313 Carl Spitzweg	 Lagernde Karrner (Rast der Streuner), 1870. Öl auf Holz Schätzpreis: € 30.000 - 40.000 313 Carl Spitzweg Lagernde Karrner (Rast der Streuner), 1870. Öl auf Holz Schätzpreis: € 30.000 - 40.000 - Mit freundlicher Genehmigung von: kettererkunst

Was: Auktion

Wann: 09.12.2022 - 10.12.2022

München, 9. November 2022 (KK) – Es ist ein Kleinod mit großer Provenienz und bewegter Geschichte: Nun kommt Carl Spitzwegs Gemälde „Lagernde Karrner (Rast der Streuner)“ im Einvernehmen mit den Erben nach Olga Mengers in der Jahresendauktion vom 9./10. Dezember bei Ketterer Kunst in München zum Aufruf.

Bis 1916 ist Carl Spitzwegs Ölgemälde Teil der bekannten Sammlung von…

München, 9. November 2022 (KK) – Es ist ein Kleinod mit großer Provenienz und bewegter Geschichte: Nun kommt Carl Spitzwegs Gemälde „Lagernde Karrner (Rast der Streuner)“ im Einvernehmen mit den Erben nach Olga Mengers in der Jahresendauktion vom 9./10. Dezember bei Ketterer Kunst in München zum Aufruf.

Bis 1916 ist Carl Spitzwegs Ölgemälde Teil der bekannten Sammlung von Carl Hugo Schmeil. Die Kollektion des Dresdner Kommerzienrats wird in diesem Jahr durch Versteigerung aufgelöst. Der Katalog von Helbing/Cassirer erregt auch die Aufmerksamkeit des angesehenen Berliner Handelsrichters Dr. Alfred Mengers. Er erwirbt das subtile Kunstwerk für den stolzen Preis von 7.000 Mark.

Mengers, zugleich Leiter der familieneigenen „Velvetfabrik M. Mengers & Söhne“ in Berlin, bewohnt mit seiner Gattin Olga Henriette eine große Villa. Olga ist die Tochter des bedeutenden und kunstaffinen Unternehmers und Stadtteilgründers Sigmund Aschrott aus Kassel.

Ab 1933 ist die mittlerweile verwitwete Olga Mengers ebenso wie ihre Söhne, die Kunsthändler Heinz und Kurt, der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt und wird in den Ruin getrieben. Die Samtfabrik wird „arisiert“, das väterliche Erbe eingezogen, das Haus verkauft, und bald darf Olga nur noch zwei Zimmer ihrer Wohnung nutzen. Die Söhne Kurt und Heinz fliehen 1936 und 1938 aus Berlin, die schwer sehbehinderte und hochbetagte Mutter bleibt zurück. Im Herbst 1942 wird sie nach Theresienstadt deportiert, doch sie überlebt und wird im Sommer 1945 befreit. Sie kehrt nach Berlin zurück, wo sie 1948 völlig verarmt verstirbt.

Aber was geschieht mit dem Spitzweg-Gemälde? Die Nationalsozialisten beschlagnahmen 1942 das gesamte Hab und Gut der verschleppten Olga Mengers, ihre Wohnung wird versiegelt und aller Inhalt wird „verwertet“. Das bedeutende Spitzweg-Gemälde wird von den NS-Schergen offenbar „unter der Hand“ verkauft; vielleicht kommt es auch mit dem im Keller versteckten Notgepäck von Olga Mengers abhanden. Die Familie Mengers jedenfalls verliert das Gemälde im Jahr 1942 unwiederbringlich.

Noch vor Kriegsende gelangt die Arbeit wohl wieder in Privatbesitz, mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Sammlung eines Militärarztes aus dem süddeutschen Raum, in dessen Familie sie bis in die 1980er Jahre verbleibt. Über den Kunsthandel kommt die Arbeit zu den jetzigen Eigentümern.

Ketterer Kunst konnte nun eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien vermitteln. Das Auktionshaus bringt Carl Spitzwegs „Lagernde Karrner (Rast der Streuner)“ frei von Restitutionsansprüchen und im besten Einvernehmen mit der Familie Mengers in seiner Jahresendauktion zum Aufruf. Neben dieser Arbeit von Carl Spitzweg bietet die 19th CENTURY ART noch über ein halbes Dutzend weitere Arbeiten des Künstlers, wie den mit € 60.000-80.000 bewerteten „Mönch“ sowie Werke u.a. von Heinrich Bürkel, Edward Cucuel, Karl Hagemeister, Friedrich Nerly und Franz von Stuck.

Die Sparte der MODERN ART offeriert Ikonisches aus „Die Maler der Brücke - Sammlung Hermann Gerlinger (SHG)“ wie z.B. Ernst Ludwig Kirchners „Das blaue Mädchen in der Sonne“ (Taxe: € 2.000.000-3.000.000), Karl Schmidt-Rottluffs „Rote Düne“ (Taxe: € 800.000-1.200.000) und Erich Heckels Pappelholzskulptur „Stehende“ (Taxe: € 600.000-800.000). Spektakuläres kommt außerdem neben Ferdinand Hodlers „Kastanienallee bei Biberist“ (Taxe: € 1.400.000-1.800.000) und Emil Noldes „Meer D“ (Taxe: € 800.000 – 1.200.000) sowie Max Beckmanns „Holzsäger im Wald“ (Taxe: € 600.000 – 800.000) u.a. von Hans (Jean) Arp, Lovis Corinth, Paul Gauguin, Karl Hofer, Max Liebermann, Gabriele Münter, Emil Nolde, Christian Rohlfs, Egon Schiele und Hermann Max Pechstein. 

Im Bereich der CONTEMPORARY ART bestechen neben deutschen Künstlergrößen wie Georg Baselitz mit seinem „Hofteich“ (Taxe: € 700.000-900.000) und Anselm Kiefer mit “Die Ordnung der Engel” (Taxe: € 300.000-400.000), Günther Förg, Katharina Grosse, Martin Kippenberger, Karin Kneffel, Konrad Lueg, Ernst Wilhelm Nay, Günther Uecker und Gerhard Richter auch internationale Künstler wie Richard Serras „Corner Prop No. 6 (Leena and Tuula)“ mit einer Taxe von € 600.000-800.000, das erste Unikat des Bildhauers, das seit 2016 auf dem weltweiten Auktionsmarkt angeboten wird. Neben einem weiteren Highlight von David Wojnarovicz „He Kept Following Me“ (Taxe: € 350.000-450.000), glänzen u.a. Tony Cragg, Keith Haring, Sol LeWitt, Robert Rauschenberg, Andy Warhol und Stanley Whitney, von dem erstmals eine Arbeit in Deutschland versteigert wird.

Tags: Carl Spitzweg, Malerei, Nazi, Raubkunst

09. Dezember Kunst nach 1945/Contemporary Art/Evening Sale/SHG
10. Dezember Kunst des 19. Jahrhunderts/Klassische Moderne/SHG