„In einer Kraftanstrengung hat die öffentliche Hand, allen voran das Land Steiermark, seit 2003 über 114 Millionen Euro in die bauliche Infrastruktur des Universalmuseums Joanneum gesteckt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und kann uns stolz machen“, freut sich Kulturlandesrat Christian Buchmann über die Angebotspallette, die das Universalmuseum Joanneum abbildet, das nicht nur Kulturinstitution ist, sondern auch als Wissenschafts- und Bildungsinstitution wesentliche Leistungen abdeckt.
Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch betonen, dass man „trotz des Konsolidierungskurses des Landes Steiermarks und den damit verbundenen Einsparungen – das Joanneum ist vermutlich die einzige große Kultureinrichtung des Landes Steiermark, die die Einsparungspotenziale ernsthaft verfolgt und erreicht – nach wie vor noch in der ‚musealen Champions League‘ spiele und dem Museumspublikum Inhalte auf höchstem Niveau bietet.“ So auch im kommenden Jahr, in dem man erstmals seit dem Jubiläumsjahr 2011 trotz neuerlicher Einschnitte in das Budget wieder einen Themenschwerpunkt initiiert, der sich an mehreren Standorten auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Thema Landschaft auseinandersetzt.
Themenschwerpunkt mit hoher AktualitätDie Schwerpunktreihe lädt die Besucherinnen und Besucher im nächsten Jahr zu Ausstellungen im Kunsthaus Graz, im Museum im Palais, im Naturkundemuseum sowie in der Neuen Galerie Graz und im Volkskundemuseum. Auch die Museen am Standort Schloss Eggenberg (Alte Galerie, Münzkabinett und Archäologiemuseum) sowie die Abteilung Kunst im Außenraum (Skulpturenpark und Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark) beteiligen sich mit einem umfangreichen Rahmenprogramm am Themenschwerpunkt „Landschaft“. Dieser Begriff hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert: Während romantische und naturmystische Sichtweisen im 21. Jahrhundert allmählich an Relevanz verlieren, treten die funktionalen Aspekte der Landschaft in den Vordergrund. Was nun vor allem zählt, ist die „Ressource Landschaft“ als Grundlage für menschliche Aktivitäten. Ausgehend von verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Zugängen stehen die einzelnen Ausstellungen dieser Reihe inhaltlich miteinander in Beziehung.
Dabei werden auch zahlreiche Exponate aus den unterschiedlichen Sammlungsbereichen – manche erstmals – einer breiten Öffentlichkeit gezeigt und teilweise die inhaltliche Basis bilden. Die 17 Sammlungen bilden den Kern des Museums und seiner Arbeit und werden im Sinne der ethischen Richtlinien von ICOM entsprechend weiterentwickelt.
Aufbereitung der SammlungsrichtlinienAls erstes Museum Österreichs hat das Universalmuseum Joanneum seine Sammlungsrichtlinien schriftlich veröffentlicht und trägt damit einem der wesentlichen Qualitätskriterien nachhaltiger Museumsarbeit Rechnung. Dieser Schritt macht den Sammlungsausbau transparent und nachvollziehbar. Das Vorhaben startete bereits im Juni 2003, unmittelbar nach der Ausgliederung des Joanneums aus der Steiermärkischen Landesverwaltung, als nach einem fruchtbringenden Diskussionsprozess innerhalb einer Arbeitsgruppe aus Kuratorinnen und Kuratoren der unterschiedlichen Sammlungsbereiche erstmals sogenannte „Allgemeine Sammlungsrichtlinien“ erstellt wurden, die ihrerseits wiederum die Basis für die einzelnen sammlungsspezifischen Sammlungskonzepte gebildet haben. Als vorläufiger Schlusspunkt dieser intensiven Auseinandersetzung und als Basis für die systematische und transparente Weiterentwicklung des Museums wurden nun spezifische Strategien für die 16 joanneischen Sammlungen formuliert.
Auch baulich wird 2015 in die Sammlungsarbeit investiert: Das Studien- und Sammlungszentrum in Graz-Andritz, wo die Objekte unter idealen konservatorischen Bedingungen aufbewahrt und bearbeitet werden, wird um zusätzliche Flächen erweitert und adaptiert. Unter anderem wird es mit einer Stickstoffkammer ergänzt, die es ermöglicht, Schädlinge in Kunst- und Kulturobjekten ohne Schadstoff-Einsatz effektiv zu bekämpfen.
Schenkung aus der Sammlung Ploner2014 erhielt das Joanneum eine der bedeutendsten Schenkungen der letzten Jahre: 47 Werke aus der Sammlung Ploner wurden dem Joanneum anvertraut, darunter Arbeiten von Gunter Damisch, Herbert Brandl, Otto Zitko, Hubert Scheibl, Henri Michaux und Adrian Schiess.
Der Sammler Dr. Heinz Ploner konnte innerhalb kürzester Zeit eine herausragende Werkschau zeitgenössischer österreichischer Kunst zusammenstellen. Seine intensive Auseinandersetzung und bewusste Sammlungstätigkeit begann 1997, nachdem Heinz Ploner bereits als Wirtschaftsfachmann beruflichen Erfolg erreicht hat. Seine Ausrichtung auf die sogenannte Neue Malerei in Österreich umfasste die großen Werkgruppen von Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko. Sie bilden gemeinsam mit Erwin Bohatschs lyrischen Abstraktionsbildern die Schwerpunkte seiner Sammlung.
Nach dem unerwarteten Tod von Heinz Ploner im Jahr 2011 entschied seine Witwe, große Teile der Sammlung dem Belvedere, der Albertina und dem Universalmuseum Joanneum zu schenken. Das Joanneum erhielt für die Neue Galerie Graz 47 Werke überwiegend abstrakter Malerei, mit der die Neue Galerie ihren Sammlungsschwerpunkt ausbauen und vertiefen kann. Die Schenkung ist ein markanter Appell an andere Sammler, Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit ein Stück österreichische Sammlergeschichte zu transportieren. Daraus können sich, so die Kontinuität unserer Tätigkeiten im Bereich der aktuellen bildenden Kunst gewahrt werden kann, große neue Perspektiven für die Sammlung ergeben. Prominente Schenkungen von Künstlerinnen und Künstlern wie Maria Lassnig, Peter Kogler, Herbert Brandl, Otto Zitko, Heimo Zobernig, Ai Weiwei, Sharon Lockhart haben bereits kräftige Zeichen in diese Richtung vorgegeben.
Erfolge in der ForschungNach mehr als drei Jahren fand das aus dem EU-Programm „SI-AT 2007-2013“ finanzierte Forschungsprojekt Interaktives archäologisches Erbe der österreichischen und slowenischen Steiermark (InterArch-Steiermark) 2014 seinen erfolgreichen Abschluss. Das von der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum initiierte Projekt kann auf eine erfreuliche Bilanz verweisen: Entstanden ist eine digitale, zweisprachige Datenbank mit 9.000 archäologischen Objekten sowie mehr als 20.000 Seiten dazugehörenden archivalischen Dokumenten. Zusätzlich kann auf eine erfolgreiche Wanderausstellung mit fünf Stationen und eine begleitende Publikation zurückgeblickt werden. Die im Zuge des Projektes im Sammlungsbestand des Joanneums zutage getretenen insgesamt 432 Objekte, die zwischen den Jahren 1941 und 1945 bei archäologischen Grabungen des Joanneums in jenen Teilen Sloweniens gefunden wurden, die zu dieser Zeit von der Deutschen Wehrmacht besetzt waren, konnten am 21. März 2014 der Republik Slowenien übergeben werden.
Für 2015 konnte die Abteilung Biowissenschaften ein vom Wissenschaftsministerium finanziertes Sparkling-Science-Projekt ins Leben rufen. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler von vier steirischen Schulen in den Gärten von Eltern und Bekannten unter wissenschaftlicher Anleitung Bestandserhebungen der dort lebenden Amphibien- und Reptilienarten durchführen.
2014 – ein wirtschaftlich erfolgreiches JahrErste Hochrechnungen lassen darauf schließen, dass 2014 ein erfolgreiches Geschäftsjahr für das Universalmuseum Joanneum wird. In der Besuchsstatistik erwartet man in etwa 570.000 Besucherinnen und Besucher, was einem Plus von 4 % entspricht. Ein deutlicher Anstieg ist auch beim Verkauf der Joanneumskarten zu verzeichnen: Bis 9. Dezember 2014 wurden insgesamt 4.279 Joanneumskarten ausgestellt. Das entspricht einem Plus von 215 % gegenüber dem Vorjahr (1.356 Joanneumskarten). Einen großen Anteil daran haben die Joanneumskarten für Familien, wo man mit 940 Stück um 857 Karten mehr als 2013 verkaufen konnte. Das entspricht einem Plus von 1133 %.
Die Eigenerlöse des Universalmuseums Joanneum liegen mit knapp über 3 Mio. Euro um 6 % über den Plan. Die freie Kapitalrücklage wird im Jahr 2014 um ca. 900.000 Euro aufgelöst werden.
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