Mit rund 400 Objekten besitzt die Neue Sammlung eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen von Thonetmöbeln, die damit nicht nur…
Mit rund 400 Objekten besitzt die Neue Sammlung eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen von Thonetmöbeln, die damit nicht nur…
Mit rund 400 Objekten besitzt die Neue Sammlung eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen von Thonetmöbeln, die damit nicht nur die Entwicklung von Sitzmöbeln spiegeln, sondern vor allem auch ein wichtiges Kapitel europäischer Unternehmensgeschichte repräsentieren.
Die Ausstellung wird die Thonetschen Pionierleistungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Bugholzmöbeln und Stahlrohrmöbeln repräsentieren, aber auch einen Fokus legen auf die Entwürfe seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch die jüngeren Modelle vorstellen.
Wegbereiter der Bugholzmöbel war Michael Thonet (1796-1871). Der aus dem rheinischen Boppard stammende Schreinermeister setzte bleibende Maßstäbe für die Formgebung des Maschinen- und Industriezeitalters. Während seine Konkurrenten mit Hilfe von Drechsel- und Schnitzmaschinen historische Formen nachahmten, ging Thonet einen völlig neuen Weg. Er schuf sein fundamental modernes Formenrepertoire aus den von ihm selbst entwickelten neuen technologischen und produktionstechnischen Möglichkeiten. Thonet verwirklichte ein zukunftweisendes Prinzip: Form als Ergebnis industrieller Fertigungsmethoden.
Die grandiose Leistung Thonets bestand in einem Verfahren, Buchenholzstäbe unter Dampfeinwirkung und Druck in geschwungene Formen zu biegen – ein Verfahren, das sich bestens für die Serienproduktion eignete. Neu war auch, dass die Einzelteile nicht mehr verleimt, sondern geschraubt wurden. Dadurch ließen sich die Stühle zerlegt verschicken. In eine Kiste mit einem Volumen von einem Kubikmeter passten 36 Stühle des Modells Nr. 14. Die weitblickende kaufmännische Strategie und Vertriebspolitik machten das Unternehmen Thonet, das seit 1842 seinen Hauptsitz in Wien hatte, zu einem in seiner Zeit einzigartigen Phänomen. Nahezu jährlich erschienen umfangreiche Kataloge. Thonet exportierte in alle Welt. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen über 1400 verschiedene Modelle auf den Markt. Trotz der Fülle an Modellen besaßen viele Möbel standardisierte Elemente; Typisierung und Serienproduktion erlaubten erschwingliche Preise. Das Konzept war überaus erfolgreich – der berühmte „Konsumsessel“ Nr. 14 wurde bis 1910 über 50 Millionen Mal verkauft.
Mit dem Aufkommen der Stahlrohrmöbel Ende der 1920er-Jahre ging die Vorherrschaft der Bugholzmöbel zunächst zu Ende, aber Thonet konnte auch in diesem neuen Bereich wieder erfolgreich produzieren. In den 1930er-Jahren war das Unternehmen der weltweit größte Produzent von Stahlrohrmöbeln, die unter anderen von den berühmten Bauhäuslern wie Ludwig Mies van der Rohe oder Marcel Breuer stammten. Diese Möbel stehen für eine Abkehr vom Dekor, für eine schmucklose Formensprache, deren Klarheit die Zweckmäßigkeit des Objektes betont. Die Einfachheit der rechtwinkligen Konstruktionen stellen ihre Funktionalität, Ergonomie und Ökonomie in den Vordergrund. In Abwendung von den Formen der Gründerzeit und des Jugendstils stehen sie mit ihrer industriell geprägten Formensprache für eine neue Zeit und eine Haltung, die die Gesellschaft positiv verändern wollte.
Die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts mit neuem Firmensitz im deutschen Frankenberg ist geprägt durch Designer wie Eddie Harlis und Verner Panton oder in der jüngeren Zeit durch Entwürfe von Norman Foster, Konstantin Grcic, Stefan Diez oder Sebastian Herkner. Für die Ausstellungsinszenierung plant Steffen Kehrle einen hellen und klaren Raum, der sich durch weite Blicke und eine sachliche Präsentation der Exponate auszeichnet. Der in München lebende Steffen Kehrle ist in den Bereichen Industrie-, Ausstellungs- und Interiordesign tätig und gründete 2009 das ASK (Atelier Steffen Kehrle). Mit wenigen Mitteln entwickelt er für seine Produkte eine charakteristische Gestalt, die selbsterklärend ist und selbstverständlich erscheint.
Seine Suche nach neuen Typologien führte auch zu einem Entwurf für Die Neue Sammlung – The Design Museum. Steffen Kehrle hat für das Museum die sogenannte DNS-Chair-Reihe konzipiert, deren verschiedene Entwicklungsstufen in der Ausstellung gezeigt werden. Bei der DNS-Chair-Reihe steht die Funktion im Fokus der Gestaltung. Denn die Idee für diese Reihe entwickelte sich einerseits aus einem Mangel an Besucherstühlen im Designmuseum und andererseits aus der Zielsetzung, einen mobilen Stuhl mit einer besonderen Form auch für private und andere öffentliche Zwecke nutzen zu wollen.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei Koenig Books, gestaltet von Bureau Borsche.
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