Mit Arbeiten von Will Benedict, Clegg & Guttmann, Kerstin Cmelka, VALIE EXPORT, Michael Hakimi, Michael Höpfner, Birgit Jürgenssen, Sonia Leimer, Christian Mayer, Friederike Pezold, Alfons Schilling, Nora Schultz, Nadim Vardag, Peter Weibel und Heimo Zobernig
Kuratiert von Martin Guttmann und Rebekka Reuter
Zu den Werken der Ausstellung:Will Benedict (* 1978) bedient sich in seinen Arbeiten sowohl der Malerei als auch der Fotografie. In Untitled (2013) inkludiert er nun auch dreidimensionale Objekte – einen Tisch, zwei Stühle und zwei Monitore – die der Arbeit eine skulpturale Identität verleihen. Die Assemblage von Objekten schafft eine Wohnzimmer oder Arbeitsplatzatmosphäre, die Benedicts zweidimensionales Werk in einen neuen Kontext stellt.Mit ihren Ideational Constructs (2003) überführen Clegg & Guttmann (Michael Clegg *1957, Martin Guttmann *1957) das Prinzip der Collage in die Dreidimensionalität. Fotografische Gesichtsfragmente diverser Nachkriegsintellektueller und des Künstlerduos selbst sind zu bizarren Porträts auf Sockeln vereint, die als skulpturale Ideologiekritik den Raum besetzen.Die Videoarbeit The Individualists (2012) besteht aus drei Re-Inszenierungen von historischen Fernsehinterviews, etwa zwischen Bianca Jagger und Steven Spielberg 1979. Überhöht auf Sockeln aus vorgefundenem Bauschutt, legen die Mikrodramen von Kerstin Cmelka (*1974) das Absurde und Schablonenhafte ihrer Vorlagen frei. VALIE EXPORT (*1940) ist mit vier Fotografien ihrer Körperkonfigurationen vertreten: Auflegung (1972), Einschluss (1972), Nachfügung (1974) und Verletzungen (1972) zeigen den Körper der Medienkünstlerin in spezifischen Anpassungen an seinen Umgebungsraum und sind zu Klassikern feministisch-aktionistischer Kritik an normierten Körperbildern avanciert.Neben seiner raumverschränkenden Skulptur Untitled (Großer Phönix I) (2013) installiert Michael Hakimi (*1968) Koordinaten (2014) in der Galerie: Doppelseiten aus Tageszeitungen entfalten sich vektorenhaft von einer Ecke in die drei Achsen des Raums, dessen Bedingungen damit ebenso exponiert werden wie jene der eigenen Existenz.
Outpost of Progress (2011) ist das Ergebnis einer achtwöchigen Wanderung Michael Höpfners (*1972) über das Hochplateau des Chang Tang im westlichen Tibet. Die Installation aus Leuchtkästen, Dias und angedeuteten Zeltkonstruktionen als Ausdruck individueller Freiheit und kultureller Analyse widerspricht Logiken des Kapitalismus ebenso wie Idealisierungen von Natur.Mit der fotografischen Serie der Interieurs (1996-98) widmet sich Brigit Jürgenssen (1949 – 2003) dem Verhältnis von Sexualität/Geschlecht und Raum. Ihre Bearbeitung von Architekturentwürfen aus einem „Schöner Wohnen“-Magazin mittels Lichtreflexen und Montage sorgt für irritierende Brüche in gängigen Etikettierungen der „Haus-Frau“. Konzeptuell verwandt mit dem Medium Fotografie, seiner genuinen Eigenschaft des Fragmentierens von Zeit und Raum, erscheint die Arbeit Ohne Titel (2014) von Sonia Leimer (*1977). Es ist ein Stück Asphalt: gefunden, enthoben und gerahmt – ein banales Fragment des urbanen Umfelds, das Geschichte, Erinnerung und Bedeutung verkörpert. In Referenz zu den legendären Polaroid-Filmtests von Anselm Adams hat Christian Mayer (*1976) die Installation Threshold and Inertia (2014) entwickelt. Sieben Sofortbildern des Typs 55 an der Ausstellungswand sind ihre Negative im Raum gegenübergestellt, fixiert an Bananenpflanzen, auf deren Blättern sich mittels Fotosynthese die Motive realisieren.Die neue leibhaftige Zeichensprache (1973-1977) von Friederike Pezold (*1945) – ihr berühmtes, medienübergreifendes Werk – wird als vierteilige Monitorsäule präsentiert: Augenwerk, Mundwerk, Brustwerk und Schamwerk zeigen die jeweiligen Körperregionen der Künstlerin in langsamer Bewegung, reduziert, abstrakt, jenseits voyeuristischer Projektionen.
Der Linsenrasterarbeit Chicago 1968 (1969) liegen Aufnahmen zugrunde, die Alfons Schilling (*1934) bei den Straßenunruhen anlässlich des Parteikonvents der Demokraten Ende August fotografierte. Fragen der Perspektive und Weltanschauung, die der Künstler mit seinen Raumbildverfahren und Sehmaschinen untersuchte, sind hier also auch inhaltlich virulent.Nora Schultz (*1975) kehrt den Ausstellungtitel um und bannt eine Wackelbild-Postkarte in fotografische Flächigkeit: 3-d Parrots (2009) zeigt den Kippmoment zwischen zwei Bildern farbenprächtiger Papageienpaare, der einer konsequenten Auseinandersetzung der Künstlerin mit Aspekten von Raum, Reproduktion und Sprache entspringt. Die Fotografie Untitled (2014) von Nadim Vardag (*1980) spiegelt eine spezifische Licht- und Raumsituation der Galerie OstLicht wider. In der Betrachtung vor Ort entsteht eine irritierende Überlagerung von fotografischem Abbild und „realer“ Reflexion, die Mechanismen der Wahrnehmung, der Sichtbarmachung und des Displays hinterfragt. Diese Last ist schwerer als ich halten kann (1975), ein Schlüsselwerk der Konzeptkunst von Peter Weibel (*1944), führt in der Kombination zweier großformatiger Schwarzweiß-Fotografien und einem „Stein-stab“ als „Maß-stab“ vor Augen, dass Fotografien bedeutungsoffen, Wahrheitsgehalte kontextabhängig und selbst Aussagen über die Schwerkraft relativ sind.Heimo Zobernig (*1958) hat ohne Titel, 1986/2014 (2014) speziell für die Ausstellung als Variation einer früheren Arbeit realisiert, die von einer Haltestellenarchitektur an der Wiener Staatsoper inspiriert war. Die mit fotografischen Abzügen und schwarzem Kunstlack versehene Kartonskulptur reflektiert auch das mögliche Scheitern der Beziehung von Fotografie und Skulptur.
RAHMENPROGRAMM:Artist Talk: Martin Guttmann im Gespräch > 28.10.2014, 19 h Überblicksführungen > 23.10. & 13.11.2014, 17.30 h Frühstück im OstLicht inkl. Führung > 25.10.2014, 10 h Eyes On. Rundgang mit Thomas Licek > 19.11.2014, 16 h
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