Das Bild, das die antike Überlieferung von römischen Kaisern gezeichnet hat, wirkt bis heute nach. Ob Caligula, Nero oder Commodus, sie gelten als Paradebeispiele für Cäsarenwahn. Denn das endgültige Urteil, ob jemand gut oder böse ist, wird unausweichlich von der Nachwelt gefällt, ungeachtet aller Behauptungen oder Bemühungen der betreffenden Person selbst.Bei den Autoren, deren Werke wir kennen, handelt es sich häufig um Angehörige des Senats, jedenfalls der intellektuellen und wirtschaftlichen Elite. Manchmal standen sie einem Kaiser sehr nahe, unter anderen Herrschern wiederum hatten sie als politische Opposition zu leiden und mussten sogar um ihr Leben fürchten. Dementsprechend sind ihre Schilderungen nicht objektiv und erzählen häufig nur Gerüchte oder berichten mehr von einzelnen Begebenheiten als dem Gesamtbild.
Demgegenüber steht die Münzprägung, die – verglichen mit den tendenziösen, teilweise ausschweifenden literarischen Überlieferungen – beinahe nüchtern und kalt wirkt. Denn die Bilder und Aufschriften auf Münzen waren über die Antike hinaus eines der wichtigsten Medien zur Selbstinszenierung. Sie wurden vom Kaiser oder seinem engsten Umfeld konzipiert, um den Herrscher auf raffinierte Weise gezielt ins rechte Licht zu setzen.
Die Ausstellung stellt Aussagen aus der antiken Überlieferung, die zum Teil von Zeitgenossen stammen, zum Teil aber auch viele Generationen nach dem Ableben eines Kaisers aufgeschrieben wurden, der Münzprägung gegenüber. Diese beiden Quellen sind auf gänzlich verschiedene Art und Weise entstanden und verfolgten zudem völlig unterschiedliche Zielsetzungen. Manchmal prallen sie regelrecht aufeinander und sind nur selten in Einklang zu bringen. Zwar beruht auf ihnen ein Großteil unseres Wissens über die Geschichte der Antike, aber es zeigt sich, wieviel Raum zwischen persönlicher Meinung und offizieller Darstellung verbleibt.
Es werden bewusst Klischees und Anekdoten aufgegriffen und es wird versucht, diese anhand von Beispielen aus den Beständen des Münzkabinetts zu illustrieren, das mit 90.000 römischen Münzen und insgesamt rund 600.000 Objekten zu den größten und bedeutendsten Sammlungen der Welt zählt. Der Bogen spannt sich vom blutrünstigen Caligula und Nero, dem Brandstifter Roms, bis hin zu den Christenverfolgern und zu Julian dem Abtrünnigen im 4. Jahrhundert n. Chr.
Interaktives BesuchserlebnisAlle ausgestellten Objekte können zusätzlich über eine interaktive Stele aufgerufen werden, die nicht nur detailliertere Informationen liefert, sondern es auch ermöglicht, alle Münzen von beiden Seiten und in Vergrößerung zu betrachten. Zudem werden einige Münzporträts als dreidimensionale Vergrößerung gezeigt, die im Gegensatz zu den Originalen auch berührt werden dürfen, was nicht nur für sehbeeinträchtige BesucherInnen ein zusätzliches Erlebnis sein dürfte.