Es ist ein Bild, das man nicht mehr vergisst! So urteilte die Jury über das aktuelle World Press Photo des Jahres: Es zeigt eine Gruppe von Männern zwischen Wut und Trauer, die auf ihren Händen die in Tücher gewickelten Leichen zweier Kinder tragen. Der schwedische Fotograf Paul Hansen hat diese Szene am 20. November 2012 in Gaza Stadt aufgenommen. Die Männer mit den toten Kindern sind zu einer Begräbniszeremonie in die Moschee unterwegs, dahinter, auf einer Bahre, wird der Leichnam des Vaters getragen, der so wie seine Söhne starb, als bei einem israelischen Raketenangriff das Haus der Familie zerstört wurde.Seit 1955 lädt der Vorstand der World Press Photo Foundation, einer unabhängigen Plattform des Fotojournalismus mit Sitz in Amsterdam, zur Teilnahme am World Press Photo-Wettbewerb ein. Eine jährlich wechselnde, aus 19 Mitgliedern bestehende internationale Jury beurteilt die Einsendungen von FotografInnen, Agenturen, Zeitungen und Magazinen aus aller Welt. Die ausgezeichneten Einzelaufnahmen und Fotoserien lassen das vergangene Jahr als Ikonen der Zeitgeschichte Revue passieren und zeigen auf eindringliche Weise Ereignisse aus den Bereichen Politik, Kultur, Sport und Natur.
So erzählt auch die beeindruckende Fotoserie des Dänen Jan Grarup – Gewinner in der Kategorie Sport Feature Fotoserien – ein Stück Weltgeschehen des Jahres 2012. Sie wirft einen ungewöhnlichen Blick auf das Leben im seit Jahrzehnten vom blutigen Bürgerkrieg gebeutelten Somalia. Grarup zeigt die Spielerinnen der somalischen Frauenbasketball-Nationalmannschaft in Mogadischu. Obwohl die von der UNO unterstütze somalische Regierung die Kontrolle über die Stadt wieder erlangt hat, sind immer noch der Al-Qaida nahestehende militante Gruppen in Mogadischu aktiv. Laut den Gesetzen der Scharia ist Frauen Sport verboten. Als Strafe drohen etwa das Abschneiden der rechten Hand oder des linken Fußes. Doch trotz dieser Gefahren, trotz Morddrohungen und Repressionen spielen die Frauen weiter.Jan Grarup wird am 6. September, 18 Uhr, im Fotomuseum WestLicht in einem Vortrag von seiner Arbeit berichten.
Für dieses Jahr haben 5.666 FotografInnen aus 124 Ländern 103.481 Bilder eingesandt. Die Jury vergab Preise in neun Themenkategorien an 54 Positionen aus 33 Ländern: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Jordanien, Kanada, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Palästina, Peru, Polen, Portugal, Russland, Serbien, Südafrika, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechien, Türkei, USA und Vietnam.
Nach den Richtlinien von World Press Photo müssen die Fotos des Jahres von „großer fotojournalistischer Bedeutung“ sein und sich durch „außerordentliche Qualität der visuellen Perzeption und Kreativität“ auszeichnen. Wesentliche Kriterien sind demnach neben dem Nachrichtenwert eines Bildes die spezifische Wahrnehmung und Herangehensweise der FotografInnen.
Jährlich sehen mehr als drei Millionen Menschen in 45 Ländern die World Press Photo-Wanderausstellung. 2012 hatte sie bei WestLicht über 22.000 BesucherInnen. Heuer findet die Ausstellung hier bereits zum zwölften Mal statt.
Das Jahrbuch mit allen preisgekrönten Arbeiten ist nicht nur Ausstellungskatalog, sondern auch ein eigenständiges, spannendes Zeitdokument.
DAS BUCH ZUR AUSSTELLUNGWORLD PRESS PHOTO 13Till Schaap Edition, 160 Seiten, deutsch, 22,8 x 29,4 cm, broschiert Preis: € 30Bestellungen unter bookshop@westlicht.com
World Press Photo wird von der Niederländischen Postleitzahl-Lotterie unterstützt und weltweit von Canon gesponsert. Weitere Informationen unter worldpressphoto.org.