Rembrandt, Faust, ca 1652, Radierung, Kaltnadel, Grabstichel Foto: Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum, Graz Rembrandt, Faust, ca 1652, Radierung, Kaltnadel, Grabstichel Foto: Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum, Graz - Mit freundlicher Genehmigung von: barockmuseum

Was: Ausstellung

Wann: 23.09.2011 - 04.12.2011

Das Salzburger Barockmuseum präsentiert in der Sonderausstellung eine Auswahl der schönsten und bedeutensten Rembrandt-Blätter aus der Sammlung der Alten Galerie, Schloss Eggenberg.

Wie kein anderer Künstler zuvor hat sich Rembrandt (1606-1669) intensiv mit der Radierung und speziell mit der so genannten Kaltnadel, einem Tiefdruckverfahren, auseinandergesetzt und beide…

Das Salzburger Barockmuseum präsentiert in der Sonderausstellung eine Auswahl der schönsten und bedeutensten Rembrandt-Blätter aus der Sammlung der Alten Galerie, Schloss Eggenberg.

Wie kein anderer Künstler zuvor hat sich Rembrandt (1606-1669) intensiv mit der Radierung und speziell mit der so genannten Kaltnadel, einem Tiefdruckverfahren, auseinandergesetzt und beide Techniken bis zur Vollkommenheit entwickelt. Seine graphischen Arbeiten sind nicht bloß Skizze, Studie oder Reproduktion, sondern eine durch große Ausdruckskraft und künstlerischen Geist charakterisierte Bildkunst. Rembrandts graphische Entwicklung ist eng mit seiner malerischen verknüpft; für ihn ist die Kupferplatte wie ein Blatt Papier, auf das er seine Zeichnung wirft.

Vorgestellt wird das graphische Werk Rembrandts in seiner thematischen Vielfalt: Das Selbstporträt und das Porträt

Das Porträt, insbesondere das Selbstporträt, nimmt in Rembrandts Werk einen besonderen Platz ein. In den zahlreichen Selbstbildnissen in Malerei und Grafik beobachtet sich der Maler in allen Altersstufen, nutzt sich selbst als Ausdrucksstudie und studiert über das Selbstbildnis die Physiognomie des Menschen. Im Mittelpunkt stehen sogenannte „sprechende Porträts“, die wie eine Momentaufnahme der persönlichen Sphäre des Abgebildeten wirken. Rembrandts Meisterschaft duldet kein formales Schema für Porträts, sondern behandelt sie wie die Dargestellten selbst: individuell. Das Alte und das Neue Testament

Rembrandts biblische Figuren sind ganz aus dem Leben gegriffen und haben Wesentliches zu seinem Ruf als meisterhafter Historiendarsteller beigetragen. Ebenso seine Fähigkeit, einen Text in die Bildform umzusetzen, also die Erzählstruktur und Beziehungen zwischen einzelnen Personen sichtbar zu machen. Seine intensive Beschäftigung mit den Evangelien gipfelt schließlich im so genannten „Hundertguldenblatt“ (1649 vollendet), einem der berühmtesten graphischen Kunstwerke überhaupt. Ein Abzug davon ist in der Ausstellung zu sehen Die Landschaft

Die Landschaft ist „das“ Thema der holländischen Kunst im 17. Jahrhundert. Rembrandts Landschaftsdarstellungen reichen von panoramaartigen Darstellungen bis zum pittoresken Bauernhaus mit detaillierten Schilderungen des Landlebens. Gemeinsam ist den großteils authentischen Landschaften eine idyllische Ruhe. In ihnen kommt Rembrandts spontane Arbeitsweise besonders gut zum Ausdruck. Offensichtlich nahm er bereits vorbereitete Kupferplatten zu seinen Wanderungen mit und radierte an Ort und Stelle in die Platte. Gerade dieser unscharfe Charakter der Kaltnadellinie lässt die BetrachterInnen einen heißen Sommernachmittag spüren oder die Spiegelungen am Wasser nachvollziehen. Das Genre

Die Bezeichnung „Genre“ umfasst alltägliche Szenen, die „aus dem Leben“ gegriffen sind und zeigt Menschen in ihrer natürlichen Umgebung und Gesellschaftsschicht, in ihrem Beruf und Alter, der Zeit und dem Ort angepasst. Die Genredarstellungen nehmen keinen großen Raum im Werk Rembrandts ein. Dennoch zählen einige von ihnen zu den prägnantesten und außergewöhnlichsten Blättern im Gesamtwerk, die ein Stück Alltagsgeschichte veranschaulichen, wie z.B. der Rattengiftverkäufer oder die Bettler an der Haustür. BIOGRAPHIE Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669)

Rembrandt Harmensz. van Rijn wurde am 15. Juli 1606 in Leiden geboren, besuchte dort die streng calvinistisch geführte Lateinschule und zumindest für ein paar Monate die Universität, bevor die Eltern seinem Wunsch, Maler zu werden, nachgaben und ihn in die Lehre zu Jacob Isaacsz. van Swanenburgh gaben. Nach den üblichen drei Jahren Lehrzeit ließ er sich noch ein halbes Jahr beim bedeutenden Historienmaler Pieter Lastman in Amsterdam ausbilden, der den jungen Künstler wesentlich beeinflusste. Als 19-jähriger eröffnete er gemeinsam mit Jan Lievens in Leiden ein Atelier und erhielt bald wichtige Aufträge. Vermutlich ab 1626 entstanden die ersten Radierungen. 1631 übersiedelte er nach Amsterdam und gewann mit Porträts wie z. B. dem Gruppenbildnis „Die Anatomie des Dr. Tulp“ an Ansehen. Drei Jahre später heiratete Rembrandt die finanziell gut gestellte Saskia van Uylenburgh, Tochter eines Juristen und Cousine eines renommierten Kunsthändlers. Die ersten drei Kinder starben nur wenige Wochen nach ihrer Geburt. Erst das vierte Kind, Titus, erreichte das Erwachsenenalter. Diese letzte Geburt schwächte jedoch Saskia so sehr, dass sie wenige Monate darauf im Jahre 1642 starb. Dieser Verlust stürzte den Künstler in eine große Schaffenskrise. Zusätzlich verschuldete er sich mit seiner Sammelleidenschaft und mit Spekulationen am Aktienmarkt immer mehr, so dass es letztendlich zur Versteigerung seines Besitzes kam. Erst der erwachsene Titus und Hendrickje Stoffels, Haushälterin bei Rembrandt und seine Geliebte, retteten den Künstler vor dem absoluten Ruin, indem sie eine Kunsthandlung einrichteten und seinen Besitz verwalteten. Rembrandt starb 1669 in eher ärmlichen Verhältnissen kurz nach seiner Geliebten und seinem Sohn. DIE RADIERUNG bei REMBRANDT

Von wem Rembrandt die Technik der Radierung erlernte, ist nicht überliefert. Sein Lehrer Pieter Lastman hat ein paar wenige Drucke geschaffen. Die ersten Radierungen Rembrandts werden in das Jahr 1626 datiert. Von Anfang an prägt er einen sehr eigenen, unverkennbaren Stil. Rembrandts Œuvre setzt sich aus Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken zusammen. Wenn es auch in wenigen Fällen Querverweise gibt, so stehen gerade bei Rembrandt alle drei Kategorien autonom nebeneinander. Das heißt, dass die Zeichnung kaum als Vorbereitung für ein Gemälde diente und die Drucke bis auf wenige Ausnahmen keine Reproduktionen seiner Gemälde waren. Seinem Wesen nach war er vorwiegend Maler. Dies drückt sich auch in zahlreichen Graphiken aus, die trotz des linearen Systems äußerst malerisch wirken. Er brach mit der Tradition des streng linearen Kupferstichs, indem er als erster die Radierung in all ihrer Leichtigkeit und zeichnerisch-malerischen Möglichkeit ausschöpfte. Der Vorteil der Graphik gegenüber dem Gemälde ist einerseits ihr kleines Format, das einfacher transportiert werden kann, und andererseits die Vervielfältigung, die eine Erhöhung des Bekanntheitsgrades erleichtert. So verhalf ihm das Medium der Druckgraphik Zeit seines Lebens zu einer europaweiten Anerkennung.

Rembrandt setzte sich wie kaum ein anderer Künstler zuvor – einzige Ausnahme in der Experimentierfreude vor ihm war Hercules Seghers (1589/90-1638) – intensiv mit dieser Technik auseinander. Am Ende der 1630er-Jahre verwendete er verstärkt die sog. Kaltnadel, ein Tiefdruckverfahren ebenso wie die Radierung. Anfangs waren es nur wenige Striche, die er akzentuiert einsetzte, um einzelne Partien samtigweich erscheinen zu lassen. Später stellte er sogar vollständig in der Kaltnadel ausgeführte Arbeiten her, die durch die prägnante Technik einen kontrastreichen, malerischen Helldunkel-Effekt erreichen. Den Grabstichel, das traditionelle Werkzeug für den Kupferstich, setzte er ebenso gezielt, jedoch eher selten – vorwiegend für Schattierungen – ein. Rembrandt führte sowohl die Radierung als auch die Kaltnadel bis zur Vollkommenheit. Beide Verfahren stellten das ideale druckgraphische Medium für den Künstler dar. Seine graphischen Arbeiten sind nicht bloß Skizze, Studie oder Reproduktion, sondern eine durch außergewöhnliche Ausdruckskraft und künstlerischen Geist charakterisierte Bildkunst. Für ihn war die Kupferplatte wie ein Blatt Papier, auf das er seine Zeichnung warf. Mit den lockeren, einerseits dicht gesetzten Linien, andererseits aber schnell gezogenen Konturen erreichte er die für ihn so typisch malerischen Effekte in Hell-Dunkel-Kontrasten.

Der Qualität seiner Drucke kam sicher zugute, dass er auch den Druckvorgang selbst abwickelte. Viele Künstler gaben bzw. geben ihre fertigen Platten einem professionellen Drucker, der eine vereinbarte Auflage erarbeitet. Rembrandt besaß eine eigene Druckerpresse und konnte so jeden einzelnen Druck durch das unterschiedliche Einfärben der Platten beeinflussen. Daher können von ein und derselben Platte durchaus verschiedene Druckergebnisse erzielt werden.

Ebenso experimentierfreudig wie bei der Technik war er auch beim Papier. Er ist einer der Ersten, die verschiedenste Papiere ausprobierten und dadurch wiederum unterschiedliche Ergebnisse von derselben Platte erzielten.

Rembrandt, Selbstbildnis mit aufgelehntem Arm, 1639, Radierung Foto: Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum, Graz Rembrandt, Selbstbildnis mit aufgelehntem Arm, 1639, Radierung Foto: Alte Galerie, Universalmuseum Joanneum, Graz - Mit freundlicher Genehmigung von: barockmuseum /
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