Udo Proksch hatte viele Gesichter: Der 1992 im Lucona-Skandal wegen sechsfachen Mordes verurteilte war Künstler, Lebemann, begnadeter Netzwerker, Menschenfänger und im grauen Wien der 1960/70er-Jahre das schillernde Zentrum der Gesellschaft. Das Buch Udotopia präsentiert nun die erste umfassende Auseinandersetzung mit seinem gestalterischen Werk.Im Fokus des luxuriösen Bandes – Hardcover 26,5 x 36 cm, 456 Seiten, Titelprägung, farbiger Schnitt, verwahrt in einer nicht minder edlen Box – steht dabei der rastlose Designer Proksch, der unter dem Pseudonym Serge Kirchhofer mit seinen extravaganten Brillenentwürfen die Marken Viennaline und Carrera international groß gemacht hat und seiner Zeit nicht nur in seiner gestalterischen Vision, sondern auch in seinem Verständnis von Marketing und Werbung weit voraus war.
Die australische Autorin Luisa Jean Cooper hat sich für ihre Recherche intensiv in den Nachlass von Udo Proksch vertieft, der 2005 von WestLicht Vorstand Peter Coeln erworben wurde. Eine Auswahl von 1.000 Brillenmodellen, 6.000 Skizzen und 100 Kunstwerken aus dem Archiv wird nun in der reich bebilderten und aufwändig gestalteten Publikation erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und erlaubt einen Einblick in Prokschs kreativen Geist.
„Udo Proksch war unberechenbar. Er hatte bahnbrechende Ideen, aber irgendwo zwischen dem Perfektionismus seiner Schöpfungen und seinem Machthunger ist er gescheitert. In einem Land wie Österreich, dessen Geschichte an brillanten, unkonventionellen Persönlichkeiten in Kunst und Kultur nicht gerade arm ist, war eine Figur wie Udo bei aller Polarisierung sicher eine Seltenheit. Allerdings ist Proksch als Krimineller in die Geschichte eingegangen und nicht als schöpferisches Genie. Hier nun geht es gerade darum: Udo Proksch, der kreative Kopf“, sagt Autorin Cooper.
„Mit diesem Buch öffnen wir auch ein Zeitfenster unserer jüngsten Vergangenheit, das bis jetzt verschlossen war“, so WestLicht Vorstand Peter Coeln. „In einer politisch sehr bewegten Zeit ist der Blick auf das Leben und Wirken von Udo Proksch durchaus wichtig, denn er zeigt, wozu Persönlichkeiten fähig sind – im Guten wie im Schlechten.“