David LaChapelle hat in den vergangenen drei Jahrzehnten ein außergewöhnliches und unverkennbares Werk geschaffen. Er hat mit unzähligen Pop- und Filmstars gearbeitet und mit seinen kraftvollen, provokanten, humorvollen, glamourösen aber auch surrealen und meist knallbunten Arbeiten die Welt der Fotografie und die Ästhetik der Bildwelt nachhaltig geprägt. Die Galerie OstLicht präsentiert in der Ausstellung DAVID LACHAPELLE. ONCE IN THE GARDEN neben bekannten Ikonen aus den letzten zwanzig Jahren, wie „Amanda Lepore: Addicted to Diamonds“, „Celebrity Gleam“ oder „Amanda as Andy Warhol’s Liz Taylor“, drei seiner neuesten Werkgruppen: „Earth Laughs in Flowers“, „Gas“ und „Land Scape“.Durch seine Auseinandersetzung mit Themen wie Spiritualität und Religion, Personenkult und Körperlichkeit und mit der Hinterfragung gesellschaftlicher Normen von Geschlecht und Sexualität gelang es David LaChapelle, das öffentliche Bewusstsein zu beeinflussen. Er ist kein Fotograf im klassischen Sinn, er ist vielmehr ein Bildermacher, ein Geschichtenerzähler. Seine Bildwelt inspiriert sich dabei an unterschiedlichsten Quellen wie Popkultur, Barock, Renaissance, Kunstgeschichte, Kino und sogar an der Bibel.David LaChapelle versteht es mit Versatzstücken der Konsumwelt zwischen glänzenden und makellosen Körpern in hyperrealen Settings existentielle Fragen aufzuwerfen, in dem er eine geradezu bizarre Spannung zwischen Entfremdung und Anziehung erzeugt. Die Natur als Grundlage unseres Seins, der wir alle gleichermaßen nackt gegenüberstehen, ist in den neueren Werken des Künstlers als bildprägendes Element präsent.
In der Serie „Earth Laughs in Flowers“ (2008-2011) befasst sich LaChapelle mit der Vergänglichkeit des Lebens und der Schönheit. Er nimmt dabei Anleihen an Blumenstillleben des Barock. Im Sinne der Vanitas-Darstellungen zeugen Pflanzen, Früchte und Objekte von der Eitelkeit und der Endlichkeit des Lebens. Die tradierten Sinnbilder kombiniert und bricht er jedoch mit Objekten des täglichen Lebens, die erst auf den zweiten Blick ins Auge stechen: Brennende Zigaretten, alte Handys, Elektrogeräte oder Plastikflaschen dienen ihm als moderne Metaphern der Vergänglichkeit in unserer schnelllebigen Wegwerf-Gesellschaft.
Mit seinen jüngsten Serien „Gas“ und „Land Scape“ blickt LaChapelle auf die globale Ölproduktion und deren Infrastruktur, die alles andere als nachhaltig ist. Die Fotografien zeigen Tankstellen und Raffinerien in kitschigen bis unheimlich surrealen Lichtsettings. Es handelt sich jedoch nicht um reale Gebäude, sondern um maßstabgetreue Modelle aus recycelten Materialien, wie Eierkartons, Motherboards von Computern, Tee-Kanistern, Lockenwicklern, Strohhalmen und anderen wiederverwertbaren Produkten auf Erdölbasis. In aufwendigen Inszenierungen fotografierte LaChapelle diese Modelle im Regenwald von Maui (Gas Stations), in der Wüste und entlang der Küste Kaliforniens (Refineries).Es ist auch ein hintergründiger Kommentar, mit dem LaChapelle den Betrachter zu einer selbstkritischen Reflektion über die unerbittliche Ausbeutung unseres Planeten anregen möchte: „Diese Gebäude sind die Artefakte einer versunkenen Zivilisation“, sagte er dazu in einem Interview mit dem Magazin AD. „Wenn zukünftige Archäologen eine Tankstelle ausgraben werden, so wie unsere Archäologen einen Inka-Tempel ausgraben, wird das ein Indikator dafür sein, was Aufstieg und Fall unserer Zivilisation verantwortet hat.“Mit „Once in the Garden“ wird schließlich David LaChapelles neueste Arbeit gezeigt. Sie ist nicht nur titelgebend für die OstLicht-Ausstellung, sondern auch das Sujet des Life Ball 2014. LaChapelles starker Bezug zur Kunstgeschichte wird in dem Diptychon besonders deutlich. Motive wie der rosafarbene Lebensbrunnen und der liegende Jüngling mit fantastischem Kopf sind aus Hieronymus Boschs „Der Garten der Lüste“ (um 1500) entlehnt. In seiner Version eines surrealen paradiesischen Gartens inszeniert LaChapelle das Transgender-Modell Carmen Carrera und gibt dem ihm wichtigen Anliegen, dass Liebe keine Geschlechtergrenzen kennt, starken Ausdruck.