Von Sonnenblum, Honigbaum und Liebesapfel Sonderausstellung zum "Hortus Eystettensis" auf der Willibaldsburg in Eichstätt eröffnetVor 400 Jahren erschien das berühmteste botanische Kupferstichwerk der Neuzeit. Auf 367 großformatigen Bildtafeln sind darin über 1000 unterschiedliche Pflanzenarten und -sorten festgehalten. Die faszinierende Geschichte ihrer Herkunft, Sammlung und bildlichen Dokumentation zeigt ab Donnerstag, 9. Mai 2013, eine neue Sonderausstellung der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung auf der interner Link Willibaldsburg in Eichstätt.
Was verbindet Kartoffel und Sonnenblume, was ist ein Honigbaum, und wie kommt der Liebesapfel zu seinem Namen? Diese ungewöhnlichen Fragen wurden bei der Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 8. Mai 2013, vom Präsidenten der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber, beantwortet: "Die Ausstellung auf der Willibaldsburg zeigt wie heute alltägliche Nutzpflanzen im späten 16. Jahrhundert als Raritäten Eingang in den Garten des Eichstätter Fürstbischofs Conrad von Gemmingen fanden. Seine in Eichstätt angelegte, heute verlorene Pflanzensammlung, die der Nürnberger Botaniker Basilius Besler 1613 in Kupferstichen verewigte, nahm Gewächse aller vier damals bekannten Kontinente auf."
Eingang in den Eichstätter Garten und seine bildliche Wiedergabe fand so nicht nur die heute schnöde Kartoffel, sondern auch die Sonnenblume und die als Liebes- oder Paradiesapfel bezeichnete Tomate. Portugiesische und spanische Seeleute führten die amerikanischen Gewächse im 16. Jahrhundert nach Europa ein, wo man sie zunächst im fürstlichen Garten als Zierpflanzen kultivierte.
Am authentischen Schauplatz informiert die Sonderschau ebenso über Schöpfer und Initiatoren der Pflanzensammlung wie über Geschichte und Herkunft der aufgezeichneten Pflanzenarten. Ihr Aussehen vermitteln nicht nur Reproduktionen der historischen Kupferstiche, sondern auch botanische Anschauungsobjekte.
So können Samen von Pflanzen aus Afrika, Asien und Amerika mit einer Lupe genau betrachtet werden. Der getrocknete Blütenstängel der 2012 im Ansbacher Hofgarten von den Gärtnern der Bayerischen Schlösserverwaltung zum Blühen gebrachten Agave demonstriert das reale Erscheinungsbild der im 16. Jahrhundert aufgrund ihres süßen Saftes als Honigbaum geschätzten Pflanze.
Rund um die Sonderausstellung wird in Kooperation mit der Tourist-Information Eichstätt, dem Historischen Verein Eichstätt e.V. und der Universitätsbibliothek Eichstätt ein umfangreiches Rahmenprogramm für Kinder und Erwachsene angeboten. Ins Führungsprogramm einbezogen ist der interner Link Bastionsgarten auf der Willibaldsburg. In dem vor 15 Jahren von der Bayerischen Schlösserverwaltung auf der Schmiedebastion der Willibaldsburg neu angelegte Schaugarten wird ein großer Teil der im "Hortus Eystettensis" abgebildeten Nutz- und Zierpflanzen kultiviert.
Der ursprüngliche von Fürstbischof Johann Conrad von Gemmingen (1561-1612) durch die Nürnberger Botaniker Joachim Camerarius (1534-1598) und Basilius Besler (1561-1629) rund um die Willibaldsburg angelegte botanische Garten ging bereits im 18. Jahrhundert verloren.