Museion B Hirschfeld Mack Museion B Hirschfeld Mack - Mit freundlicher Genehmigung von: museion

Wer: Museion

Was: Ausstellung

Wann: 13.04.2019 - 03.11.2019

Kurator: Andreas HapkemeyerAnlässlich des 100. Geburtstags des Bauhauses, Schule für Architektur, Kunst und Design (1919-2019), präsentiert Museion den Lichtspiel-Apparat des Bauhaus-Künstlers Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965). Das Werk, das in den Jahren 1923/24 entwickelt wurde, ist eines der frühesten Werke der modernen Kunstgeschichte, das elektrisches Licht und…
Kurator: Andreas HapkemeyerAnlässlich des 100. Geburtstags des Bauhauses, Schule für Architektur, Kunst und Design (1919-2019), präsentiert Museion den Lichtspiel-Apparat des Bauhaus-Künstlers Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965). Das Werk, das in den Jahren 1923/24 entwickelt wurde, ist eines der frühesten Werke der modernen Kunstgeschichte, das elektrisches Licht und Bewegung verbindet.

Bei dem im Museion verwahrten Apparat handelt es sich um einen autorisierten Nachbau: das Original ist im Lauf der 1930er Jahre verloren gegangen. Das Exemplar aus der Sammlung Museion wurde 1999 anlässlich der ersten Überblicksausstellung über das Werk Ludwig Hirschfeld-Macks, die 2000 im Museion und in den jüdischen Museen von Wien und Frankfurt gezeigt wurde, nachgebaut. In der jetzt anlaufenden rein dokumentarischen Präsentation werden Fotografien, Konstruktionszeichnungen, Partituren, historische und neuere Filmaufnahmen gezeigt, die das komplexe Funktionieren des Apparats, aber auch seine Geschichte nachvollziehbar machen.

Das Werk, das manuell durch mehrere Spieler zu aktivieren ist, besteht aus einer Holzstruktur (mit den Maßen 188 x 153 x 143 cm). Mit Hilfe eines Systems verschiebbarer Leuchten, die mit Farbfiltern versehen und auch gedimmt werden können, werden bewegte farbige Formen oder auch die Umrisse einer menschlichen Figur auf eine Leinwand projiziert. Die meisten Farben-Lichtspiele sind von einer vom Künstler selbst komponierten (und ursprünglich auch vom Künstler selbst ausgeführten) Musik begleitet. Hirschfeld-Macks Ausgangspunkt ist die abstrakte Malerei, die er mit seinem Apparat zu Licht entmaterialisiert und in eine reale Bewegung versetzt.

Hirschfeld-Macks Werk vereint ganz im Geist des frühen Bauhauses, an dem der Künstler in den Jahren 1919-25 aktiv ist, technisches und künstlerisches Experiment. Der Lichtspiel-Apparat liegt zugleich an der Schnittstelle zwischen abstrakter Malerei, Theater, Film und Lichtskulptur. Als frühes Licht-Kunstwerk ist Hirschfeld-Macks Lichtspiel Apparat auch ein Vorläufer der seit den 1950er und 60er Jahren verstärkt in der Kunst auftretenden Lichtskulpturen, die in der Sammlung Museion einen wichtigen Nukleus bilden.

Die Präsentation zeigt, wie sehr die Geschichte des Lichtspiel-Apparats sich mit den historischen Vorgängen des 20. Jahrhunderts verbindet. In den Jahren 1924/25 kam der Apparat mehrfach bei öffentlichen Veranstaltungen zum Einsatz, die für das in seinem Überleben bedrohte Bauhaus Weimar warben. Hirschfeld-Mack glaubte außerdem, dass die Farbenlichtspiele einen Beitrag dazu leisten könnten, die schon damals sich bemerkbar machende Distanz zwischen Kunst und Bevölkerung zu überbrücken. Hirschfeld-Mack folgt dem Bauhaus 1925 nicht nach Dessau, sondern geht eigene Wege. Er setzt darauf, den Lichtspiel-Apparat sowohl im Theater als auch in der Werbung zum Einsatz bringen zu können, ja er glaubt an die Möglichkeit einer grundlegenden Erneuerung der Werbung in den großen Städten. 1936 emigriert Hirschfeld-Mack als Halbjude nach England, 1940 wird er als “enemy alien” nach Australien deportiert. Emigration und Deportation machen diese Hoffnungen zunichte. In Australien vermag der Künstler aber einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kunsterziehung des Landes zu leisten.

Der Lichtspiel-Apparat von Hirschfeld-Mack wird Künstler_innen aus Südtirol zu neuen Arbeiten im Rahmen eines Wettbewerbs anregen, zu dem Festival Transart, Südtiroler Künstlerbund und Museion einladen.

Ludwig Hirschfeld Mack (1893, Frankfurt a.M. – 1965, Sydney, Australia) setzt sich an der Akademie in Stuttgart mit Farbtheorie und Druckgrafik auseinander. 1919 schreibt er sich beim Bauhaus Weimar ein, wo er bei Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky studiert. Er arbeitet in Lyonel Feiningers Grafikwerkstatt, wo er 1921 zum Gesellen avanciert. In jenen Jahren entstehen zahlreiche grafische Blätter und eine größere Anzahl Gemälde. Eine Anregung vonseiten seines Kollegen Kurt Schwertfeger und das Interesse für eine Anwendung der Farbtheorie führen ihn 1923/24 zur Entwicklung der Farbenlichtspiele, die wahrscheinlich sein Hauptwerk darstellen.

Hirschfeld-Mack präsentiert die Farben-Lichtspiele bei mehreren öffentlichen Veranstaltungen in Berlin, Wien, Weimar und Leipzig. 1938 werden in der Bauhaus-Ausstellung im Museum of Modern Art New York u.a. Werke von Hirschfeld-Mack gezeigt. Nach der Übersiedlung des Bauhauses von Weimar nach Dessau geht der Künstler eigene Wege. 1936 emigriert er als „Halbjude“ nach England, von wo er 1940 als “enemy alien” nach Australien deportiert wird. Bis zu seiner Pensionierung lehrt er an der renommierten Geelong Church of England Grammar School, Victoria.

Tags: Architektur, Bauhaus, Design, Ludwig Hirschfeld-Mack

InfoLudwig Hirschfeld-Mack: Farben-LichtspieleEröffnung: 12/04/2019, 19.00 UhrDauer der Ausstellung: 13/04/2019 – 03/11/2019Kurator: Andreas Hapkemeyer
Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag 10.00 – 18.00. Donnerstags: 10.00 – 22.00 bei freiem Eintritt ab 18.00 und unentgeltlicher Führung um 19.00. Montags geschlossen. Eintritt: 7.00 Euro, mit Ermäßigung 3,50 Euro
Museion – Piero-Siena-Platz 1I- 39100 Bozen