Lucas Suppin mit Peter Handke im „Kaffeehäferl“ im Durchhaus Getreidegasse – Universitätsplatz, um 1983 Lucas Suppin mit Peter Handke im „Kaffeehäferl“ im Durchhaus Getreidegasse – Universitätsplatz, um 1983 - Mit freundlicher Genehmigung von: szaal

Wer: szaal

Was: Messe

Wann: 12.03.2011 - 20.03.2011

auf der WIKAM im Wiener Künstlerhaus, 12. bis 20. März 2011 am Stand der Galerie Szaal

100. Geburtstag auf der WIKAM im Wiener Künstlerhaus, 12. bis 20. März 2011 am Stand der Galerie Szaal

Sonntag, 13. März um 16 Uhr: Vortrag von Dr. Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum über den Künstler Lucas Suppin

Im Jahr des 100. Geburtstages des…

auf der WIKAM im Wiener Künstlerhaus, 12. bis 20. März 2011 am Stand der Galerie Szaal

100. Geburtstag auf der WIKAM im Wiener Künstlerhaus, 12. bis 20. März 2011 am Stand der Galerie Szaal

Sonntag, 13. März um 16 Uhr: Vortrag von Dr. Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum über den Künstler Lucas Suppin

Im Jahr des 100. Geburtstages des aus Salzburg stammenden Künstlers Lucas Suppin ist es erstmals gelungen, sein vielschichtiges und vielfältiges Werk nun auch in Wien zu präsentieren.

Es freut mich besonders, dass es mir gelungen ist für diese wichtige Aufgabe die renommierte Galerie Szaal zu gewinnen, die ihre Aufgabe seit vielen Jahren in der Aufarbeitung und konsequenten Betreuung österreichischer Künstler sieht – häufig jener, deren Œuvre zu Unrecht einem breiteren Publikum noch nicht bekannt gemacht wurde. Zudem gebührt mein Dank und meine Anerkennung auch meinem Kollegen, dem Kurator der großen Suppin­Retrospektive 2008 im „Salzburg Museum“, Dr. Nikolaus Schaffer, der auch ein umfassendes Katalog­Buch zu der genannten Ausstellung gestaltet hat, sowie allen „Suppin­Begleitern“ über viele Jahre wie etwa Prof. Karl Heinz Ritschel, einem persönlichen Freund des Künstlers. Dem Sohn Lucas Suppins, Dr. Marc Suppin, danke ich für sein Engagement, die gute Zusammenarbeit und das Vertrauen, das er in dieses Projekt gesetzt hat.

„Un art autre“ – „Der Künstler muss dem Betrachter zu verstehen geben, dass seine Welt zu eng war“, so darf ich zu Anfang meiner Betrachtung über Suppins Werk ihn selbst zitieren. „Er muss ihm neue Perspektiven eröffnen. Erst dann vollbringt er ein authentisches humanistisches Werk“. Diesem Credo war Lucas Suppin sein ganzes Leben lang treu verbunden. Sein Schaffen wurde immer wieder zu Recht als den verschiedensten Stilrichtungen folgend beschrieben; er selbst als „enfant terrible“, als Unbequemer, allzu Direkter.

An der Kunstgewerbeschule und der Akademie der Bildenden Künste in Wien akademisch geschult, wird Suppin in die starken neorealistischen, neusachlichen Tendenzen der Zwischenkriegszeit gezogen, deren Stil er zunächst aufnimmt. Rastlos und als stets Suchender nach Ideen, Anregungen und neuen Ausdrucksmöglichkeiten streift er nach seiner Übersiedlung 1950 nach Marseille und schon bald danach in den Brennpunkt der modernen Kunst, St. Paul de Vence, die Fesseln seiner akademischen Vergangenheit ab und malt 1955 sein erstes abstraktes Bild. Sein 18­jähriger Aufenthalt in Frankreich, seine persönlichen Freundschaften im Künstlerkreis um Hans Hartung, Pierre Soulages, Alfred Manessier und allen voran – Pablo Picasso – beeinflussen sein Werk nachhaltig und bestärken ihn auf seinem Weg. So finden wir in seinen Fresken, Gemälden, Glasbildern, Keramiken, Mosaiken oder Paravents die farblichen und motivischen Zeichen des Kubismus, der expressiven Abstraktion ebenso wie die informelle Abstrahierung; meditativ­monochrome Kompositionen wechseln mit intensiv farbigen, manchmal grellbunten; rhythmisch dichte mit improvisatorisch reduziert wirkenden Zeichen und Formen; diese einmal formal geometrisch, dann wieder organisch­ biomorph. Suppin erprobt sich auch an Material­Bildern, in denen er – beeinflusst von der byzantinischen Ikonen­Malerei, die er während seines Militärdienstes im 2. Weltkrieg in Griechenland kennen gelernt hatte – collagenhaft mit Metallfolien, Gold und Silber experimentiert, was diesen Werken große Leuchtkraft und Kostbarkeit verleiht. Haptisch reizvolle, 3­dimensionale Strukturen entstehen oft durch Beimischung von Sand. Anderseits gibt es auch eine archaisch­geometrische Seite an Suppin, die schon der berühmte Kunstkritiker Michel Tapié de Céleyran als „magische Kraft unerbittlicher Strenge“ beschrieb. 

Immer wieder sieht und fühlt man die Parallelen zu den großen französischen Avantgardisten Bonnard, Braque, Chagall, Matisse, Miró, Picasso, Poliakoff, Prévert; und doch gelingt es Lucas Suppin diese künstlerischen Impulse in seine eigene, authentische, persönliche Sprache zu übersetzen. Er geht künstlerisch ganz in der „Ecole de Paris“, deren Mitglieder ihm ein unerschöpfliches Spektrum von gestalterischen Entfaltungsmöglichkeiten aufzeigen, auf – und er stellt immer wieder gemeinsam mit ihnen aus (1954, 1956, 1957). Dennoch wird er nie zu ihrem Epigonen.

Nach seiner Rückkehr nach Salzburg 1967 setzt Lucas Suppin kompromisslos seinen künstlerischen Weg fort, er erhält vielfach öffentliche Aufträge und ist Mitglied des Salzburger Kunstvereins. Allerdings ist die Salzburger Kunstszene nicht bereit, Suppins kreative Flexibilität und Divergenz unwidersprochen zu akzeptieren und seine bewusst gesuchte langjährige Emigration nach Frankreich zu verstehen. Als Höhepunkt in seinem Spätwerk stellt sich ein zweimaliger Aufenthalt in der algerischen Sahara heraus, die er seinem begeisterten Sammler François Mitterand und Frankreichs Botschafter in Algerien, Jean Audibert, verdankt. Das Licht der Wüste bestimmt nun maßgeblich seinen Farbkanon; seine vitale, direkt ansprechende, oft an Pop­Art erinnernde Buntheit ist nur oberflächlich betrachtet einfach und plakativ, seine Werke strahlen aus spiritueller Tiefe.

Ich möchte mit einem Zitat Jacques Préverts zum Œuvre seines Freundes von 1965 enden: „Es soll nicht Aufgabe sein, darüber zu urteilen, ob Lucas Suppin zu den figurativen oder nichtfigurativen Malern gehört. Kritik und Selbstkritik haben diese Frage zu lösen, und dank ihrer weiß heute jeder: abstrakte oder nicht abstrakte Malerei, das ist die Frage, aus der es keinen Ausweg gibt. Lucas Suppin entzieht sich dieser Fragestellung: er ist nur Maler und das ist alles.“

Dr. Elisabeth Hintner­Weinlich

Tags: Foto, Ikonen, Kunstkritiker, Lucas Suppin, Malerei, Pop Art, Silber, Werke