Illustrierter Modewarenbericht 1898/99,  Firmenarchiv Kastner & Öhler Illustrierter Modewarenbericht 1898/99, Firmenarchiv Kastner & Öhler - Mit freundlicher Genehmigung von: museumjoanneum

Was: Ausstellung

Wann: 15.05.2013 - 03.11.2013

2013 feiert das traditionsreiche Warenhaus Kastner & Öhler ein Dreifachjubiläum: Vor 140 Jahren gründeten Carl Kastner und Hermann Öhler in Troppau (im heutigen Tschechien) eine Kurzwarenhandlung. Vor 130 Jahren eröffneten sie eine Niederlassung ihres Unternehmens in der Grazer Sackstraße 7, und vor 100 Jahren entstand dort ein modernes und für die gesamte Monarchie…
2013 feiert das traditionsreiche Warenhaus Kastner & Öhler ein Dreifachjubiläum: Vor 140 Jahren gründeten Carl Kastner und Hermann Öhler in Troppau (im heutigen Tschechien) eine Kurzwarenhandlung. Vor 130 Jahren eröffneten sie eine Niederlassung ihres Unternehmens in der Grazer Sackstraße 7, und vor 100 Jahren entstand dort ein modernes und für die gesamte Monarchie herausragendes Warenhaus. Diese drei historischen Meilensteine sind der Anlass für eine Ausstellung, die im Museum im Palais und vis-á-vis im Haupthaus von Kastner & Öhler zu sehen sein wird. Im Mittelpunkt der von Bettina Habsburg-Lothringen kuratierten Schau steht sowohl die Geschichte des Unternehmens als auch der Vergleich zwischen den Institutionen Warenhaus und Museum.

Den beiden Orten der Ausstellung entspricht auch ihre inhaltliche Gliederung: Eine temporäre Intervention in den Verkaufsräumen von Kastner & Öhler fokussiert die frühe Entwicklung des Unternehmens sowie die Architektur und Warenpräsentation um 1900, die verschiedenen Protagonistinnen und Protagonisten ebenso wie die Praxis des Konsums. Sie umreißt die Bedeutung des Warenhauses für die Entwicklung und Erscheinung der Stadt und widmet sich schließlich auch einem einst revolutionären Vertriebskonzept: dem Versandhandel. Im Erdgeschoss des Museums im Palais hingegen werden Parallelen und Unterschiede zwischen Warenhäusern und Museen thematisiert, es werden funktionale und repräsentative Architekturen ebenso verglichen wie das Museumsobjekt mit der käuflichen Ware, Formen der Präsentation und Vermittlung und Rituale des Besuchs.

Eine Ausstellung in eine ohnehin stark inszenierte Verkaufsfläche zu integrieren, ist an spezifische Rahmenbedingungen gebunden: Originale Dokumente können aus Sicherheitsgründen nicht gezeigt werden, die visuelle Konkurrenz zur bunten Warenwelt erfordert eine prägnante Gestaltung, die die Ausstellung als solche ausweist, die Orientierung gibt, Aufmerksamkeit schafft und das aufbereitete Bild- und Textmaterial trägt. Aus diesem Grund haben Fidel Peugot und Karl Emilio Pircher von Walking Chair Design, Wien, grüne Puppen entworfen, die liebevoll „Charlies“ genannt werden: Sie sind das Trägermedium der Präsentation und nehmen u. a. Bezug auf Schaufenster- und Kleiderpuppen, wie sie aus Warenhäusern

bekannt sind. Aber auch im Museum haben Puppen und Figurinen eine lange Tradition im Rahmen von ensemblehaften Darstellungen, z. B. zur Veranschaulichung von Wohn- oder Festszenen oder zur Präsentation von Textilien.

So unterschiedlich die institutionellen Identitäten und Zielsetzungen von Kastner & Öhler als Warenhaus und dem Joanneum als Landesmuseum um 1900 auch gewesen sein mögen: Beide Einrichtungen standen für eine „neue Zeit“ und standen im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sie wurden in den Dienst der Dinge – Objekte bzw. Waren – gestellt, und Fachleute an beiden Orten bemühten sich früh um deren ideale Präsentation. Ziel der kommerziellen bzw. musealen Ordnungen und Inszenierungen war es, Menschen zum Staunen und Sehen sowie zum Konsum bzw. Lernen anzuregen.

Das Ausstellungskapitel „Museum und Warenhaus“ im Museum im Palais wird als klassische Ausstellung umgesetzt, auf der Basis von Objekten zur Geschichte der thematisierten Häuser sowie mit begleitenden, erklärenden und kontextualisierenden Texten. Alle übrigen Kapitel wurden so weit wie möglich auf der Basis der Bestände des Kastner & Öhler-Firmenarchivs entwickelt, erweitert durch Materialien aus dem Universalmuseum Joanneum sowie dem Steiermärkischen Landesarchiv. Eine besonders aufschlussreiche Quelle waren die „Illustrieren Modewarenberichte“ von Kastner & Öhler, die ab 1887 zur Verfügung standen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Bildern und Textbeiträgen: Neben Vorwörtern von Peter Pakesch und Kastner & Öhler-Vorstand Martin Wäg beinhaltet die 148 Seiten starke Publikation einen Beitrag zum Ausstellungskonzept von Bettina Habsburg- Lothringen sowie Interviews mit Martin Wäg und den Designern Fidel Peugot und Karl Emilio Pircher von Walking Chair Design.

Kopf einer „Armand Marseille 390er“-Puppe aus der Sonneberger Porzellanfabrik des Armand Marseille,  Volkskundemuseum, © Universalmuseum Joanneum Kopf einer „Armand Marseille 390er“-Puppe aus der Sonneberger Porzellanfabrik des Armand Marseille, Volkskundemuseum, © Universalmuseum Joanneum - Mit freundlicher Genehmigung von: museumjoanneum / Universalmuseum Joanneum
Tags: Graz, Mode, Plakat, Troppau, Warenhaus

Museum im Palais, Sackstraße 16, 8010 GrazKastner & Öhler, Sackstraße 7, 8010 GrazEröffnung: 14.05.2013, 19 UhrLaufzeit: 15.05.-03.11.2013Kuratorin: Bettina Habsburg-LothringenInformation: +43-316/8017-9810In Kooperation mit Kastner & Öhler