Die Galerie bei der Albertina ▪ Zetter zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung über 50 Gemälde von Alfred Klinkan und konzentriert sich dabei überwiegend auf Arbeiten aus seinen letzten Jahren. Alfred Klinkan wurde am 30. April 1950 in Judenburg geboren. Der 1994 in Wien gestorbene Maler hätte in diesem Jahr seinen 70er gefeiert.Im Spätwerk verändert sich die Arbeit des großen Koloristen, Fabulierers und Fantasten thematisch wie formal. Alfred Klinkan reduziert in seinen letzten Werkzyklen „Bilder aller Arten“ die Bildmittel, fokussiert sich stärker, wird klarer, setzt oft nur noch einzelne Motive ins Bildzentrum. Seine Malweise wird gröber, das Kolorit dunkler und lodernder.
Aus dem Katalog:Alfred Klinkan, den man als „Missing Link“ zwischen der Gruppe der „Wirklichkeiten“ und der „Neuen Malerei“ bezeichnen kann, gelangte Ende der 1980er-Jahre an einen Kreuzungspunkt. Wie sollte es weitergehen? Die Krise war unübersehbar und weitete sich für Klinkan in alle Lebensbereiche aus. Mit dem überraschenden Tod eines Mäzens verschlechterte sich die finanzielle Basis, am Markt wurde es ruhiger und privat begann das Glück auch nachzulassen.
War er gerade noch der Geschichtenerzähler und geniale Regisseur koloristischer Explosionen gewesen, Großformatmaler und Fabulierer, wurde er Ende der 1980er-Jahre zum Suchenden. Die dicht bevölkerten Bildprogramme Klinkans waren zum Bersten gefüllt mit Szenen fabelhafter Tiermenschgestalten, mythischhistorischer Wesen und Paradieslandschaften. Die Mythen und großen Erzählungen der Menschheit schienen darin verdichtet zu sein. Ein Schamane auf Reisen, ein Alchemist auf der Suche, ein Poet in Bildern – so präsentierte sich Klinkan in den 1980er-Jahren. . .
Die Fabelwesen und die Landschaften eines „goldenen Zeitalters“ verschwanden allerdings Ende der 1980er-Jahre mehr und mehr aus den Bildern von Alfred Klinkan. Er schien ab diesem Zeitpunkt zu resümieren, zu systematisieren und zu inventarisieren. Er fasste Charaktere im Bild neu zusammen, präzisierte gewisse Gedanken, indem er sie isoliert darstellte, und er reduzierte die Bildformate. Auf diese Weise entstand eine Art Archiv der Motive, eine gleichsam lexikalische Aufarbeitung der geistigen Konzepte, um dadurch zu neuen inhaltlichen Ebenen zu gelangen. Klinkans Interesse lag von Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit an auch im Sprachlichen. Dabei nicht nur im Inhaltlichen, sondern vielmehr im Strukturellen. Wie ein Buchstabe erst durch die weiteren zum Wort wird und wie ein Satz erst durch die anderen Sätze in seiner Umgebung zum Text wird, so bauen sich auch Klinkans Bilder in sich und untereinander auf.
Günther Holler-Schuster
Alfred Klinkan1950 am 30. April in Judenburg in der Steiermark geboren1970-74 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Josef Mikl und Prof. Wolfgang Hollegha1971 Sonderpreis Prof. Mikl1972 Meisterschulpreis1974 Abgangspreis der Akademie der bildenden Künste Wien1976 Kunstpreis des Landes Steiermark für zeitgenössische Malerei1976-77 Auslandsstipendium für die Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Antwerpen1977 Österreichisches Staatsstipendium für Bildende Kunst1979-81 und 1984 vorwiegend in Antwerpen1981 Otto-Mauer-Preis1985 Übersiedlung nach Freising und Einrichtung eines Ateliers in MünchenHeirat mit Hedwig Abert, Geburt der Söhne Adrian (1985) und Tobias (1987)1991-94 neben der Arbeit im Münchner Atelier auch längere Aufenthalte in Wien und Antwerpen1994 am 17. September in Wien gestorben
Zeitgleich präsentiert die Galerie bei der Albertina ▪ Zetter die Ausstellung „NEUHEITEN IM FRÜHLING 2020“