Resono, der Titel der Ausstellung, ist das lateinische Wort für Widerhall und beschreibt ein raumgreifendes Phänomen. Er beginnt mit einem Klang, einem Wort, einem Ruf, der sich vervielfältigt und als Variation durch den Raum hallt. Ebenso können die Werke in der Ausstellung als Abwandlung und Neuschöpfung einer Formensprache angesehen werden.Bezugspunkt vieler Arbeiten Ev Pommers ist der Körper bzw. die Körperlichkeit menschlicher Existenz. Dies wird von ihr in einer abstrahierenden Art und Weise umgesetzt. Die Objekte erscheinen wie ein Konzentrat aus Erfahrungen und Erinnerungen und verlangen dem Betrachter nicht selten auch selbst eine gedankliche Rekonstruktion einer sinnlichen Erfahrung ab. Die Künstlerin sagt dazu: Man spricht als Bildhauer mit körperlichen Mitteln von geistigen Zuständen, also ein Arbeiten mit visuellen Mitteln, um sich auf das Unsichtbare zu beziehen.
Ein Konzentrat, das sind auch die Zeichnungen von Ev Pommer, denn sie sind nicht die typischen Ideenskizzen oder Vorstudien zum Bildhauerischen Werk. Ihre Zeichnungen ergänzen, erweitern und vervollständigen als eigenständige Werke ihr Schaffen.
Dies liegt mit großer Sicherheit in ihrer eigenwilligen Arbeitsweise, entweder baut sie Objekte oder sie zeichnet und das jeweils über längere Zeiträume – ausschließlich. Dabei setzt Ev Pommer, genau wie bei ihren Objekten, eine sehr reduzierte Farbpallette ein, was zu einem weiteren Konzentrat führt.
Ihre Zeichnungen können wir in zwei Werkzyklen gliedern, die Druck-Zeichnungen und die Tuschzeichnungen.
In ihren Drucken arbeitet Ev Pommer, wie in ihrer bildhauerischen Arbeit, additiv. Sie fügt hinzu, druckt mehrfach übereinander, zeichnet hinein und so wird jedes Blatt zum Original. Dabei reizt sie die Technik des Druckens, das Handwerkliche, das Ausloten der möglichen Schichtungen.
Bei den Tuschezeichnungen spüren wir die hohe Konzentration der Arbeit – Blatt für Blatt, die Intensität der Zeit, in der sie Linie für Linie hinzufügt aber auch wieder reduziert durch ein Überzeichnen mit Weiß. Dabei ist sie immer an der räumlichen Wirkung ihrer Darstellung interessiert. Die durchscheinende Eigenschaft der feinen Papiere nutzt Ev Pommer bei ihren Tuschen durch das Übereinanderlegen von zwei Papieren oder das Bearbeiten der Vorder- und Rückseite.
In jüngster Zeit führt sie die Drucke und Tuschen zusammen, überlagert, schichtet oder kombiniert mit gedruckten, in feinen Nuancen abgestimmten Farbflächen.
So entstehen Zeichnungen, sehr persönlich, ja oft noch unmittelbarer als ihre Objekte, da direkter und nicht korrigierbar. Und in den feinen, organisch anmutenden Linien-Landschaften scheinen die akzentuierten Flächen zu schweben. So schafft Ev Pommer eine ganz eigene Bildsprache. Reduziert, konzentriert und kraftvoll.
Künstlerportrait Ev Pommer