Der Begriff Flâneur beschreibt denjenigen, der absichtslos und aufmerksam durch die Straßen schlendert, die Stadt und ihre Bewohner beobachtet und dabei in sich selbst versunken das urbane Leben erforscht. Dieser Begriff wurde im 19. Jahrhundert von französischen Schriftstellern und Philosophen geprägt, allen voran Charles Baudelaire, der den Flâneur als romantischen Beobachter der modernen Großstadt und ihrer Dynamik darstellte. Der Flâneur verkörpert die Person, die neugierig, aber unaufdringlich die Gesellschaft und ihre Veränderungen in sich aufnimmt, ohne ein Teil davon zu werden.
Bekannte und Vergessene Künstler
Viele Künstler und Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts haben die Rolle des Flâneurs als Ausgangspunkt für ihre Arbeit genommen. Charles Baudelaire und Walter Benjamin zählen zu den bedeutendsten Flâneuren der Literatur und Philosophie. Benjamin betrachtete den Flâneur als Symbol für das Leben im modernen Kapitalismus und widmete ihm ein Kapitel in seinem Werk „Das Passagen-Werk“. In der Malerei findet sich der Flaneur ebenfalls wieder, etwa in den Gemälden des Impressionisten Édouard Manet, der das Pariser Leben einfing, oder Gustave Caillebotte, dessen Werke die Pariser Straßen und Boulevards zeigen.
Einige Künstler wie Wolfgang Lettl, ein surrealistischer Maler, nahmen den Geist des Flâneurs auf, indem sie ihre Werke als Beobachtungen des Alltags und der surrealen Momente des Lebens sahen. Lettl schuf seine Bilder oft aus Beobachtungen und streifenden Gedanken, die er in surrealen, traumhaften Szenen verarbeitete.
Frauen und Männer als Flâneure
Lange galt der Flâneur als männliche Figur. Doch in den letzten Jahrzehnten ist der Begriff auch für weibliche Künstlerinnen von Bedeutung geworden, die sich das Konzept des Flanierens auf ihre eigene Weise angeeignet haben. Künstlerinnen wie Sophie Calle und Virginia Woolf nahmen die Perspektive der weiblichen Flâneuse ein und erkundeten die urbane Umgebung mit einem neuen, feministischen Blick.
Musik und der Geist des Flâneurs
Musik spielt eine subtile, aber tiefgreifende Rolle im Konzept des Flanierens. Jazz und Blues spiegeln den Geist des Flâneurs wider – eine Mischung aus Freiheit, Melancholie und der Fähigkeit, den Moment zu erfassen. Auch der französische Chanson mit Künstlern wie Édith Piaf oder Serge Gainsbourg bringt das Gefühl des müßigen Schlenderns zum Ausdruck.
Museen, Galerien und Ausstellungen
Museen wie das Musée d’Orsay und das Centre Pompidou in Paris zeigen Werke der französischen Flâneur-Künstler und Impressionisten. Auch das Museum Ludwig in Köln widmet sich mit Ausstellungen und Sammlungen der Kunst, die das urbane Leben in den Mittelpunkt stellt. Bekannte Galerien wie die Galerie nächst St. Stephan in Wien präsentieren regelmäßig Werke, die das Flanieren und die urbane Beobachtung thematisieren.
Auktionen und Preise
Werke der Impressionisten und Surrealisten, die das Konzept des Flanierens repräsentieren, erzielen auf Auktionen hohe Preise. Édouard Manets „Im Café“ wurde beispielsweise bei einer Auktion von Christie's für mehrere Millionen Dollar versteigert. Sammler und Kunstliebhaber schätzen solche Werke, da sie den Zeitgeist und die Veränderung des urbanen Lebens zeigen.
Sammler, Werke und Kritik
Sammler, die den Flâneur-Spirit schätzen, sammeln häufig Werke, die die urbane Landschaft und das gesellschaftliche Leben thematisieren. Werke wie Gustave Caillebottes „Straßenszene in Paris“ und Manets „Die Bar in den Folies-Bergère“ werden immer wieder diskutiert und als Zeitdokumente geschätzt. Kritiker würdigen diese Werke für ihre Fähigkeit, die Beobachtung des Alltagslebens kunstvoll festzuhalten.
Bücher und Kataloge
Die Literatur zum Thema Flâneur ist reichhaltig und umfasst Werke wie „Das Passagen-Werk“ von Walter Benjamin und „Der Flaneur: Vom Verweilen in der Moderne“ von Franz Hessel. Diese Werke beleuchten den Flaneur als kulturhistorisches Phänomen und bieten einen Einblick in die urbanen Dynamiken der Moderne. Kataloge und Bücher, die sich mit urbaner Kunst befassen, enthalten oft Analysen und Darstellungen zum Thema Flâneur, darunter Ausgaben von Museen wie dem Centre Pompidou.
Zitat
„Der Flâneur ist der stille Chronist der Stadt, der rastlos und doch voller Muße die Poesie des Alltäglichen einfängt und in seinen Beobachtungen die Seele des urbanen Lebens widerspiegelt.“