Die Bilder auf griechischen Vasen sind die wichtigsten Quellen zur Erforschung der griechischen Antike. Ihre Untersuchung hat sich zu einem umfassenden und sehr ertragreichen Feld archäologischer Forschung entwickelt. Sie zeugen nicht nur von den Gewohnheiten, Kenntnissen und Vorurteilen der Vasenmaler, sondern von den kulturellen, sozialen, historischen und ökonomischen Faktoren, die ihre Entstehung beeinflusst haben: Politik, Theater, Handel, Literatur oder historische Ereignisse spielten eine bedeutende Rolle und spiegeln sich in der Auswahl der Themen. Zudem besitzen griechische Vasen – insbesondere aus Athen – einen großen ästhetischen Reiz. Die Gefäßformen sind elegant und der Glanz der Gefäße ist faszinierend. Die oft auf wenige Figuren reduzierten Bilder sind durch ihren Kontrast von orangerot bis braun und schwarz eindrücklich. In den Zeichnungen zeigt sich die Meisterschaft der Vasenmaler, unterschiedliche Handlungsmomente einer Geschichte in einem Bild zu komprimieren. Wenige markante Bewegungen, Gesten, Eigenschaften und Figurenkonstellationen entführen die Betrachter ins Geschehen. Bereits in der Antike erfreuten sich Vasen aus Athen im gesamten Mittelmeerraum großer Beliebtheit. Ihre Erhaltung verdanken sie dem Umstand, dass zahlreiche Gefäße als Handelsware nach Italien gelangten und dort von den Etruskern als Grabbeigaben verwendet wurden.
Um die Erzählung eines Vasenbildes richtig lesen zu können, muss man seine Sprache verstehen. Unabdingbar ist dabei die Kenntnis der Bildkonventionen und ihrer Veränderungen in unterschiedlichen Epochen sowie von der Art und Weise, wie einzelne Geschichten zu verschiedenen Zeiten dargestellt wurden. Meist sind es drei bis fünf in Sekundenschnelle wahrnehmbare Bildelemente – Eigenschaften, Bewegungen, Motive oder Zusammenstellungen –, die eine Identifizierung der Geschichte erlauben. Schnell lernen die Besucher*innen in der Ausstellung Herakles anhand von Löwenfell, Keule und Bogen von Achill zu unterscheiden. Den Göttervater Zeus erkennt man an seinem Blitzbündel oder das Gefolge des Weingottes Dionysos an seinen ekstatischen, rauschhaften Bewegungen. Anders als bei einer Fotografie zeigen Vasenbilder nicht nur einen ausschnitthaften Moment. In einem Bild kann eine kontinuierlich fortschreitende Erzählung mit eigentlich ungleichzeitigen Erzählmomenten in Szene gesetzt werden. Es handelt sich dabei um eine sogenannte „simultane oder synoptische Narration“.
In Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) entwickeln Studierende mit und unter der Leitung von Prof. Alexandra Kardinar Illustrationen zur Erschließung der gezeigten Objekte. Die Arbeiten werden im Verlauf der Ausstellung präsentiert.
Ermöglicht wird die Ausstellung durch die im Dezember 2018 erfolgte Dauerleihgabe von 51 hochkarätigen Vasen der Sammlung Zimmermann aus Bremen sowie Objekten der Stiftung Heidrun und Dr. Manfred Zimmermann.
Buch zur Ausstellung:Frank Hildebrandt, „Antike Bilderwelten. Was griechische Vasen erzählen“ (Verlag Philipp von Zabern / Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2017), 160 Seiten, 144 farbige Abbildungen; 39,95 Euro / ISBN 978-3-8053-5109-6
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr | Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei
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