Am Donnerstag, den 24. Juli 2014 um 18.00 Uhr spricht Professor Dr. phil. Gerhard Vinken von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Rahmen der Vortragsreihe „Denkmal Altstadt“ der Denkmal-Soiree im Alten Schloss in Höchst zum Thema „Was ist Altstadt?“ Der Begriff Altstadt weckt Vorstellungen von Dauerhaftigkeit und Bestand. Dabei zeigt die historische Entwicklung, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung wie auch die Erwartung an das, was unter Altstadt verstanden wird, einem ständigen Wandel unterworfen ist. Vor diesem Hintergrund stellt Vinken in seinem Beitrag die Frage nach den Bildern von Identität und Heimat, die unterschiedlichen Altstadtkonzepten zugrunde liegen, und befragt die jüngste Altstadt-Konjunktur an aktuellen Beispielen.Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz richtet die Vortragsreihe im Alten Schloss Höchst aus, einem Haus der Stiftung. Sie will damit das Nachdenken und die Diskussion über die gesellschaftliche Wahrnehmung der historischen Stadt befördern. Ausgewiesene Experten führen in Facetten des Themas Altstadt ein und stehen im Anschluss bei einem Glas Wein zum Gedankenaustausch zur Verfügung.
Vor mehr als 100 Jahren haben Kommunen und Bürgervereine, aber auch Denkmalpflege, Stadtplanung und Tourismus die historische Altstadt als Thema für sich entdeckt und seither vielfältige Anstrengungen zu ihrer Erhaltung, Weiterentwicklung, Revitalisierung und Aufwertung unternommen. Auf diese Weise haben sich die Zentren kontinuierlich verändert, sich den Erwartungen der jeweiligen Gesellschaft an historische Identifikationsräume, zunehmend aber auch an kommerziell nutzbare Wahrzeichen angepasst. Dabei reflektieren diese Prozesse die teilweise außerordentlich verlustreichen Begleiterscheinungen des modernen Industriezeitalters und die Schadensbilanzen von Zweitem Weltkrieg und nachfolgendem Wiederaufbau. Bis heute suchen Städte wie Frankfurt, Potsdam, Dresden oder Berlin die entstandenen „Fehlstellen“ unter anderem durch Rekonstruktion repräsentativer Baudenkmale oder Platzgestaltungen zu reparieren und gefährden dadurch ihrerseits jüngere potentielle Baudenkmale in ihrem Bestand. Gleichzeitig unterliegen die historischen Stadtstrukturen in den Metropolen einem hohen Vermarktungsdruck, wohingegen im ländlichen Raum und in den Mittelzentren Leerstand und Bevölkerungsverlust, aber auch touristische Übernutzung Erhaltungsanstrengungen erschweren.
Das Alte Schloss ist eines der bedeutendsten Baudenkmale in Höchst. Während der Renaissance wurde die ursprüngliche Burg zu einem der prächtigsten Schlösser des Mainzer Kurfürsten ausgebaut. Nach Brandschatzung im Dreißigjährigen Krieg und Abrissen späterer Zeiten blieben nur das Torhaus, die im Kern mittelalterlichen Turmbauten und Ruinenreste übrig. Im 19. Jahrhundert erwarben die Gründer der Farbwerke Höchst das Alte und das Neue Schloss, um sie nach einer umfassenden Renovierung in den 1960er Jahren als Tagungsort zu nutzen. 2002 übernahm die Denkmalstiftung die Anlage, um ihren dauerhaften Erhalt zu gewährleisten. In den letzten Jahren hat die Stiftung mit der Instandsetzung der historischen Gewölbe, der Wiederherstellung der Gartenterrasse und des Parks sowie der Renovierung der Innenräume des Alten Schlosses wichtige Beiträge zur Aufwertung des Frankfurter Stadtteils geleistet.
Ein weiterer Termin 2014 findet statt am 4. September 2014: Professor Dr.-Ing. Birgit Franz, HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen über Altstadt und Engagement. Die Vortragsreihe wird moderiert von Professor Dr. Ingrid Scheurmann, Deutsche Stiftung Denkmalschutz. - Der Eintritt ist frei.