Das Gemälde einer Madonna mit Kind steht in engem Zusammenhang mit dem Schaffen des frühen Raffael – es ist Highlight der Auktion Alte Meister am 22. Oktober 2019Bei der Auktion Alte Meister im Wiener Dorotheum wird am 22. Oktober 2019 eine herausragende Arbeit Madonna mit Kind angeboten. Das Gemälde war noch nie auf dem Kunstmarkt und verfügt über eine hervorragende Provenienz. Stil, Bildthema, Komposition und technische Meisterschaft zeugen von großer Nähe zum religiösen Kunstschaffen des bedeutenden Renaissance-Meisters Raffael.
Zur Klärung der Autorenschaft des Werks wurde das Gemälde kunsthistorischen und naturwissenschaftlichen Prüfungen unterzogen. Technische Untersuchungen haben dabei eine Unterzeichnung und die Komposition vorbereitende Arbeiten zutage gebracht, wie man sie in sehr ähnlicher Weise auch bei Werken Raffaels festgestellt hat. Mit Infrarotreflektografie gemachte Aufnahmen zeigen, dass die auf der grundierten Oberfläche der Holztafel mit sicherer Hand ausgeführte Unterzeichnung über eine künstlerische und technische Qualität verfügt, die mit Raffaels frühestem Zeichenstil vergleichbar ist.
Aufgrund der Ergebnisse der technischen Untersuchung und der bemerkenswerten stilistischen Verwandtschaft des Gemäldes zum Schaffen des jungen Raffael während seiner Zeit in Umbrien (um 1497–1503/04) ist eine Autorenschaft des Meisters selbst in Erwägung zu ziehen. Zumindest kann eine vorläufige Zuschreibung an einen Künstler aus dem engsten Umfeld Raffaels vorgenommen werden.
Das Werk weist zahlreiche Gemeinsamkeiten mit anderen „Madonna mit Kind“-Darstellungen auf, insbesondere mit der Madonna von Northbrook im Worcester Art Museum, Massachusetts, die man mit Raffaels „Cowper-Madonna“ in der National Gallery of Art in Washington verglichen hat. Das vorliegende Gemälde könnte gut das fehlende Glied zwischen den beiden Gemälden darstellen.
Das Gemälde im Dorotheum wurde in einer bedeutenden europäischen Privatsammlung entdeckt, die sich einst im Besitz der Herzogin von Castiglione-Colonna (1836–1879) befand und gelangte im Erbgang an den heutigen Eigentümer. Die Herzogin war selbst eine vielbeachtete Bildhauerin und Malerin und unter ihrem eigenen Namen – Adèle d’Affry – oder dem Pseudonym „Marcello“ tätig. Ein von ihr gemalten Bild zeigt eines der eleganten Interieurs ihres Zuhauses. Darauf kann man das angebotene Madonnengemälde in seinem heutigen Rahmen an einer Wand hängend erkennen.
Das außergewöhnliche Gemälde wird vor seiner Versteigerung in Wien in den Dorotheum-Repräsentanzen in London und Brüssel zu sehen sein.