2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Aus diesem Anlass zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) vom 5. April bis 13. Juli 2014 im Albertinum die Ausstellung „Otto Dix. Der Krieg – Das Dresdner Triptychon“. Kein anderer Künstler hat sich intensiver und nachdrücklicher mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt als Otto Dix (1891–1969). Seine schockierend realistischen Darstellungen von Verwundeten und Toten in den Schützengräben sind in das kollektive Bildgedächtnis eingegangen. Das monumentale Triptychon Der Krieg in der Galerie Neue Meister zählt zu den Schlüsselwerken deutscher realistischer Malerei des 20. Jahrhunderts.Dix begann mit seinen Arbeiten am Triptychon zehn Jahre nach Ende des Krieges und reflektierte darin seine Kriegserfahrungen. In gleichsam altmeisterlicher Manier offenbaren die vier Tafeln die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Zu sehen ist der Auszug von Soldaten im Morgengrauen (linke Tafel), das Schlachtfeld als Stätte des Todes (Mitteltafel), die Rückkehr aus der Hölle der Schlacht (rechte Tafel) und die Ruhe der Soldaten in einem Unterstand (Predella).
Die Präsentation erschließt dem Besucher die Entstehung des Triptychons. Vorstudien, Entwürfe und die Ergebnisse der maltechnischen Untersuchung verdeutlichen den erstaunlichen Entwicklungs- und Malprozess, den das Werk von den ersten Skizzen bis zu seiner Vollendung durchlief. Ausgewählte Zeichnungen und Gouachen, die Dix als Soldat zwischen 1915 und 1918 unmittelbar an der Front geschaffen hat, werden durch neu gewonnene Erkenntnisse zu seinem Kriegseinsatz kommentiert. Die aus 50 Blättern bestehende Graphik-Mappe Der Krieg von 1924 ergänzt in einem Exemplar aus dem Dresdner Kupferstich-Kabinett die Präsentation. Zeithistorische Dokumente wie Feldpostkarten und Plakate aus der Zeit komplettieren den Rundgang.
In Vorbereitung auf die Ausstellung hat die Galerie Neue Meister das Gemälde seit 2013 in den Restaurierungswerkstätten der SKD umfassend untersucht. So konnten mit Hilfe von strahlendiagnostischen Verfahren wesentliche Veränderungen von der Unterzeichnung bis zur Endfassung sichtbar gemacht werden. Die wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, wie außergewöhnlich lang und vehement Dix um die Komposition und damit die Aussage des Werkes gerungen hat. Er bezog sich in diesem Prozess immer stärker auf das Vorbild der Alten Meister. In der Gegenüberstellung mit einer frühen Kopie nach Matthias Grünewald und Werken von Albrecht Dürer und Francisco de Goya wird diese Auseinandersetzung sichtbar.
Otto Dix malte das Triptychon Der Krieg zwischen 1928 und 1932 in der Zeit eines neu aufflammenden, revanchistischen Nationalismus und angesichts einer sich zur Massenpartei formierenden national-sozialistischen Bewegung. Er reagierte mit seinem Hauptwerk auf die sich zuspitzende Situation in der Weimarer Republik. Zeitgleich mit Dix‘ Arbeit am Triptychon entstanden zahlreiche Romane wie Im Westen nichts Neues (1929) von Erich Maria Remarque und Filme wie Westfront 1918 (1930) von Georg Wilhelm Pabst, die ebenfalls nach Erklärungen für die Sinnlosigkeit der Opfer suchten. Mit Filmsequenzen, Fotobänden und Buchdokumentationen regt die Ausstellung zu medienübergreifenden Vergleichen an.