Alberto Giacometti (1901–1966): Ein Leben für die Kunst

Biografie
Alberto Giacometti wurde am 10. Oktober 1901 in Borgonovo, einem kleinen Dorf im Bergell-Tal in der Schweiz, geboren. Er starb am 11. Januar 1966 in Chur an den Folgen einer Herzkrankheit. Giacometti entstammte einer künstlerisch geprägten Familie: Sein Vater, Giovanni Giacometti, war ein angesehener Maler des Postimpressionismus. Seine Mutter, Annetta Stampa, unterstützte ihn und seine Brüder. Seine jüngeren Brüder Diego und Bruno Giacometti wurden ebenfalls Künstler – Diego als Bildhauer und Bruno als Architekt.

Ausbildung und Einfluss
Giacometti zeigte schon früh Talent für die Kunst. Nach seiner Schulzeit besuchte er die Kunstgewerbeschule in Genf. 1922 zog er nach Paris, um bei Antoine Bourdelle an der Académie de la Grande Chaumière zu studieren. In Paris lernte er die avantgardistische Kunstszene kennen und experimentierte mit Einflüssen aus Kubismus und Surrealismus. Er wurde Teil der Surrealisten um André Breton und entwickelte ein Interesse an existenzialistischen Ideen, die später sein Werk prägten.

Schüler und Weggefährten
Zu Giacomettis engen Freunden und Bewunderern gehörten Philosophen und Künstler wie Jean-Paul Sartre, Samuel Beckett und Pablo Picasso. Sartre schrieb über Giacomettis Werke und betonte deren Verbindung zur menschlichen Existenz. Sein Bruder Diego arbeitete oft als Assistent und Modell für seine Skulpturen.

Beliebte Orte

  • Montparnasse, Paris: Giacomettis Atelier in der Rue Hippolyte-Maindron war spärlich eingerichtet, wurde aber zum legendären Zentrum seines Schaffens.
  • Borgonovo und Stampa: Seine Heimat in der Schweiz, wo er zur Ruhe kam und neue Inspiration fand.
  • Zürich: Aufenthaltsort und Ort wichtiger Ausstellungen.

Frauen und Männer in seinem Leben
Giacometti war seit 1949 mit Annette Arm verheiratet, die oft Modell für seine Werke stand. Der japanische Philosoph Isaku Yanaihara war ebenfalls eine wichtige Person in seinem Leben und oft Motiv seiner Arbeiten. Die Zusammenarbeit mit seinem Bruder Diego und engen Künstlerfreunden wie Balthus prägte seine Karriere zusätzlich.

Museen und Galerien

  • Fondation Giacometti in Paris: Das Zentrum für Forschung und Werke Giacomettis.
  • Kunsthaus Zürich: Zahlreiche bedeutende Werke und Skulpturen.
  • MoMA (Museum of Modern Art), New York: Präsentiert berühmte Arbeiten wie „L’Homme qui marche“.
  • Tate Modern, London: Retrospektiven seiner Werke.
  • Guggenheim Museum, New York und Bilbao.

Auktionen und Rekordpreise
Giacometti gehört zu den teuersten Künstlern der Welt:

  • „L’Homme au doigt“ (1947): 2015 bei Christie's für 141,3 Millionen US-Dollar verkauft.
  • „L’Homme qui marche I“ (1961): 2010 bei Sotheby's für 104,3 Millionen US-Dollar versteigert.

Bekannte Werke

  • „L’Homme qui marche“ (Der schreitende Mann, 1961)
  • „L’Homme au doigt“ (Der Mann mit dem Finger, 1947)
  • „Femme assise“ (Sitzende Frau)
  • „Grande tête“ (Großer Kopf, 1958)
  • „La Place“ (Figurengruppe)

Kritik und Bedeutung
Giacometti gilt als Meister der Existenzialismus-inspirierten Bildhauerei. Seine schmalen, reduzierten Figuren wirken zerbrechlich und zeitlos zugleich, was die Isolation und Fragilität der menschlichen Existenz widerspiegelt. Kritiker loben seine Fähigkeit, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Sartre schrieb, seine Figuren seien „Geister, die im Raum verankert sind und ihre eigene Realität erschaffen“.

Literatur und Kataloge

  • „Alberto Giacometti: Eine Biografie“ von James Lord
  • „Giacometti: Die Kunst des Seins“ von Yves Bonnefoy
  • Ausstellungskatalog: „Alberto Giacometti: The Final Portrait“
  • „Der Mensch im Raum“ von Reinhold Hohl

Zitat von Alberto Giacometti
„Das Sehen ist vielleicht die schwierigste Sache der Welt.“

Quelle:

  • Fondation Giacometti, Paris
  • Kunsthaus Zürich
  • Sotheby's und Christie's Auktionen
  • Museum of Modern Art (MoMA), New York

Giacomettis Vermächtnis als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts lebt weiter. Seine Werke inspirieren bis heute Künstler und Kunstliebhaber weltweit und zeigen die Menschlichkeit in ihrer tiefsten Form.

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Abbildung: Multimediaraum der Ausstellung «Bacon – Giacometti» in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2018; Foto: Mark Niedermann
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