Ab dem 27. September 2014 widmet ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH der Künstlergruppe K.U.SCH. die erste umfassende Retrospektive. Unter dem Titel „Eine Themenpalette“ beleuchtet die Ausstellung ausgehend vom Frühwerk alle wesentlichen Aspekte ihres facettenreichen und eigenwilligen Œuvres.Seit 1972 bezeichnen sich die seit ihrer Heirat 1968 als Duo auftretenden Renate Krätschmer (geb. 1943) und Jörg Schwarzenberger (1943–2013) offiziell als Künstlerkooperative K.U.SCH, der seit 2006 auch ihr Sohn Sito angehört. Ihr vielfältiges Œuvre, das auf die unmittelbare Verknüpfung von Kunst und Leben abzielt, umfasst Objektkunst, Malerei, Zeichnung, Film, Design, Land-Art, Performance und Theater und ist von Anfang an von einem dezidiert gesellschafts- und konsumkritischen Bewusstsein geprägt.
Den eigentlichen Beginn der künstlerischen Zusammenarbeit von Krätschmer und Schwarzenberger markieren Objekte und Möbel, die auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Farbenlehre Goethes und Harald Küppers zurückgehen und die Wirkung von Farbe, Form und Linie im Verhältnis zu Raum und Fläche thematisieren. Parallel dazu, angeregt durch das „New American Cinema“, entstanden mehrere experimentelle Filme, die dokumentarische und künstlerische Elemente in sich vereinigen.
1978 übersiedelte das Paar für einige Jahre auf den Strohhof, einen Vierkanthof in Kirnberg bei Melk (NÖ), wo die beiden im Sinne einer ganzheitlich-kreativen Selbstverwirklichung und im Einklang mit den Zyklen der Natur lebten, Gemüse anbauten und Ziegen züchteten. Die eigene Erfahrung des Eingebunden-Seins in die Natur einerseits und die Beschäftigung mit den Kulturen verschiedener Naturvölker andererseits forcierte zunehmend K.U.SCH.‘s Interesse für Rituale und Masken, was schließlich in der Idee ihres Prozessionstheaters kulminierte. Die erste Umsetzung fand unter dem Titel „Annäherung an das Fremde“ 1988 im Rahmen des Donaufestivals in Krems statt. Ähnlich einer Fronleichnamsprozession zogen etwa 50 Mitwirkende nach genauen Anweisungen und mit verschiedenen, von K.U.SCH. gestalteten Masken, Stäben und Schilden ausgestattet, würdevollen Schrittes durch die Kremser Altstadt. An bestimmten Stationen fanden szenische Performances statt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Schaffen von K.U.SCH. ist die mit absurden und zugleich titelgebenden Wortkreationen einhergehende Objektkunst, in der sie auf sarkastisch-ironische Art den Warenfetischismus unserer Zeit zum Thema machen.
Die seit längerem geplante Ausstellung findet bedauerlicherweise in memoriam Jörg Schwarzenberger statt, der nach schwerer Krankheit im Dezember 2013 verstorben ist, aber an der Konzeption noch maßgeblich mitgewirkt hat.
Zur Ausstellung erscheint im Kerber Verlag eine bilinguale Publikation mit Beiträgen von Katharina Blaas-Pratscher, Linda Christanell, Renald Deppe, Bodo Hell, Hartwig Knack, K.U.SCH., Wolfgang Müller-Funk, Christian Reder, Dieter Ronte, Alexandra Schantl und Peter Zawrel.