Mit Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka oder Ralf Kerbach verewigten…
Mit Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka oder Ralf Kerbach verewigten…
Mit Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka oder Ralf Kerbach verewigten Generationen von Künstlern unterschiedlichste Blicke auf Dresden in ihren Werken.
Bernardo Bellotto: Der Canaletto-Blick
Doch kein Gemälde hat das „Gesicht“ Dresdens bis in die Gegenwart so sehr geprägt, wie die 1,33 mal 2,37 Meter große Vedute des venezianischen Malers Bernardo Bellotto (1722-1780), genannt Canaletto. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gaben heute das Gemälde „Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke“ nach einer anderthalbjährigen grundlegenden Restaurierung feierlich an die Öffentlichkeit zurück.
„Zwar hat man schon vielfach Canalettos Meisterwerke in Ausstellungen sehen können, aber die Bedeutung der Restaurierung seiner Meisterwerke wird hier in dieser Schau in einer ganz unerwarteten Weise sichtbar. Außerdem ermöglichen die Räume hinter der Rüstkammer, die jetzt für diese Sonderausstellung genutzt werden, eine völlig neuartige Sichtweise, denn der Betrachter kann die Bilder und ihre erzählerischen Staffagefiguren aus allernächster Nähe in Augenhöhe sehen. Wir sind sehr froh darüber, von heute an eines unserer Hauptwerke wieder in der Gemäldegalerie Alte Meister für die Besucher aus aller Welt präsentieren zu können. Mein großer Dank richtet sich vor allem an die Dresdner, die dieses Vorhaben mit sehr großem Engagement unterstützt haben“, so Prof. Dr. Bernhard Maaz, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und des Kupferstich-Kabinetts.
Bernardo Bellotto schuf das Gemälde 1748. Es war seine zweite Arbeit in der Residenzstadt überhaupt. Nachdem er 1747 auf Einladung von August III. in Dresden eingetroffen war, wurde er 1748 vom Kurfürst von Sachsen und König von Polen als Hofmaler ernannt.
Die Ansicht, die als „Canaletto-Blick“ berühmt geworden ist, zeigt vom Ufer der „Neuen Königstadt“ – ungefähr von der Höhe des Japanischen Palais aus gesehen – die gesamte Uferbebauung des gegenüberliegenden Elbufers. Mehrere Bauwerke dominieren die markante Stadtsilhouette, die noch heute so zu sehen ist: die Frauenkirche (errichtet von 1726-1743 von George Bähr), die Katholische Hofkirche (begonnen und geplant vom Architekten Gaetano Chiaveri). Zum Zeitpunkt der ersten Gemäldefassung war der Kirchturm allerdings noch nicht errichtet, so dass sich Bellotto an Entwurfszeichnungen orientieren musste. Rechts hinter dem Hauptschiff der Kirche erhebt sich der Hausmannsturm. An ihn schließt sich der Westflügel des Residenzschlosses an. Links neben der Hofkirche ist der Georgenbau des Schlosses sichtbar, darüber ragt im Hintergrund die Kreuzkirche auf. Neben dem sich daran anschließenden Haus folgt auf der Brühlschen Terrasse das Palais des Grafen Brühl, wobei die hohen rundbogigen Fenster zum „Canaletto-Saal“ des Gebäudes gehören, in dem der Premierminister die Repliken der Bellotto-Gemälde sammelte. Die von Matthäus Daniel Pöppelmann erneuerte Augustusbrücke, die als „sächsischer Ponte di Rialto“ die Elbe auf einer Länge von 400 Metern überspannt, verdeckt die Festungswerke, auf denen sich die Brühlsche Terrasse entlang zieht. Sie führt hinüber zur „Neuen Königstadt“, an dessen Ufer Bellotto die lebendig-gemächliche Szenerie aus anlandenden Schiffern und eine kleine Familienszene in stimmungsvolles Licht getaucht hat.
Die Restaurierung des Gemäldes
Seit 1834 war das Meisterwerk Bellottos fast durchgehend und vielerorts ausgestellt. Dies hinterließ deutliche Spuren, die eine grundlegende Restaurierung des Gemäldes erforderlich machten. Für dieses Vorhaben war die zusätzliche, auf 18 Monate befristete Anstellung einer Gemälderestauratorin in der Restaurierungswerkstatt der Gemäldegalerie Alte Meister und Galerie Neue Meister erforderlich. Das Labor für Archäometrie der Hochschule für Bildende Künste Dresden konnte als Kooperationspartner für die notwendigen naturwissenschaftlichen Untersuchungen gewonnen werden.
"Firnisabnahme und Retusche waren die zwei wesentlichsten Schritte dieser Restaurierung, die aufgrund des Schadensbildes und der Größe des Gemäldes Monate in Anspruch nahmen. Dabei war besonders die Retusche der Himmelsfläche und das Nachmischen dieses wenig greifbaren atmosphärischen Blaus eine große Herausforderung“, resümierte Sabine Bendfeldt, die als Restauratorin in der Restaurierungswerkstatt der Gemäldegalerie Alte Meister tätig ist.
Spendenkampagne – „Für Canaletto“
Um diese Arbeiten am Original finanzieren zu können, initiierte der Verein „MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e.V.“ (MSU)
2009 die Spendenkampagne „Für Canaletto“.
Herbert Süß, Vorstandsvorsitzender MUSEIS SAXONICIS USUI zieht Bilanz:
„Wir sind heute sehr stolz darauf, unser Ziel erreicht zu haben. Mit vereinten Kräften, der Unterstützung zahlreicher Förderer, vielen Einzelaktionen und vor allem mit den Dresdenern haben wir es geschafft, 128.000 Euro allein durch private Spenden zusammenzutragen und so das Gemälde für die kommenden Generationen zu erhalten.“
Innerhalb von zwei Jahren gelang es dem MSU, 128.00 Euro zusammenzutragen, wovon 80.000 Euro für Personalkosten und die weiteren Mittel für Forschung, Ausstellung und wissenschaftliche Dokumentation benötigt wurden. Das äußerst ehrgeizige Ziel, die Restaurierung des Gemäldes allein aus Spendengeldern zu finanzieren, konnte dank eines großen Unterstützerkreises - bestehend aus Firmen, bspw. Ketchum Pleon, prominenten Fürsprechern wie dem Schriftsteller Uwe Tellkamp, dem Künstler Georg Baselitz oder der Popgruppe „Polarkreis 18“ sowie aus bürgerschaftlichem Engagement - erreicht werden. Vor allem der Einsatz der Öffentlichkeit hatte viele Facetten: Gleich zu Beginn der Aktion verteilten die Mitglieder des Freundeskreises über 400 Wechselgeld-Spendenboxen in Dresdener Ladengeschäften, um insbesondere die Dresdener Bürger zum Spenden zu mobilisieren. Das Kammermusikensemble Concerto Bellotto gab in der Georg Baselitz-Ausstellung „Dresdner Frauen“ gemeinsam mit Altistin Britta Schwarz ein Benefizkonzert. Zehntklässler des Evangelischen Kreuzgymnasiums kreierten ihren ganz eigenen „Canaletto-Blick“ - aus den besten Arbeiten wurden jeweils Postkarten produziert, die die Schüler dann selbst verkauften. Höhepunkt der Kampagne war schließlich eine Stille Auktion zur Wiedereröffnung des Albertinums im Juni 2010. Namhafte Künstler wie Eberhard Havekost, Thomas Scheibitz oder Frank Nitsche hatten für die Auktion Kunstwerke gestiftet.
Die Ausstellung - „Das restaurierte Meisterwerk“
Ab dem 26. August 2011 wird Dresdens berühmtestes Stadtpanorama in der renommierten Reihe „Das restaurierte Meisterwerk“ der Öffentlichkeit zurückgegeben und in den neu hinzugewonnenen Ausstellungsräumen (ehemalige Werkstätten der Gemälderestaurierung) im Deutschen Pavillon im Zwinger gezeigt.
Die Ausstellung präsentiert neben dem Stadtpanorama die vielfältigen „gemalten Blicke“ des Hofmalers auf die Residenzstadt. Einige der Veduten werden dafür eigens aus dem Depot geholt. Eine Auswahl von Bellottos Radierungen aus dem Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erweitert das Panorama. Weitere Leihgaben aus der Plansammlung des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen und aus der SLUB (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek) dokumentieren das historische Stadtensemble, in dem der Künstler seine Motive suchte. Zudem veranschaulicht die Ausstellung die Restaurierung, die der Besucher Schritt für Schritt nachvollziehen kann.
Die Besucher der Ausstellung werden somit Bellottos Werk in seiner ganzen grafischen und malerischen Virtuosität erleben können.
Mit der Ausstellung möchten sich die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und MSU bei allen Spendern bedanken, die die Restaurierung ermöglicht haben.
Begleitet wird die Ausstellungen von Führungen und Vorträgen, ein Katalog zur Ausstellung erscheint im Sandsteinverlag in der bekannten Reihe „Das restaurierte Meisterwerk“ zum Preis von 14,90 Euro.
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