Der österreichische Maler Gustav Klimt. Photographie 1914 von Anton Josef Trčka © Imagno/Austrian Archives Der österreichische Maler Gustav Klimt. Photographie 1914 von Anton Josef Trčka © Imagno/Austrian Archives - Mit freundlicher Genehmigung von: leopoldmuseum

Wer: leopoldmuseum

Was: Ausstellung

Wann: 24.02.2012 - 11.06.2012

Das Leopold Museum, das mit seinen außerordentlich reichen Beständen über heraus- ragende Werke von Gustav Klimt verfügt, nimmt den 150. Geburtstag des Künstlers gerne zum Anlass, dem Hauptvertreter des Wiener Fin-de-siècle, der zu den weltweit bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt, eine Ausstellung zu widmen. Eine Sonderausstellung unter vielen – so könnte man…
Das Leopold Museum, das mit seinen außerordentlich reichen Beständen über heraus- ragende Werke von Gustav Klimt verfügt, nimmt den 150. Geburtstag des Künstlers gerne zum Anlass, dem Hauptvertreter des Wiener Fin-de-siècle, der zu den weltweit bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt, eine Ausstellung zu widmen. Eine Sonderausstellung unter vielen – so könnte man mutmaßen – die heuer des Künstlers gedenken. Manche thematisieren unterschiedliche Gattungen seines Werkes wie die Landschaftsmalerei oder das Portraitschaffen, andere die Zeichnungen, einzelne Werk- phasen oder spezielle Ausstattungsprojekte.Im Leopold Museum entschieden wir uns bewusst für einen anderen Weg und thematisieren »Klimt persönlich«. Damit lenkt die erste monographische Ausstellung, die das Leopold Museum Klimt widmet, den Blick auf die private, persönliche Seite des Malers – ein Unterfangen, das in dieser Form erst- malig geschieht.GUSTAV KLIMT: MENSCH UND KÜNSTLER Das Werk von Gustav Klimt ist mittlerweile weltbekannt, aber der Mensch und Künstler dahinter blieb bisher fast völlig verborgen. Mit der Jubiläumsausstellung »Klimt persön- lich. Bilder – Briefe – Einblicke« wird der Versuch unternommen, einige Schlaglichter auf Klimt zu werfen. Dabei konfrontiert die Ausstellung ausgewählte Werke des Künstlers mit Klimts Selbstaussagen. Bei den Ölbildern und Zeichnungen kann das Museum auf den eigenen Bestand zurück- greifen, darunter Hauptwerke des Leopold Museum wie die Allegorie »Tod und Leben« und Landschaftsbilder wie »Am Attersee«, »Der stille Weiher« oder »Die große Pappel II« und aus den mehr als hundert hauseigenen Zeichnungen. Diese Werke werden er- gänzt um wichtige Leihgaben und verschränkt mit Selbstaussagen des Künstlers. In derZusammenschau von Leben und Werk schafft die Ausstellung die Möglichkeit, den Künstler neu zu sehen, der zu Lebzeiten heftig umstritten war und sich genau aus diesem Grund immer mehr zurückzog. Der Zeitzeuge und Kunsthistoriker Hans Tietze schreibt dazu 1919:»Die Umstände haben Klimt an einen lärmenden Platz im Wiener Kunstleben gestellt, aber er war im Grunde ein scheuer Mensch, dem vor allem [vor dem] In-die-Öffentlichkeit-Treten graute. […] Hinter die Mauer, die Klimt um sich errichtet hatte, haben auch seine Freunde kaum jemals blicken dürfen.« (Hans Tietze, Gustav Klimts Persönlichkeit, 1919, S. 1)So ist es auch wenig verwunderlich, dass sich über den Menschen und Künstler zahl- reiche Klischees und Mythen gebildet haben, mit denen die Ausstellung brechen will.DIE POSTKARTEN AN EMILIE FLÖGEDie Ausstellung zeigt mit rund 400 Postkarten den Großteil jener Karten, die Klimt im Laufe seines Lebens an Emilie Flöge adressierte. Mehr als die Hälfte davon befindet sich in der Sammlung Leopold II, die andere Hälfte wird von der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. In der Ausstellung werden beide Teile wieder zu einer Einheit zusammenge- führt. Versehen mit Klimts charakteristischer Handschrift erzeugen diese Schriftstücke be- reits in ihrem äußeren Erscheinungsbild den Eindruck von großer Originalität. Wie eine Timeline ziehen sich diese Postkarten als langes Band durch die Ausstellung.»DER KÜNSTLER SPRICHT«Dem langen Band der Postkarten, das sich durch die Ausstellung schlängelt, antworten 20 ausgewählte Originalzitate an der Wand. Schon quantitativ wird deutlich, dass Klimt bei aller angeblichen Schreibfaulheit, die ihm zu Unrecht angedichtet wurde, in seinen Mitteilungen auch heute noch Substantielles zu sagen hat – vor allem über sich selbst, sein künstlerisches Verständnis, über seine Arbeit als Maler. Der Bogen spannt sich von der selbstbewussten Ansage »Malen und Zeichnen kann ich, das weiß ich« bis zu Klimts letzten Worten am Sterbebett, als er nach Emilie Flöge verlangt: »Die Midi soll kommen«. Es werden unterschiedliche Themenkreise angesprochen, besonders zu Klimts Arbeits- weise, zu prägenden künstlerischen Eindrücken, Nachrichten von der jährlichen Som- merfrische am Attersee, Mitteilungen über seine Sammler, Mäzene und Verkaufspreise, zum noch wenig bekannten Aspekt von Gustav Klimt als fürsorglichen Vater seiner ille- gitimen Kinder oder seine Einschätzung der jungen Künstlergeneration.»GRECO IST PRACHTVOLL«: KLIMTS KUNSTERFAHRUNGENImmer wieder zeigte Klimt sich enttäuscht von den Sehenswürdigkeiten und Samm- lungen, die ihm zunächst als große Attraktionen angepriesen worden waren. Umso wertvoller sind die seltenen positiven Notizen, die Klimt an Emilie Flöge mitteilt. Oft nur auf wenige Worte reduziert, stellen diese Eindrücke erhellende Gedanken über die künstlerischen Ansichten des Meisters dar, pointierte, überraschende Reflexionen, die gelegentlich auch in Klimts eigenen künstlerischen Arbeiten ihren Niederschlag finden sollten. Aus Ravenna etwa schreibt Klimt im Dezember 1903: »In Ravenna viel armse- liges – die Mosaiken von unerhörter Pracht.« Im Herbst 1909 wiederum schreibt anläss- lich seiner Fahrt nach Madrid aus Toledo ein begeisterter Klimt an Emilie: »Habe lebhaf- test an Dich gedacht – Du würdest entzückt sein mit mir. Auch Greco ist prachtvoll!« Und besonders interessant die Meldung aus Brüssel 1914, wo sich Klimt wegen einer Auftragsarbeit im Palais Stoclet aufhält und im nahegelegenen Musée du Congo belge auf die Stammeskunst Schwarzafrikas trifft. Mit dem Museum kann er wenig anfangen, »Das Schöne aber sind die Plastiken dieser Congoneger! Sie sind herrlich und pracht- voll – man schämt sich – daß die in ihrer Art so viel mehr können als wir. Ich war ganz weg!« Dass die afrikanische und ozeanische Stammeskunst auch beim Jugendstilkünst- ler Klimt auf uneingeschränkte Anerkennung stößt, überrascht doch einigermaßen.SOMMERFRISCHE AM ATTERSEEGustav Klimt verwendete für fast alle Landschaftsbilder, die er ab der Jahrhundertwende schuf, Motive die er im Zuge der Sommerfrische für sich entdeckte. Häufig macht ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung – wie er vor allem in seinen Briefen an die in Wien verbliebene Ge- liebte Mizzi Zimmermann mitteilt, dass er etwa die vor Ort begonnenen Bilder aus Zeitmangel erst im Wiener Atelier vollenden werde. Die Ausstellung zeigt besonders schöne Beispiele von Klimts prachtvollen Landschaftsbildern, darunter bedeutende Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen. Zahlreiche, in der Ausstellung gezeigte historische Fotoaufnahmen zeigen Klimt in ent- spannter Atmosphäre im Kreise seiner Lieben, etwa in seinem typischen Malerkittel am Seeufer oder bei der Suche nach geeigneten Motiven für seine Bilder. Dabei thematisiert die Ausstellung den Gegensatz von Wien und Attersee, von Atelierarbeit und Freilicht- malerei, von Klimts Öffentlichkeit und privatem Rückzug.DIE ATELIERS VON GUSTAV KLIMTMit der Rekonstruktion von Klimts Ateliers als weiterem Schwerpunkt der Ausstellung wird ein wichtiges Element von Klimts privater, nichtöffentlicher Seite seiner Person in den Vordergrund gerückt. Von 1892 bis 1911 arbeitete Klimt in einem abgeschiedenen, im Hinterhof eines Bürgerhauses an der Josefstädter Straße gelegenen Atelierhäuschen. Um 1903 stattete die Wiener Werkstätte Klimts Atelier mit teuren, von Josef Hoffmann entworfenen Möbeln aus, die der Meister auch in seinem späteren Hietzinger Atelier, in welchem er von 1912 bis zu seinem Tod 1918 arbeitete, in Verwendung hatte.Das Atelier bedeutete für Klimt die Rückzugsmöglichkeit ins Private, hier ist der Künstler ganz bei sich, hier war auch das Reich der weiblichen Aktmodelle, die Klimt auf Tausen- den von Blättern festhielt, ein schon zu Lebzeiten sagenumwobener erotischer »hor- tus conclusus«. Die für die Ausstellung getroffene Auswahl an Klimt-Zeichnungen aus dem reichen Bestand des Leopold Museum findet hier ihr passendes Ambiente. Mit den Objekten, die Klimt gleichfalls im Atelier versammelte – etwa eine große Anzahl an originalen japanischen Holzschnitten, Wandbildern, Theatermasken und japanischen Kimonos, die in der Ausstellung so weit als möglich wieder zusammengetragen werden – spricht Klimt auch als Sammler zu uns.Ergänzend zu den Gemälden und Zeichnungen wird in der Ausstellung »Klimt persön- lich. Bilder – Briefe – Einblicke« eine Fülle von zeitgenössischen Klimtfotografien präsen- tiert, wie sie in dieser Zahl, Dichte und Qualität noch in keiner Präsentation zu sehen waren. Auch hier geht es um die Spannung von öffentlich und privat. Auf der einen Seite zeigen wir historische Fotoaufnahmen, die Klimt in entspannter Atmosphäre im Kreise seiner Freunde zeigen, in seinem typischen Malerkittel am Seeufer oder bei der Suche nach geeigneten Motiven für seine Bilder. Auf der anderen Seite Wiener Studioaufnah- men von den renommiertesten Wiener Fotokünstlern, besonders Moriz Nähr, Josef An- ton Trčka oder das Atelier d´Ora. In ihnen wird deutlich, wie stark Klimt die Fotografie zur Selbststilisierung nutzt.AUSSTELLUNGSARCHITEKTUR: DIETMAR EBERLEFür die architektonische Gestaltung der Ausstellung, die in so bislang nicht gekannter Weise Ölbilder mit Lichtbildern verschränkt und Schriftbilder mit Stimmungsbildern kombiniert, in den Händen von D.I. Dietmar Eberle, Professor für Architektur und Ent- wurf an der ETH Zürich. (baumschlager-eberle.com).Kuratoren der Ausstellung: Tobias G. Natter, Franz Smola und Peter Weinhäupl
Gustav Klimt, Der Blinde, 1896 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4144 Gustav Klimt, Der Blinde, 1896 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4144 - Mit freundlicher Genehmigung von: leopoldmuseum
Tags: 150. Jahre, Gemälde, Gustav Klimt