Die Reihe „Weltsichten auf Papier“ im Studiolo bietet Besucher*innen die Möglichkeit im Bezugsrahmen der Dauerausstellung „Weltsicht und Wissen um 1600“ Werke aus dem facettenreichen Bestand des Kupferstich-Kabinetts durch eine prägnante Auswahl kennenzulernen. Anlässlich des Todes von A.R. Penck (1939–2017) würdigt die aktuelle Präsentation „Ralf Winkler – A.R. Penck. Welterfahrung und Bildsprache“ einen der bekanntesten Künstler Deutschlands, der sich in seinem Schaffen wie kaum ein anderer mit der deutschen Teilung auseinandersetzte.Der konzentrierte Überblick aus 23 Werken gliedert sich in drei Teile: Als erstes werden zehn in der DDR entstandene Werke Ralf Winklers mit einem Schwerpunkt auf seinem zeichnerischen Frühwerk vorgestellt. Weiterhin thematisieren die großformatigen Druckgrafiken „Ich im Westen“ sowie die Folge der „8 Erfahrungen“ den mit seiner Ausbürgerung verbundenen Übergang von einem System ins andere und den Neuanfang im Westen. Schließlich markieren Pencks Entwürfe für das Layout des Katalogs zur ersten großen Ausstellung in Dresden im Jahr 1992 die Rückkehr in die Heimatstadt und die damit verbundene Auseinandersetzung mit den neuen Gegebenheiten. Ein Mobile aus Reproduktionen der einzelnen Seiten des Katalog-Layouts macht die Vielfalt der Entwürfe erfahrbar. Die im Raum aufgestellte Parkbank lädt zur Lektüre einer Penck-Zeitung ein und erinnert zugleich an die bemerkenswerte Begebenheit der Verhaftung des auf einer Bank schlafenden Künstlers durch die Düsseldorfer Polizei. Erklärende Wandtexte fehlen, stattdessen kommt mit eindringlichen Zitaten Penck selbst zu Wort.
Den Weg durch das Residenzschloss zum Studiolo markieren geöffnete Pappkoffer. Sie erinnern an den Umstand, dass Ralf Winkler seine frühen Zeichnungen in einem alten Koffer verstaute, diesen mit sich herumtrug und daraus Werke anbot. Nach jahrelangen Repressalien durch das Ministerium für Staatssicherheit erfolgte am 3. August 1980 Pencks Ausbürgerung und Übersiedlung in den Westen. Ungeachtet der Diskriminierung des Künstlers von offizieller Seite wurde seit 1965 im Kupferstich-Kabinett unter dem damaligen Direktor Werner Schmidt auf zum Teil subversiven Wegen einer der reichsten Penck-Bestände zusammengetragen. Von den heute 264 Positionen an Zeichnungen, Druckgrafiken, Skizzenbüchern, illustrierten Mappen, Büchern und Druckplatten Pencks gelangte das Gros vor 1989 in den Bestand. Dadurch avancierte das Kupferstich-Kabinett bereits zu DDR-Zeiten zur frühesten öffentlichen Sammlung seiner Werke. Ein Beweis des über Jahrzehnte gewachsenen Vertrauens war die Ausstellung „A.R. Penck. Analyse einer Situation“, die im Albertinum gezeigt wurde.
Gern stehen Ihnen die Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, Stephanie Buck, und die Kuratorinnen, Claudia Schnitzer und Konstanze Rudert, für individuelle Gesprächstermine zur Verfügung! Für die Organisation wenden Sie sich bitte an: presse@skd.museum.
Im Studiensaal im 3. OG. des Residenzschlosses bietet sich für Besucher*innen zudem die Möglichkeit, über die im Studiolo präsentierte Auswahl hinaus weitere Werke A.R. Pencks anzusehen.