MAK-Ausstellungsansicht, 2018 ADRIANA CZERNIN. Fragment MAK GALERIE © MAK/Georg Mayer MAK-Ausstellungsansicht, 2018 ADRIANA CZERNIN. Fragment MAK GALERIE © MAK/Georg Mayer - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse

Was: Ausstellung

Wann: 18.04.2018 - 30.09.2018

Eine Brücke zwischen Gestern und Heute, zwischen Ost und West schlägt die MAK- Ausstellung ADRIANA CZERNIN. Fragment ab 18. April 2018 in der MAK GALERIE. Ausgehend von dem Tableau mit Holzornamenten des Minbar der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo aus dem Jahr 1296, einem Meisterwerk aus der Mameluken-Zeit, entwickelte die Künstlerin Adriana Czernin (geb. 1969) eine Werkserie,…
Eine Brücke zwischen Gestern und Heute, zwischen Ost und West schlägt die MAK- Ausstellung ADRIANA CZERNIN. Fragment ab 18. April 2018 in der MAK GALERIE. Ausgehend von dem Tableau mit Holzornamenten des Minbar der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo aus dem Jahr 1296, einem Meisterwerk aus der Mameluken-Zeit, entwickelte die Künstlerin Adriana Czernin (geb. 1969) eine Werkserie, die verschiedene Aspekte geometrischer Konstruktion thematisiert. Sie versteht das Ornament dabei als eine Metapher für kulturelle, gesellschaftliche und persönliche Verstrickungen. Die raum- greifenden Werke dieser MAK-Ausstellung paraphrasieren die Fragmenthaftigkeit der Teile aus dem Minbar, die sich seit 1907 in der Sammlung des heutigen MAK befinden.

Erste Berührungspunkte der Künstlerin mit diesem Hauptwerk der ägyptischen Kunst- geschichte gab es bereits im Jahr 2014. Czernin entwickelte damals auf Einladung des MAK die großformatige Bleistiftzeichnung Nach Ibn-Tulun, sozusagen die Initialzün- dung zur Werkserie. Daraus resultierten streng geometrische Arbeiten, die Verbindun- gen zwischen zentralen Punkten durch Linien suchen. „Um das Verlorengegangene wiederzufinden, habe ich alle vorhandenen Punkte und Linien miteinander verbunden. Unter meinem Lineal ist ein neues Netz voller Beziehungen, fast konspirativer Zusam- menhänge entstanden“, so Adriana Czernin.

Neben der Strenge des Systems mit all seinen Symmetrien und Wiederholungen geht die Künstlerin möglichen Asymmetrien nach. Durch das bewusste Entfernen einiger Ornamentteile entsteht eine dynamische Komposition aus scheinbar freien Formen, die sich über den Bildraum ausbreiten und andere Elemente durchqueren oder durchboh- ren. Im Unterschied zu Adriana Czernins früheren Arbeiten, in denen Ornamentales oft mit weiblichen, expressiven Figurationen interagiert, ist die in der MAK-Ausstellung Fragment präsentierte Werkserie strikt geometrisch aufgebaut.

Konstruktion und Dekonstruktion – das Befolgen strenger Regeln, aber auch deren Durchbrechung und Unterwanderung sind Komponenten von Czernins intensiver Ar- beit mit dem Ornamentalen. Abgesehen von der streng formalen Auseinandersetzung mit der Formensprache des historischen Relikts konzentriert sich Czernin auf die Funktion des Ornaments als Träger von Tradition und Religion und verweist somit auf die transzendente Bedeutung im religiösen Zusammenhang. Das Aufgehen des Indivi- duums in der Unendlichkeit der Ordnung, die mögliche Versenkung im Rausch opti- scher Wahrnehmung sowie die Funktion des Ornamentalen als Weg zur Kontemplation sind inhärente Themen ihrer Werkserie.

Minbar der Ibn-Tulun-Moschee in KairoDie Ibn-Tulun-Moschee in Kairo wurde zum Ende des 9. Jahrhunderts errichtet und unter Sultan Lagin 1296 renoviert und erneuert. Eine der wichtigsten Möblierungen einer Moschee ist das Minbar, ursprünglich ein erhöhter Sitz, der als Kanzel verwendet wird, aber auch als „Thron Mohammeds“ symbolische Bedeutung hat. So erklären sich kostbare Ausführungen in Stein- oder Holzeinlegearbeiten. Das Minbar der Ibn-Tulun- Moschee gehörte zu den kostbarsten seiner Art weltweit. Teile der reichen Holzverklei- dung wurden auf der Pariser Weltausstellung 1867 als eines der bedeutendsten Werke ägyptischen Kunstgewerbes ausgestellt. Im Anschluss gelangten die Fragmente in zahl- reiche europäische Sammlungen. Die größten zusammenhängenden Ornamentfelder befinden sich heute im Victoria and Albert Museum in London sowie im MAK in Wien.

Adriana Czernin wurde 1969 in Sofia geboren und lebt und arbeitet seit 1990 in Wien und Rettenegg (Steiermark). Sie absolvierte 1998 die Klasse für Freie Grafik an der Universität für angewandte Kunst Wien. Neben diversen Einzelausstellungen, unter anderem in der Galerie Martin Janda, Wien, der Struktura Gallery, Sofia (2017), und im Institute for Contemporary Art, ATA Center, Sofia (2003), waren ihre Arbeiten au- ßerdem in Gruppenausstellungen im LENTOS, Linz (2017), im 21er Haus, Wien (2017, 2013), in der Albertina, Wien (2012, 2011, 2008, 2004), im Belvedere, Wien (2009), im Austrian Cultural Forum New York (2009), im Kunsthaus Baselland, Basel (2004), und im Massachusetts Museum of Contemporary Art, North Adams, MA (2002) zu sehen. 2014 entwickelte sie die großformatige Bleistiftzeichnung Nach Ibn-Tulun für die The- meninsel Ornament des MAK DESIGN LABOR, die sich seither in der MAK-Sammlung befindet.

Tags: Ornamente

MAK
ÖffnungszeitenDi 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 UhrJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Eintritt€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Familienkarte € 11 (2 Erwachsene + mind. 1 Kind bis zum 14. Lebensjahr)

Das könnte Sie auch interessieren.
Wien, Ausstellung, 30.01.2025 - 26.05.2025
Ivan Grohar, Das Feld von Rafolče, 1903  Foto: Belvedere, Wien
Wien, Ausstellung, 15.02.2025 - 29.06.2025
Anton Corbijn Nina Hagen und Ari Up, Malibu 1980 © Anton Corbijn
© Anna Stöcher
Wien, Ausstellung, 02.10.2025 - 18.01.2026
Marina Abramović  Freeing the Voice, 1975  Courtesy of the Marina Abramović Archives © Marina Abramović. Image courtesy of Marina Abramović Archives