Anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Berufsfachschule für Goldschmiede an der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Pforzheim zeigt das Schmuckmuseum eine Retrospektive auf die zurückliegenden neun Jahrzehnte. Die zweijährige Berufsfachschule nahm im Schuljahr 1920/21 mit damals zehn Schülern ihren vielseitigen Unterricht auf. Ziel war von Anfang an die Vermittlung einer ganzheitlichen, vielseitigen Ausbildung in allen Disziplinen, die dem Goldschmiedehandwerk zuzurechnen sind. Seit den 1960er Jahren ist neben handwerklichen und technischen Fertigkeiten die Gestaltung stärker in den Vordergrund gerückt. Pro Jahrgang gibt es aktuell zwei Parallelklassen in diesem Ausbildungszweig. Die Ausstellung zeigt vom 10. Juli bis zum 30. Oktober 2011 Arbeiten ehemaliger Berufsfachschüler. Darunter finden sich auch Namen von Absolventen, die zu erfolgreichen Schmuckkünstlern geworden sind, wie Manfred Bischoff, Georg Dobler, Ute Eitzenhöfer, Karl Fritsch oder Winfried Krüger. Auch manches Übungsstück ist ausgestellt, das veranschaulicht, wie die unerlässlichen technischen Grundlagen erlernt werden. Die Anfänge der Goldschmiedeschule Pforzheim
»Es ist erfreulich, zu sehen, wie sich die zweijährige Berufsfachschule für Goldschmiede als älteste Vollzeit-Schulform an der Goldschmiedeschule kontinuierlich entwickelt hat: Traditionen wurden bewusst erhalten, ohne auf zeitgemäße Anpassungen in Gestaltung und Technik zu verzichten. Mit dieser Ausstellung im Schmuckmuseum können wir der Öffentlichkeit auch ein Stückchen Schmuckgeschichte präsentieren«, so die Leiterin der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Sigrid Kopittke. Die Anfänge der Goldschmiedeschule lassen sich bis 1768 zurückverfolgen: Bereits ein Jahr nach der Gründung der Pforzheimer Traditionsindustrien wurde ein Zeichenlehrer angestellt, um die Ausbildung in der Manufaktur schulisch zu begleiten. Diese Kombination betrieblicher und schulischer Ausbildung gilt als erster Berufsschulunterricht weltweit und wird im dualen Ausbildungssystem auch heute noch sehr erfolgreich umgesetzt.
Der Beginn der zweijährigen Berufsfachschule
Im Schuljahr 1920/21 wurde zum ersten Mal eine Vollzeitklasse für Goldschmiede eingerichtet. Am 19. April 1920 begannen zehn Schüler ohne Lehrverhältnis mit dem Unterricht. Der Stundenplan umfasste 43 Wochenstunden. Nach der zweijährigen Schulzeit waren die Schüler von jeder weiteren Schulpflicht befreit. Damit war der Anfang der zweijährigen Berufsfachschule geschaffen.
Veränderungen im Unterricht der 1960er Jahre bis heute
Mit dem Umzug in das neue Gebäude machte sich auch ein Wandel in der Ausbildung bemerkbar. Im praktischen Bereich begann neben der Technik auch die Gestaltung stärker in den Vordergrund zu treten. Dies wurde durch die in den 1960er Jahren entstehende Schmuck-Avantgarde und durch Einflüsse aus Kunst und Design gefördert. Außerdem hielt schrittweise eine andere Auffassung von Unterricht Einzug. In Projekten wurden und werden die Schülerinnen und Schüler mit Aufgabenstellungen konfrontiert, die sie individuell zu bearbeiten haben: Die gelernten Techniken, ob Säge-Biege-Gestaltung, CAD oder Rapid Prototyping, sind hierbei schlüssig in die selbst entworfenen Schmuckarbeiten einzubinden. Die entstandenen Stücke werden inzwischen mindestens einmal während der Ausbildung einem breiteren Publikum öffentlich präsentiert, wobei Ausstellungskonzeption und -umsetzung ebenfalls in die Hand der Schülerinnen und Schüler gelegt werden. Derzeit findet der Unterricht in der Berufsfachschule für Goldschmiede in zwei Parallelklassen je Jahrgang statt – der Wunsch, sich zum Goldschmied ausbilden zu lassen, ist ungebrochen.
Der Eintritt in die Ausstellung ist im Museumseintritt von 3 € inbegriffen.
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) • Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, z.B. mit der SWR2-Kulturkarte, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei • Gruppenführungen auf Anfrage • Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € • Partner von Kulturland Baden-Württemberg • Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 • Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de