Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über das bisherige Schaffen der zeitgenössischen Wiener Künstlerin Florentina Pakosta. Die Absolventin der Akademie der bildenden Künste in Wien ist seit 1971 Mitglied der Wiener Secession.Ausgangspunkt für das Werk der Künstlerin ist ein sozialkritischer Realismus. Ab den späten 1950er Jahren setzt sich Florentina Pakosta in Bleistiftzeichnungen und Tuscharbeiten mit anonymen Charaktertypen auseinander, die sie im Gasthaus, auf der Straße oder auf Bahnhöfen antrifft. Parallel dazu experimentiert sie auch mit einer kubistischen Formensprache.
Im Laufe der Zeit reduzieren sich die psychologisierenden Menschendarstellungen auf stereotype Charaktere, die zuweilen zu Karikaturen verfremdet werden, zuweilen aber auch ins Monströse umkippen. In surrealistischer Manier verdoppeln sich Körper- und Gesichtsteile, wachsen aus Köpfen Metallwerkzeuge und bewaffnen sich Personen mit merkwürdigen, gefährlich wirkenden Attributen. Ab den 1970er Jahren entstehen monumentale Charakterköpfe, mit denen Florentina Pakosta große Bekanntheit erlangen sollte. Diese Arbeiten sind durch die Technik des Kupferstiches inspiriert und bewältigen spielend auch riesige Bildformate. In der Gefühlskälte der Dargestellten staut sich ein bedrohliches Maß an Aggressivität auf, das sich zuweilen in Grimassen entlädt, die an die berühmten Charakterköpfe des Barockbildhauers Franz Xaver Messerschmidt erinnern.
Gleichschaltung und Fremdbestimmung sind weitere Themen in Florentina Pakostas Arbeiten der 1980er Jahre. Bilder von dicht gedrängten Menschenmassen, in denen eine Tendenz zu Stereometrie und Motivwiederholung immer deutlicher zum Tragen kommt, leiten schließlich in eine weitere Phase der Künstlerin über. In den sogenannten „Trikoloren Bildern" moduliert Florentina Pakosta konstruktivistische Struktur- und Farbkompositionen und erweitert ihr künstlerisches Spektrum in Richtung Konkrete Kunst.
Biografie:
1933 in Wien geboren
1952-1956 Studienaufenthalte in Paris, Venedig, Prag und Amsterdam
1956-1960 Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste bei Josef Dobrowsky
1963 längerer Studienaufenthalt in Paris
1971 Mitglied der Wiener Secession
ab 1972 Beschäftigung mit dem Werk Franz Xaver Messerschmidts
ab 1975 großformatige Zeichnungen
Publikation eigener Prosatexte
1975 Theodor Körner-Preis
ab 1977 Anwendung der Schablonentechnik
ab 1979 Beschäftigung mit dem Thema „Gestik" und dem Thema „Menschenmassen"
1984 Preis der Stadt Wien für Grafik
ab 1988 serielle „Massenstillleben" und Tricolore Bilder
ab 1995 Serien von Bewegungszyklen
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien
Mag. Klaus Pokorny
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