14.000 Gaslaternen, Düsseldorf 14.000 Gaslaternen, Düsseldorf - Mit freundlicher Genehmigung von: denkmalschutz

Wer: denkmalschutz

Was: Presse

Wann: 08.12.2023

DSD kritisiert fadenscheinige ArgumentationDurch einen Stadtrats-Beschluss am 14. Dezember 2023 sollen rund 14.000 Gaslaternen aufwändig umgerüstet und damit in ihrem Denkmalwert zerstört werden. Dabei wurden sie erst 2020 unter Denkmalschutz gestellt und 2021 mit 400.000 Euro Bundesmitteln instandgesetzt. Das Gaslaternennetz dokumentiert die bedeutende Rolle Düsseldorfs…
DSD kritisiert fadenscheinige ArgumentationDurch einen Stadtrats-Beschluss am 14. Dezember 2023 sollen rund 14.000 Gaslaternen aufwändig umgerüstet und damit in ihrem Denkmalwert zerstört werden. Dabei wurden sie erst 2020 unter Denkmalschutz gestellt und 2021 mit 400.000 Euro Bundesmitteln instandgesetzt. Das Gaslaternennetz dokumentiert die bedeutende Rolle Düsseldorfs als Innovationsstandort und führender Röhrenstadt in der Zeit der Industrialisierung. Dass die Laternen durch die Umrüstung ihren Denkmalwert verlieren, wird ausdrücklich billigend in Kauf genommen. Damit versucht der Rat, das Denkmalschutzgesetz auszuhebeln und reduziert Denkmale auf den „schönen Schein“.

Die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) reagiert empört auf die Missachtung der Denkmalpflege in der Landeshauptstadt. „Mit fadenscheinigen Begründungen entzieht sich die Stadt selbst der Verpflichtung, die sie privaten Denkmaleigentümern abverlangt: achtsam mit unserem Kulturerbe umzugehen“, so Vorstand Dr. Steffen Skudelny. Nur etwa 200 Exemplare am Hofgarten sollen der Zerstörung entgehen. Die DSD spricht sich klar für den Erhalt der identitätsstiftenden Gaslaternen als integralem Bestandteil des Stadt- und Straßenbildes Düsseldorfs aus und appelliert an die Entscheider, diesen kostbaren Denkmalbestand nicht leichtfertig für eine nicht nachhaltige Symbolpolitik zu opfern.

Denn vor dem Hintergrund, dass die historische Gasbeleuchtung für weniger als 0,25 Prozent des gesamtstädtischen CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, sei die Begründung der Stadt, mit diesem Vorgehen einen Beitrag zur Energiewende leisten zu wollen, reine Symbolpolitik. Der Energieverbrauch für die Umrüstung oder den Ersatz von Leuchtköpfen und Masten, die Entsorgung und Neuproduktion werde ignoriert, Ressourcen unnötig vergeudet – das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Gerade weil der Klimaschutz ohne Frage eine der wichtigsten Belange unserer Zeit ist, müssen echte Zeichen der Nachhaltigkeit gesetzt werden. „Denkmalpflege leistet durch den schonenden Umgang mit Ressourcen grundsätzlich einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz,“ betont Stiftungsvorstand Skudelny. Mit dem Abbau einer intakten Infrastruktur zugunsten eines ressourcen- und kostenaufwendigen Neu- und Umbaus für die Elektrifizierung der Laternen pflege die Stadt Düsseldorf dagegen eine eigentlich überholte Wegwerfmentalität. Den veranschlagten Kosten stehen erheblich höhere Erfahrungswerte bei schon erfolgten Umstellungen entgegen.

Während man den Verlust des Denkmalwertes für die Technikgeschichte in einer Beschlussvorlage für den Stadtrat explizit in Kauf nimmt, wird der immense Identitätsverlust für die „Röhrenstadt Düsseldorf“ ignoriert.

Erst die Düsseldorfer Erfindung der nahtlosen Gasröhren machte eine flächendeckende Gasbeleuchtung in Großstädten möglich. Diese Röhren wurden über Jahrzehnte in Düsseldorf und Umgebung gefertigt und in die ganze Welt exportiert. Die Gasröhrenproduktion hatte dabei einen erheblichen Beitrag an Düsseldorfs wirtschaftlichem Aufstieg. Die Bedeutung der historischen Gasbeleuchtung für die Stadt spiegelt sich zudem in der bundesweit einzigartigen Gaslichtwerkstatt in Düsseldorf wider. Auch dieser stadteigene traditionsreiche Handwerksbetrieb, dessen Expertise im gesamten Bundesgebiet geschätzt und gesucht wird, steht mit dem Verlust des Denkmals – nachhaltig – vor dem wirtschaftlichen Aus.

Dass die Stadt die denkmalrechtliche Zulässigkeit erst nach dem Ratsbeschluss klären möchte, zeigt, dass sich die Befürchtungen aller Denkmalschützer bezüglich des neuen nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes bewahrheiten. Seit der Novellierung des Gesetzes im vergangenen Jahr müssen die zuständigen Denkmalfachbehörden erst sehr spät in Planungsvorgänge einbezogen werden. Statt sich frühzeitig an die Speziallisten des Landesamtes zu wenden und somit die Möglichkeit für eine fundierte Lösung zu eröffnen, schafft die Stadt Düsseldorf lieber Fakten und entzieht sich damit einem konstruktiven Dialog mit den Denkmalexperten. Die späte Einbindung des Kulturausschusses der Stadt erst knapp drei Wochen vor dem geplanten Beschluss folgte wohl der gleichen Strategie.

Mit der Unterzeichnung eines offenen Briefs an Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, die Fraktionen des Düsseldorfer Stadtrats und den nordrhein-westfälischen Landtag unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bereits eine Initiative des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine gegen die achtlose Zerstörung bedeutenden Düsseldorfer Denkmale, zu denen auch die historischen Gaslaternen gehören.

Tags: Beleuchtung, denkmalschutz, Fördervertrag, Licht

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