Eröffnet wird die diesjährige Sommerauktion mit 200 ausgewählten Werken der Abteilung Moderne und zeitgenössische Kunst. Das reizvolle Angebot beinhaltet eine breite Palette an singulären Arbeiten bedeutender Künstler, darunter eine atemberaubend schöne Feuergouache von Otto Piene aus dem Jahr 1979 (Schätzpreis 35.000 €). Wie ein Komet vor einem tiefblauen Himmel steigt die Form auf dem Bildträger empor und zieht die Blicke des Betrachters unmittelbar in ihren Bann. Die Intensität der Farbigkeit und die Ausgewogenheit der Komposition trugen wohl mit dazu bei, dass der Künstler das nun zum Aufruf kommende Werk 20 Jahre lang in seinem eigenen Atelier behielt.Ein weiteres Highlight und nicht weniger prachtvoll in der Farbgestaltung ist ein großformatiges Unikat von Fred Thieler, 1990 in Öl und Gouache auf Bütten ausgeführt (6.000 €). Max Uhlig ist mit drei Originalwerken in seinem unverwechselbaren, dynamischen Stil vertreten, darunter eine großformatige monochrome Figur (6.500 €), ein kleinerer männlicher Kopf in kräftigen Rot- und Brauntönen gehalten sowie eine große Landschaft (4.500 €).Aus dem Jahr 1985 stammt ein beeindruckendes fünfteiliges Polyptychon von Jean-Pierre Bertrand (3.800 €), der vor allem für seine große Experimentierfreude mit verschiedenen natürlichen Materialien wie Honig-, Salz- oder Zitronenpapier bekannt ist. Seine Werke, die in französischen Auktionshäusern regelmäßig zum Aufruf kommen, sind in dieser Qualität auf dem deutschen Kunstmarkt sehr selten zu finden. In den 1950er Jahren entstanden die beiden faszinierenden und geheimnisvollen Gemälde von Irma Nesch, der ersten Ehefrau des Malers und Graphikers Rolf Nesch (je 2.000 €). Beide Werke zeigen in leuchtenden Farben Szenen aus der schillernden Welt des Theaters, dem bevorzugten Sujet von Irma Nesch, und verblieben bis zum Tod der Künstlerin in ihrem Besitz.Bezaubernd schön sind zwei kleinformatige Landschaften der Bretagne in Aquarell von Ernest Pierre Guérin (je 1.200 €). Die Arbeiten Guérins mit ihrem unverwechselbaren Charme und den winzigen Figurenstaffagen sind formal noch dem ornamentalen Jugendstil verpflichtet und erzielen in französischen Auktionen regelmäßig Spitzenpreise. Besonders hervorzuheben ist außerdem eine leichte und atmosphärische Ansicht der sommerlichen Seine des französischen Malers Jacques Bouyssou (1.800 €), welche in ihrem luftigen Pinselstrich die Verbundenheit des Künstlers zum Gedankengut des Impressionismus erkennen lässt. Die Niederrheinische Winterlandschaft von Max Clarenbach (4.000 €), der ebenfalls deutlich vom Spätimpressionismus geprägt und vor allem für seine Darstellungen der Rheinauen in ihren jahreszeitlich wechselnden Stimmungsfacetten bekannt wurde, gehört zu den schönsten Beispielen seines Werkes. Die verschneite Landschaft des viel zu jung verstorbenen Künstlers Claude Grosperrin hingegen lässt bereits deutlich den Bruch mit der Tradition der Malerei der ersten Hälfte des 20. Jh. erkennen und experimentiert mit Tendenzen der formalen Abstraktion. Eine einmalige Rarität ist eine Sammlung von 230 teils handkolorierten Glasdias von Fidus (6.000 €). Die oft handschriftlich mit Bemerkungen versehenen Platten zeigen bekannte und selten gesehene Motive seines Werkes aus den 1890er – 1930er Jahren.
In der Abteilung Skulpturen und Objekte ist besonders die Gipsskulptur "Stehende" von William Ernst Hermann Wauer, einem der Hauptvertreter des Berliner Kubismus, hervorzuheben (4.200 €). Das Werk nimmt Bezug auf eine identische Version in Bronze aus dem Jahr 1928 und ist eines der schönsten Beispiele für die charakteristische kubo-expressionistische Formensprache Wauers. Von Joseph Beuys kommt neben der Intuition Box auch ein Unikat zum Aufruf, eine farbig bedruckte Pappschachtel mit Zeichenkohle, vom Künstler signiert und bezeichnet "Wirtschaftswert" (1.200 €). Das Angebot wird neben Arbeiten von Günther Uecker, Victor Vasarély, Sol Lewitt und Salvador Dalí außerdem ergänzt durch die "Unendliche Säule" von Thomas Virnich, als farbig gefasste Version ein Unikat außerhalb der 1985 erschienenen Auflage von 15 Exemplaren (1.000 €).
In der Modernen und zeitgenössischen Künstlergraphik sind große Namen zahlreich vertreten. Besondere Beachtung gebührt gleich fünf Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff, insbesondere dem seltenen Holzschnitt "Die Schwestern" aus dem Jahr 1914 sowie der "Landschaft im Mondschein" von 1927 (7.000 / 4.500 €). Die spannende Auswahl druckgraphischer Werke der ersten Hälfte des 20. Jh. enthält außerdem einen seltenen Holzschnitt von Conrad Felixmüller sowie mehrere Arbeiten von Marc Chagall, Salvador Dalí, Joan Miró, Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner und vielen weiteren. Als besonderes Highlight stechen die ikonischen "Flowers" von Andy Warhol aus dem Jahr 1964 hervor (12.000 €). Die Farboffset-Lithographie erschien anlässlich der Warhol-Ausstellung bei Leo Castelli in New York und ist eine der begehrtesten Arbeiten der Modernen Graphik. Dem gegenübergestellt ist die vierteilige Arbeit "Hommage to Andy I-IV" von Nat Finkelstein (3.000 €), vier farbige Serigraphien, den jungen Künstler mit Sonnenbrille darstellend. Im Bereich der Geometrischen Abstraktion sind unter anderem Günter Fruhtrunk, Verena Loewensberg, Victor Vasarély und Ludwig Wilding mit starken Werken vertreten. Vervollständigt wird die Abteilung der Graphik durch ein unfangreiches Angebot signierter Künstlerplakate.
Ikonische Bilder finden sich auch in der Abteilung Moderne Photographie. Gleich zwei Mal blickt Marilyn Monroe dem Betrachter von den Silbergelatineabzügen Bert Sterns entgegen, einmal in eine elegante schwarze Abendrobe gekleidet und ein weiteres Mal nahezu herausfordernd hinter einer Kamera hervorschauend (je 1.500 €). Echte Sammlerstücke sind außerdem drei Pressefotos von Mick Jagger aus den späten 1970er bzw. den frühen 1980er Jahren, sowie zwei Mappenwerke mit Schadographien von Christian Schad.
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