Schifferhaus in der Lübecker Engelsgrube © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Falke Schifferhaus in der Lübecker Engelsgrube © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Falke - Mit freundlicher Genehmigung von: denkmalschutz

Was: Presse

Wann: 15.10.2015

Für die Aufarbeitung von historischen Holzbauteilen bei der Restaurierung des Schifferhauses in der Engelsgrube in Lübeck stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 10.000 Euro zur Verfügung. Den entsprechenden Fördervertrag erhalten die Denkmaleigentümer Ulrike und Jens Christian Holst in diesen Tagen.

Das giebelständige Bürgerhaus wurde 1504 auf dem Bauplatz eines…

Für die Aufarbeitung von historischen Holzbauteilen bei der Restaurierung des Schifferhauses in der Engelsgrube in Lübeck stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 10.000 Euro zur Verfügung. Den entsprechenden Fördervertrag erhalten die Denkmaleigentümer Ulrike und Jens Christian Holst in diesen Tagen.

Das giebelständige Bürgerhaus wurde 1504 auf dem Bauplatz eines Stadthofes errichtet, dessen frühgotische Brandmauern überdauerten. Die spätgotische Eichenkonstruktion mit Hausbaum in der hohen Diele und Dachwerk über dem Bodengeschoss ist in seltener Vollständigkeit erhalten. Das Haus diente lange Zeit als Schifferwohnhaus.

Die Schiffer waren zu dieser Zeit recht vermögende Bürger, die ihren Wohlstand in der Ausstattung ihrer Häuser demonstrierten. Wand- und Deckenmalereien, Herd und Kamin, Paneele, Türen und Wandschränke zeugen von der für seine damaligen Bewohner typischen Ausstattung und deren Wohnkultur. Sie folgen hier ungewöhnlicher Dichte von der Spätgotik über die Spätrenaissance bis zum Barock aufeinander, was selbst für Lübeck erstaunlich ist. Hervorzuheben sind zwei Decken in dem 1641 erneuerten Fachwerkseitenflügel. Hier sind ein Kamin von 1608 mit mehrfacher Bemalung, zwei vollständig erhaltene Decken in holländischer Tradition, die fast vollständige Paneelierung eines Salons aus der Zeit kurz vor 1750 und zahlreiche bemalte Bretter als Spolien erhalten. Auch im ehemaligen Kontor im Erdgeschoss des Vorderhauses konnte eine Barockdecke freigelegt werden. Im Obergeschoss wurde hinter Lagen von Tapeten die Konstruktion von leichten Bretterwänden freigelegt, die aus Abfallhölzern zusammengesetzt wurden, die wiederum Fragmente verschiedenartig bemalter Raumaustattungen zeigen. 1824 eröffnete ein Krämer seinen Laden in dem vormaligen Schifferhaus. Davon zeugt heute die Glasfassade zur Diele hin.

Das Haus hat museale Qualität in der Anschaulichkeit früheren Wohnens und Wirtschaftens, zumal es als charakteristisch für das "Schifferviertel" am einstigen hansischen Seehafen gelten kann. Über 90 Jahre stand der Bau leer, war völlig abgewirtschaftet, statisch desolat und verbaut. Die Abbruchgenehmigung war bereits erteilt, als die engagierten Eigentümer das Haus durch Kauf vor dem Abriss retteten. Nun wollen sie es mit Hilfe der DSD, der Possehl-Stiftung und der Städtebauförderung endgültig retten. Durchgeführt wurde bereits die statische Sicherung, auch die Fenster des Giebels hat man in Eigenleistung aufgearbeitet. Das gesamte Wissen um die einzelnen Zeitschichten der Bau- und Ausstattungsteile ist durch den Eigentümer, der auch Bauforscher ist, detailliert aufgearbeitet worden.

In den kommenden zwei Jahren steht die Aufarbeitung aller historischen Holzbauteile an. Hierzu zählen die historischen Treppen, Türen, die bemalten Wand- und Deckenbretter sowie die historischen Fenster. Danach kann das Haus einer tragfähigen Nutzung als Wohngebäude zugeführt werden.

Das Schifferhaus in der Engelsgrube ist eines von über 160 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.

Bonn, den 15. Oktober 2015/tkm

Tags: denkmalschutz, Engelsgrube, Restaurierungen

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