam Youkilis Arbeit beleuchtet nicht zuletzt auch die zeitgenössischen, massenmedialen Verwendungs- und Wirkungsweisen fotografischer Bilder in unserer schnelllebigen Bildkultur: Wie verändern Smartphones und soziale Netzwerke unseren Umgang mit Fotografie? Wie nutzen wir Bilder, um unsere Identitäten zu formen, Erlebnisse zu teilen und Bedeutungen zu schaffen?
C/O Berlin überträgt Sam Youkilis visuelles Archiv aus iPhone-Videosequenzen in den immersiven Ausstellungsraum und präsentiert mit Under the Sun die weltweit erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers. Es erscheint eine Publikation zur Ausstellung.
Ermöglicht durchArt Mentor Foundation Lucerne
Zusätzliche Unterstützung durchC/O Berlin Friends e.V.
Im Rahmen desEMOP 2025