Einst vergessene Beck‘sche Häuser dienen nun dem betreuten Wohnen In der Bräugasse 8, 10 und 12 in Nördlingen stehen drei Gebäude, die jahrelang dem Verfall preisgegeben waren. Massive Mauerwerksschäden, gerissene Decken und Fachwerkwände und unterspülte Fundamente schienen das Aus für die mehr als 300 Jahre alten Häuser zu bedeuten. Dann wurden Rettungsarbeiten eingeleitet, um die Bauten für behinderte Menschen im Rahmen des betreuten Wohnens wiederherzustellen. Nun kann Paul Kling, der Erste Vorsitzende der Lebenshilfe Donau-Ries, am Freitag, den 7. Oktober 2011 um 10.30 Uhr zur Einweihung der sogenannten Beck’schen Häuser einladen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) beteiligte sich an der Instandsetzung des Außenputzes und der historischen Fenster mit 40.000 Euro.
Die ehemalige Freie Reichsstadt Nördlingen liegt im schwäbischen Landkreis Donau-Ries. Gerade in der Altstadt wurden in den letzten Jahren die zum Teil recht prachtvollen Häuser aus Mittelalter und Renaissance liebevoll renoviert. Ein wenig vergessen blieben dabei lange Zeit in dem von den Großbauten der C.H. Beck'schen Druckerei dominierten westlichen Teil in der Bräugasse drei kleine verputzte Fachwerkhäuser mit den Hausnummern 8, 10 und 12. Das kleine Gebäude mit der Hausnummer 8 geht dendrochronologischen Untersuchungen zufolge auf das Jahr 1364 zurück, das Nachbarhaus Nummer 10 stammt aus der Zeit um 1700 und das Haus Nummer 12 datieren die Holzwissenschaftler auf 1592. Die drei zu einer Gruppe verbundenen zweigeschossigen und teilweise unterkellerten Giebelhäuser sind nur durch schmale Feuergassen voneinander getrennt. Alle drei Häuser dokumentieren die in das hohe Mittelalter zurückreichende Bautradition Nördlingens und stellen ein qualitätvolles Beispiel für einen noch intakten Straßenraum dar, der vom ackerbürgerlichen in das großbürgerliche Stadtquartier überleitet.
Haus Nummer 8 besitzt drei Fensterachsen im Erdgeschoss, eine barocke Haustür und im Obergeschoss hochwertige Barockfenster mit Beschlägen. Das direkte Nachbarhaus ist ein repräsentativ ausgestatteter Ständerbau, dessen Hauseingangstür, Bretterleistendecken und Kreuzstockfenster beispielhaft zu erwähnen sind. Die Nummer 12 mit ihrem charakteristischen laubenartigen Eingang wurde wohl ursprünglich als Scheune errichtet und erst 1690 zum Wohnhaus umgebaut.
Die Häuser in der Nördlinger Bräugasse gehören zu den über 180 Projekten, die die vor 25 Jahren in Bonn gegründete Denkmalschutz-Stiftung allein in Bayern dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Renten-lotterie von Lotto, fördern konnte. Dazu gehören auch das Rathaus in Kulmbach, das Wasserschloss Rammersdorf in Leutershausen und Kloster Benediktbeuern.
Bonn, den 5. Oktober 2011