Lennart Nilsson, Die Hebamme Siri Sundström, Arjeplog 1945 © Lennart Nilsson / TT News Agency Lennart Nilsson, Die Hebamme Siri Sundström, Arjeplog 1945 © Lennart Nilsson / TT News Agency - Mit freundlicher Genehmigung von: WestLicht

Wer: WestLicht

Was: Ausstellung

Wann: 11.02.2020 - 03.05.2020

Am 30. April 1965 machte das Life Magazin mit einem Cover auf, das in die Geschichte eingehen sollte: Fötus, 18 Wochen hieß das Titelbild des schwedischen Fotojournalisten Lennart Nilsson (1922–2017) lapidar und bedeutete eine Sensation. Was bis dato höchstens eine Handvoll Wissenschaftler und Mediziner erblickt hatte, wurde nun in Farbe und brillanter Schärfe bis ins…
Am 30. April 1965 machte das Life Magazin mit einem Cover auf, das in die Geschichte eingehen sollte: Fötus, 18 Wochen hieß das Titelbild des schwedischen Fotojournalisten Lennart Nilsson (1922–2017) lapidar und bedeutete eine Sensation. Was bis dato höchstens eine Handvoll Wissenschaftler und Mediziner erblickt hatte, wurde nun in Farbe und brillanter Schärfe bis ins Detail für die breite Öffentlichkeit sichtbar: das Leben vor der Geburt. In Kooperation mit dem Nachlass des Fotografen zeigt WestLicht rund 100 von Nilssons Arbeiten erstmals in einer umfangreichen Ausstellung.

Die Gesamtauflage des Life Magazin von 8 Millionen war binnen weniger Tage vergriffen, der Titel blieb die am schnellsten verkaufte Ausgabe in der Geschichte der Zeitschrift, vor der Mondlandung und dem Kennedy-Attentat. Der Stern publizierte die Bilder ebenso wie Paris Match. Noch im selben Jahr veröffentlichte Nilsson mit A Child is Born eine erweiterte Version des Life Bildessays als Buch für werdende Eltern – ein Bestseller bis heute, der in 20 Sprachen übersetzt und in bislang sechs Auflagen über 50 Millionen Mal verkauft wurde.

Auch 55 Jahre später in heutigen Zeiten von 3D-Ultraschall faszinieren die Bilder, entstanden weit vor dem allgemeinen Einsatz der Sonografie in der Geburtsvorbereitung in den 1970er-Jahren, durch ihre frappierende Detailfülle und Qualität. Nilsson hatte seit den 1950er-Jahren an den Aufnahmen gearbeitet, ausgerüstet mit Spezialkameras, Linsen und Endoskopen, die Firmen wie Zeiss oder Jungers Optiska für ihn und mit ihm entwickelten.

Über die technische Pionierleistung hinaus ist es aber vor allem der kaum zu überschätzende kulturelle Einfluss, der die Bilder zu Meilensteinen der Fotografie im 20. Jahrhundert macht. im Alleingang haben sie die populäre Vorstellung vom Wachstum eines Kindes im Mutterleib geprägt – unabhängig von der Tatsache, dass nur ein Teil der Fotografien tatsächlich in utero entstand und es sich bei der Mehrzahl der Aufnahmen um vorzeitig beendete Schwangerschaften handelt. Die Bilder und ihre eigene Ästhetik – der zerbrechliche, fast transparent erscheinende Fötus, der ruhig vor einem dunklen Hintergrund zu schweben scheint – trafen gerade in einem von Umbrüchen zerrissenen Jahrzehnt wie den 1960ern einen Nerv: als Ikonen eines universellen Humanismus und als Dokumente eines noch weitgehend intakten Fortschrittsoptimismus. Schließlich wurden mit ihrer Publikation Schwangerschaft und pränatale Entwicklung mit einem Mal zum öffentlichen Diskussionsgegenständen und es dauerte nicht lange, bis die Bilder von der Pro-Life-Bewegung gekapert wurden, eine Verwendung, gegen die sich Nilsson freilich stets gewehrt hat.

Begleitet von umfangreichem Archivmaterial und den entsprechenden Magazinveröffentlichungen der Zeit, zeichnet WestLicht den Weg des Fotojournalisten bis zum Kern der Ausstellung, dem gefeierten Meisterwerk seiner Karriere 1965 nach und zeigt frühe, bis dato kaum bekannte Wissenschaftsfotografie und Reportagen, die Nilsson von einer schwedischen Hebamme in den Kongo und die Arktis und vom Shooting mit Filmstar Ingrid Bergman zum Wiener Architekten Josef Frank führten.

Lennart Nilsson, Das menschliche Auge, 1966 © Lennart Nilsson / TT News Agency Lennart Nilsson, Das menschliche Auge, 1966 © Lennart Nilsson / TT News Agency - Mit freundlicher Genehmigung von: WestLicht
Tags: Farbfotografie, Lennart Nilsson, Schwarzweißfotografie‎

.

Das könnte Sie auch interessieren
Wien, Ausstellung, 21.09.2024
Kunst Haus Wien © Thomas Meyer
Gert Resinger SUNNY SIDE UP (COUPLE GOALS) Photocredits Parallel Vienna
Lubaina Himid, Naming the Money, 2004 Installation view, Entangled Pasts, Royal Academy of Arts, London Courtesy Hollybush Gardens, London and Royal Academy of Arts, London Photo: © Royal Academy of Arts, London; photographer: Marcus J. Leith
Wien, Messe, 05.10.2024 - 13.10.2024
Pablo Picasso, 1881-1973 „La Fête de la Patronne, Petit Chien, Fleurs et Potins, Portrait de Degas au Mur“, 1971, Radierung 50x66 cm, Foto © Galerie Lehner / Sonderausstellung
Wien, Messe, 08.11.2024 - 10.11.2024
(c) blickfang.com
Wien, Messe, 07.11.2024 - 11.11.2024
Impression von der ART&ANTIQUE HOFBURG Vienna 2023 (c) Sandra Obla
Wien, Ausstellung, 08.10.2024 - 19.11.2024
Noushin Redjaian | To See Clearly Foto: Noushin Redjaian | A Glimpse of Life | Foto: Elsa Okazaki | © Bildrecht, Wien 2024
Wien, Messe, 21.11.2024 - 24.11.2024
paper positions berlin 2024 | photos: Clara Wenzel-Theiler
Wien, Auktion, 26.11.2024
Hermann Nitsch, Aktionsrelikt, 2003, Dispersion auf Leinwand, Erzielter Preis: 30.720 Euro
Wien, Ausstellung, 03.10.2024 - 19.01.2025
Paul Gauguin, Stilleben mit Blumen und Idol, um 1892, Öl auf Leinwand, 40,5 x 32 cm © Kunsthaus Zürich, Geschenk Walter Haefner, 1995
Wien, Ausstellung, 03.10.2024 - 20.01.2025
Colegio Reggio, Madrid, Spanien, 2022 ANDRES JAQUE / OFFICE FOR POLITICAL INNOVATION © Foto: José Hevia
Wien, Ausstellung, 27.09.2024 - 02.02.2025
Akseli Gallen-Kallela, Seeblick, 1901  Foto: Finnische Nationalgalerie, Helsinki / Hannu Pakarinen
Wien, Ausstellung, 30.10.2024 - 16.02.2025
RUDOLF WACKER, Selbstbildnis mit Rasierschaum, 1924 © Museum Ortner, Wien (Courtesy Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien) | Foto: Alexander Mitterer/Print Alliance
Wien, Ausstellung, 13.11.2024 - 09.03.2025
JOSEF HOFFMANN, Dessin Nr. 7741, 1910 © Backhausen-Archiv | Foto: Backhausen-Archiv
Wien, Ausstellung, 30.09.2024 - 30.06.2025
SCHÖNBRUNN (2023)
Archiv
Wien, Ausstellung, 17.09.2024 - 19.10.2024
Katia Lifshin, Pathways, oil on canvas, 120x120 cm (photo credits to Elad Sarig)
Wien, Ausstellung, 09.09.2024 - 19.10.2024
Artur Nikodem  Trient 1870 - 1940 Innsbruck „Arabische Frauen“ Fatih Camii-Moschee in Istanbul  Tempera auf Karton  24 x 26 cm
Wien, Ausstellung, 09.09.2024 - 19.10.2024
Markus Prachensky  Innsbruck 1932 - 2011 Wien "Umbria Rot"  Acryl auf Leinwand  161 x 130,5 cm
Wien, Ausstellung, 18.09.2024 - 16.10.2024
HERWIG ZENS Menschen-Mythen-Mumien
Wien, Ausstellung, 28.06.2024 - 13.10.2024
Sonia Gansterer Fragaria Vesca – Walderdbeere, 2015
Carl Auböck II, Baumtisch in der Werkstätte, Bernardgasse, Wien, um 1950 © Werkstätte Carl Auböck
Wien, Ausstellung, 17.05.2024 - 13.10.2024
Franz Grabmayr | Sandgrube, 1969 | ALBERTINA, Wien - Sammlung Batliner © Bildrecht, Wien 2024
Wien, Ausstellung, 13.09.2024 - 10.10.2024
Eduardo Rocca, Serie Horizonte, Öl auf Leinwand, 38 x 62 cm
Wien, Ausstellung, 08.05.2024 - 06.10.2024
TOYEN, Trügerische Landschaft, 1937 © Sammlung Kooperativa pojišťovna, a.s., Vienna Insurance Group © Bildrecht, Wien 2023
Wien, Ausstellung, 21.06.2024 - 06.10.2024
Hannah Höch, Nur nicht mit beiden Beinen auf der Erde stehen, 1940  Diese Arbeit ist Teil der ifa Kunstsammlung.  Foto: © Christian Vagt; © Bildrecht, Wien 2024
Walter Pichler, Galaxy 1, 1966  Nachlass Walter Pichler, Wien, Foto: Werner Kaligofsky, 1998 / Bildrecht, Wien 2024  © 2024 Nachlass Walter Pichler, Wien