Mit der Schenkung des Gemäldes "Der Concordia-Tempel von Agrigento" des Münchner Architekten und Malers Leo von Klenze (1784–1864) ist die Sammlung der Nationalgalerie um eine wichtige Position erweitert worden. Während sie bereits über einen großen Schatz klassizistischer Werke des Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) verfügt, konnte der Bestand nun um ein wichtiges Werk des bedeutenden Münchner Klassizisten ergänzt werden. Klenze war primär Architekt, aber auch Zeichner und Maler, wobei er ein nur sehr begrenztes malerisches Oeuvre hinterließ. Einige seiner großformatigen Architekturdarstellungen und Stadtansichten verschenkte Klenze an namhafte Zeitgenossen, darunter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) sowie sein Berliner Kollege Karl Friedrich Schinkel. Das Gemälde des "Concordia-Tempels" stammt aus dem ehemaligen Besitz des Berliner Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810–1884). Es war ein Gegengeschenk des Künstlers für das zwölfbändige, nur in wenigen Exemplaren aufgelegte Tafelwerk „Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien“.Lepsius, der seine akademische Laufbahn als Sprachwissenschaftler und Archäologe begann, war durch die von ihm in königlich-preußischer Mission geleitete Expedition nach Ägypten während der Jahre 1842 bis 1845 weit über Berlin hinaus bekannt geworden. Die wissenschaftlichen Nachwirkungen der „ägyptischen Unternehmung“ waren beträchtlich: knapp 1.500 Objekte brachte Lepsius für das auf der Museumsinsel eröffnete Neue Museum mit und in rund 900 reich bebilderten Großfoliotafeln vermittelten Zeichner die von ihm entdeckten Kunstdenkmäler. Leo von Klenze hatte seinerseits bereits einige Jahre zuvor im königlich-bayerischen Auftrag ägyptische Kunst erworben und damit in München eine wichtige Sammlungsstätte dieser Kunst initiiert. Vor diesem Hintergrund ist es auch wenig erstaunlich, dass Klenze gerade an Lepsius’ reich bebildertem Tafelwerk Interesse zeigte und als diplomatisches Tauschgeschenk sein Bild anbot.
Beide setzten dabei auf den Austausch von Wissenschaft und Kunst: Leo von Klenze bediente sich archäologischer Quellen, um seine Ideallandschaften künstlerisch umzusetzen, Karl Richard Lepsius nutzte wiederum Künstler und künstlerische Mittel, um seine archäologischen Quellen visuell zu vermitteln.
Die Ausstellung zeigt in Konzentration auf Lepsius’ Tafelwerk und Klenzes Concordia-Tempel-Darstellung den einträchtigen Austausch von Kunst und Wissenschaft, den Friedrich Wilhelm IV. als Losung für die Museumsinsel als einer „Freistätte von Kunst und Wissenschaft“ ausgerufen hatte.
Die Präsentation im Kabinett für Wechselausstellungen umfasst rund 35 Objekte: Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Bücher und wissenschaftliche Artefakte – darunter Leihgaben aus dem in der Bayerischen Staatsbibliothek München verwahrten Klenze-Nachlass, Arbeiten aus dem Kupferstichkabinett und dem Ägyptischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften sowie der Staatsbibliothek zu Berlin.
Die Neuerwerbung wird erstmals nach einer umfangreichen Restaurierung und kunsttechnologischen Untersuchung der Öffentlichkeit präsentiert.