Rogelio Manzo "Nora" 61 x 61 cm Öl und Mixed Media auf Epoxidharz, gerahmt 2016 Rogelio Manzo "Nora" 61 x 61 cm Öl und Mixed Media auf Epoxidharz, gerahmt 2016 - Mit freundlicher Genehmigung von: janinebeangallery

Was: Ausstellung

Wann: 19.06.2020 - 22.08.2020

Künstler: Anna Borowy, Peter Doherty, Kathrin Günter, Florian Fausch, Beate Höing, Rogelio Manzo, Juan Miguel Pozo, Arny Schmit, Martin Stommel, Armin Völckers

Kunst kann keine Arznei ersetzen und ist dennoch ein Remedium gegen das Fremdeln mit den Symptomen der Zeit. Ein Phänomen wie „Social Distancing“ etwa ist weder thematisch in Kunstwerken noch in den Biographien…

Künstler: Anna Borowy, Peter Doherty, Kathrin Günter, Florian Fausch, Beate Höing, Rogelio Manzo, Juan Miguel Pozo, Arny Schmit, Martin Stommel, Armin Völckers

Kunst kann keine Arznei ersetzen und ist dennoch ein Remedium gegen das Fremdeln mit den Symptomen der Zeit. Ein Phänomen wie „Social Distancing“ etwa ist weder thematisch in Kunstwerken noch in den Biographien ihrer Künstler neu oder fremd. Ungewissheit und Wandel sind als Anlass und Ausdruck für den kreativen Prozess eher die Regel als eine Ausnahme. Im zweiten Teil der Ausstellung präsentieren wir hauptsächlich Porträts. Ein Teil dieser Werke ist interessanterweise während des Shutdowns der CoronaKrise entstanden. Vermittelt wird somit die Wahrnehmung einer Phase, die einerseit s als Stillstand und andererseits als weitreichende Zäsur erlebt worden ist.

Anna Borowys Motive sind vorwiegend menschliche Typen und Momente, porträtartig dargestellt, die konzentriert von einem Geschehen zeugen. Ihre Werke schaffen es, echte prozesshafte Schönheit zu generieren und vermögen aus dieser Konstituente jedwede weitere lebendige oder tote Facette abzuleiten. Anna Borowy, geboren 1985 in Uelzen, studierte Malerei bei Prof. Werner Liebmann an der Kunsthochschule Berlin Weissensee. Ihre Gemälde werden seit 2009 national und international ausgestellt.

Als Frontmann der Libertines und der später gegründeten Babyshambles war der 1979 geborene Peter Doherty eine der prägenden Gestalten der Rockmusik in den zurückliegenden 15 Jahren. Seit dem Debüt „Up The Bracket“ von 2002 waren die Libertines auch immer wieder für Skandale gut. Ungezählt sind die Exzesse, mit denen Doherty es in die Klatschpresse schaffte, unter anderem als damaliger Partner des kaum weniger skandalumwitterten Models Kate Moss.

Die bildende Kunst Dohertys ist keineswegs eine Eintagsfliege. Schon Ende der 90erJahre, als Doherty und Barât in einer WG lebten, flossen seine Ideen in Musik, Texte und Bilder gleichermaßen. Zum Teil lassen seine Bilder entfernt an den New Yorker Zeichner und Maler Jean-Michel Basquiat (1960–1988) denken. Mit Kugelschreiber und Bleistift hat Doherty oft Sprüche über schemenhaft auf Leinwand gemalte Gestalten verteilt. Oft bieten sich autobiografische Deutungen an. Vielleicht lassen sich diese Werke als eine Mischung aus autobiografischer Kunst im Stil Tracey Emins und einer Fetischisierung des Rockstarkultes beschreiben. 2007 hatte er eine erste Einzelausstellung in London. Danach folgten Ausstellungen in Spanien und Frankreich. „Du, Venus und ich“ im September 2018 war seine erste Ausstellung in der Berliner janinebeangallery. (Text zu P. Doherty von Boris Kruse)

„If you haven’t got it. Fake it!“ leitet Kathrin Günter ihre Arbeit „Celebrity Tarot“ ein, mit der sie Aleister C rowleys Tarot und dessen Kosmos menschlicher Eigenschaften auf die Welt von Britney Spears, George Clooney & Co. überträgt. Jede der 78 Tarotkarten hat die Künstlerin einer bekannten Persönlichkeit zugeordnet und diese in einer digitalen Collage dargestellt. Ein neues, komplexes System entsteht, in dem das vermeintlich reale, dennoch medial vermittelte Abbild der Stars mit dem Bild, das sich die Künstlerin aufgrund dieser Informationen selbst erdacht hat, untrennbar miteinander verbunden ist.

Die Formsprache der utopischen Architekturlandschafen Florian Fauschs entspricht eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es sind Orte und Nicht–Orte zugleich, die um den Begriff des Bildes kreisen. Landschaft und Innenräume werden aufgefächert und gesplittert, verzahnen sich mit- und ineinander zu etwas gänzlich Neuem. Florian Fauschs Arbeiten siedeln sich im Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion an. Die kantigen Formen erinnern an die Schnitttechniken von Collagen oder Schablonen, die für geometrische Kompositionen genutzt werden. Zur Bildfindung bedient er sich der Collagetechnik, aber in einer zeitgenössischen Form. Zeitschriften, Computerspiele und Internet dienen dem Künstler mit ihren gigantischen Bildarchiven als Fundus. Als so genannter „digital native“ geht er nicht nur im Internet auf Motivsuche, die elektronischen Möglichkeiten dienen ihm ganz selbstverständlich auch als Arbeitsinstrument in Bezug auf den Bildaufbau, der teilweise am Computer entsteht und in einem weiteren Schritt auf die Leinwand oder das Papier übertragen wird. Während des Malprozesses verweben sich die Fragmente des Angeeigneten mit eigenen Ideen; Realität und Utopie verschmelzen zu einer dynamischen Gesamtwirkung. Florian Fausch wurde 1981 in Zürich geboren. Er studierte von 2001-2008 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Siegfried Anzinger und lebt und arbeitet seitdem in Düsseldorf.

Die portraithaften Skulpturen Beate Höings sind inspiriert von Ornamenten und Stofflichkeit als kulturhistorische Bestandteile der Volkskunst, von Märchen und Mythen sowie Traditionen und Ritualen, erscheinen diese Einflüsse im Werk der Malerin und Keramik-Bildhauerin Beate Höing in einer ganz eigenständigen Ikonografie. Tatsächlich Vorhandenes, Assoziiertes und Erinnertes fügt sich in einem ambivalenten Spiel aus Realität und Fiktion zusammen, in welchem Traum und Albtraum, Entspannung und Erschrecken dicht beieinander liegen. Inhalte, Materialität und Form sind untrennbar miteinander verbunden. Die Ölgemälde, Keramik-Skulpturen und Installationen der Künstlerin vermitteln zudem eine Begeisterung für die Schönheit, Zartheit und Ästhetik der Dinge sowie die Lust am Spiel mit den gestalterischen Möglichkeiten.

Für den mexikanischen Künstler Rogelio Manzo bedeutet die Schaffung eines Porträts mehr als die bloße Wiedergabe von Ähnlichkeit. Seine düster anziehenden Bilder der menschlichen Gestalt spiegeln eine Mischung kultureller Einflüsse ebenso wider wie eine unterschwellige Betroffenheit von der Fragilität des Lebens. Viele seiner Werke verbinden Eleganz mit Verfall. Manzos Werke werden in Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA, Mexiko und Europa in Galerien, Museen und auf Kunstmessen gezeigt. Dazu zählen unter anderem DUCTAC Kunstzentrum in Dubai, das MOAH Museum in Lancaster, Kalifornien, Galerie C in Neuchâtel, Schweiz, JackFischer Gallery, San Franzisko, Muriel Guépin Gallery, Brooklyn, Art Chicago, Art Miami, AAF London, AAF New York, artMRKT Hamptons und San Francisco, Art Toronto.

Der kubanische Künstler Juan Miguel Pozo verbindet in seinen Gemälden die alltägliche Künstlichkeit als Merkmal dogmatisierter Utopien gleichzeitig mit deren inhärenten strukturellen Schwächen und ihrem Resultat in Auflösung und Zerfall. Für Pozo sind diese von ihm erlebten Vorgänge, bzw. Zeitabschnitte eine Einheit, sowohl wohnt der ideologischen Vision ihr Niedergang inne, als auch dem gesellschaftlichen Ruin der Erhalt und Gewinn einer kulturellen Essenz. standhalten kann. Juan Miguel Pozo wurde 1967 in Holguin, Kuba geboren. Während eines Kunststudiums an der Universität von Havanna entdeckte ihn dort 1994 ein Journalist, der ihm persönlich bekannte Künstler wie Konrad Klapheck auf den kubanischen Maler aufmerksam machte. Die Künstler setzten sich daraufhin dafür ein, dass Pozo ein Stipendium an der Kunstakademie Düsseldorf erhielt, wodurch es ihm möglich wurde nach Europa zu emigrieren. Die Werke von Juan Pozo sind unter anderem in renommierten internationalen Kunstsammlungen wie Ella Fontanals-Cisneros, Pérez Art Museum Miami, Falckenberg, Ludwig, Nachmann und Sean Penn vertreten.

Die Werke des luxemburgischen Künstlers Arny Schmit geben Einblick in wilde, monochrome Naturlandschaften, mit einzelnen, überwucherten Hinterlassenschaften der Zivilisation, wie zum Beispiel Brücken oder Holzhütten. Dunkler Wald und Pflanzenwuchs überragen die wenigen Silhouetten von Himmel und dominieren die Bildflächen. In einigen dieser Szenerien einer überbordenden Flora sind Porträts junger Frauen eingefügt, die nicht nur die Landschaft sondern auch das Genre unterbrechen, indem sie wie ausgeschnittene Büsten und mit abgesetzten Hintergründen wie Bilder in Bildern wirken. Dennoch gehen auch die Bildränder dieser Versatzstücke in in die wuchernde Pflanzenwelt im Hintergrund über, ihre schützenden Kanten befinden sich insofern quasi in Auflösung. Die abgebildeten Frauen sind entweder dem Betrachter abgewandt klassisch im verloren Profil oder von hinten zu sehen oder ihre Gesichter sind verdeckt. Nicht nur stehen diese Personen also kurz vor der Einnahme durch die wilde und raue, umschließende Natur, außerdem sind ihnen nur eingeschränkt individuelle, physiognomische Merkmale verliehen. Sie gleichen eher dem Schema einer Weiblichkeit, die wie im klassischen Mythos sich mit Flora und Fauna identifiziert, buchstäblich zu Natur wird und dies eher tragisch-schicksalhaft als willentlich. Der Wildwuchs der Pflanzen und Bäume in den Gemälden Arny Schmits nimmt mithin das komplette Bild ein, er wirkt chaotisch und übermächtig, geht in Randbereichen konsequent in abstrakte Strukturen über, die sich wiederum als die Archetypen der ornamentalen Strukturen (z. B. Tapetenmuster) in vorangegangenen Werken Schmits herausstellen. Die wenigen architektonischen Überbleibsel menschlichen Schaffens sind nurmehr undeutlich zu erfassen und fast schon Teil der sie umgebenden organischen Matrix. Hierin zeigt auch diese Matrix wie bei den Frauenporträts und den natürlichen Ornamenten eine starke Verbindung sowie die Übergänge von Mensch und Natur, ebenso wie in dem grundsätzlichen magischen Assoziationsreichtum in den wilden Naturschauplätzen Arny Schmits. Wenn auf diese Weise fast zwangsläufig aus amorphen Strukturen Gestalten entstehen, drückt auch das Chaos inhärente Ordnung aus. Allein schon damit ist Arny Schmit ein bildgewaltiger, komplexer Nachweis gelungen.

Die Gemälde des Bonner Künstlers Martin Stommel sind die Umsetzung realer Seherlebnisse, die Motivwahl, schaffen völlig neue inspirierte und inspirierende Bildlösungen. Seine Dynamik der Bildniederschrift, Freiheit der Farbwahl und visionäre Umdeutung, sind eine rare Qualität in der internationalen Kunstszene. Die expressionistische Verknappung, der freie Umgang mit dem Motiv sprengt alles Verkrustete traditioneller Anschauung. Sein Orpheus betört in dieser Ausstellung nicht nur die antiken Götter und die ihn umgebende Tier und Pflanzenwelt. Es spiegelt auch die Sehnsucht nach kulturellen Veranstaltungen wieder, die wir so vermissen. Martin Stommel wurde 1969 in Bonn geboren, begann früh mit der Malerei und im Alter von 16 Jahren mit der Ausstellungstätigkeit. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er von 1993 bis 2001 im Atelier des russischen Malers Boris Birger und von 1994 – 1999 an den staatlichen Kunstakademien in München und Berlin bei den Professoren Weißhaar und Fußmann. Sein Arbeitsfeld waren von den 80er Jahren an Ölmalerei, Zeichnung und Druckgraphik, er behandelte klassische Sujets wie Portrait, Landschaft, Akt und Illustration. Werke von Martin Stommel befinden sich national und international in öffentlichen und privaten Sammlungen.

In seiner Serie von Ölgemälden mit dem Titel „Silent Green“ interpretiert und schafft der Berliner Künstler Armin Völckers die Vorbilder klassischer Werke neu. Der Betrachter sieht gleichzeitig die malerische Verbeugung vor den Werken seiner Vorgänger sowie die ironische Distanzierung von diesen angesichts und mittels klischeehafter Überspitzungen und dem Zusatz irritierender Artefakte. Völckers verändert Farben, Konturen, Proportionen und insbesondere Inhalte der Originale, um ein neues stilistisches und kontextuelles Potential zu erzeugen. Mithin dienen die Originale als mächtige Vehikel für Anachronismen und Stilbrüche, die Völckers so organisch in die vorhandenen Schablonen einfügt, dass das ursprüngliche Narrativ nicht nur modifiziert sondern deutlich weitergeführt wird. In der Ausstellung präsentieren wir drei Gemälde nach Bouguereau. Armin Völckers, geboren 1963 in Berlin, wächst zunächst in Rio de Janeiro in Brasilien auf, bevor er mit seinen Eltern nach Deutschland zurückkehrt. Er studiert von 1983 bis 1988 Bildende Kunst an der Hochschule der Künste Berlin, seine Werke sind in über 50 Ausstellungen in Deutschland, Europa und Amerika zu sehen. Seit 1997, arbeitet Armin Völckers auch als Regisseur und Produzent. Sein Debüt Film „Leroy“ gewann den deutschen Filmpreis Lola. Seine Gemälde sind international in Sammlungen vertreten, z.B. der Welt Bank (Washington DC), Hypovereinsbank (UniCredit), Schering AG (Berlin), Sammlung Sir Paul McCartney, Sammlung Patricia Highsmith (Estate).

Tags: Bildende Kunst, Gemälde, Kunst, Malerei, Zeitgenössische Kunst

Di - Sa 12 - 18 Uhr und nach Vereinbarung

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