Das Lichtkunstwerk I don’t believe in dinosaurs. (2017/2021) strahlt ab sofort vom Dach der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle: Appellativ spricht es die Betrachter*innen im Außenbereich des Museums direkt an: »Ich glaube nicht an Dinosaurier. « Es ist die Aussage eines Kindes, nachdem es die Saurierskelette im Museum für Naturkunde Berlin gesehen hatte und deren Echtheit in Zweifel zieht. Die Arbeit von Moritz Frei (*1978) stellt Fragen nach individueller Haltung – darüber, wie wir uns informieren, wie wir von Dingen erzählen und den Austausch mit anderen suchen. Die Umgebung wird dabei zum elementaren Bestandteil des Kunstwerkes. Die Arbeit aus Neonröhren, die zu weißen Lettern geformt sind, hat eine Länge von neun Metern und ist vis-à-vis der Lichtwark-Galerie platziert. Die Arbeit wird voraussichtlich bis Mai 2022 gezeigt und ist täglich ab der Dämmerung bis ca. 23 Uhr erleuchtet.Die Hamburger Kunsthalle möchte mit dem Kunstwerk einen leuchtenden Impuls in die Stadt hinein geben und vor dem aktuellen Hintergrund der Pandemie und der derzeitigen unstetigen Öffnungs- und Schließphasen des Hauses die Kunst »nach außen« bringen. Das Werk öffnet sich dem Plateau zwischen der Galerie der Gegenwart und dem Gründungsbau und wendet sich damit vor allem auch jenen Menschen zu, die diese Freifläche zum Verweilen und Austausch mit anderen nutzen. Ermöglicht wurde die Installation durch eine großzügige Spende der Familie Garbe und der stilwerk Gruppe an die Förderstiftung Hamburger Kunsthalle.
Der in Berlin lebende Künstler Moritz Frei knüpft in seiner Materialität an Arbeiten US-amerikanischer Konzeptkünstler an, die in den 1960er Jahren die Neonröhre als künstlerisches Ausdrucksmittel wählten. Im Gegensatz zu den damaligen Ansätzen setzt Frei aber allein auf den Ausdruck eines persönlichen Zweifels, ohne Fragen zu stellen oder Betrachter*innen mit einer Aussage zu konfrontieren.
Prof. Dr. Alexander Klar, Direktor der Hamburger Kunsthalle: »Die Reaktionen auf das Zitat »I don´t believe in dinosaurs.« können zwischen Heiterkeit und Erschrecken changieren – und zeigen die punktgenaue Aktualität des Kunstwerkes auf. Wenn ein kleines Kind angesichts der vor ihm im Museum ausgebreiteten wissenschaftlichen Objekte nicht an Dinosaurier glauben kann, erscheint uns das zuerst amüsant. Das Erschrecken kommt mit der Erkenntnis, dass seit wenigen Jahren erwachsene Menschen nicht mehr an wissenschaftliche Evidenz ›glauben‹ können und damit die Errungenschaften der Aufklärung zunichtemachen. Zur Offenheit dieses Kunstwerkes gehört zugleich, dass in ihm der Mut anklingt, der zum öffentlich geäußerten Zweifel gehört. Wollen wir doch einerseits, dass Informationen mit einer guten Portion gesunder Skepsis hinterfragt werden. Und andererseits, dass das Vertrauen in Wissenschaft, Legislative und Journalismus gestärkt wird.«
Ermöglicht durch die Förderstiftung Hamburger Kunsthalle dank des Engagements der Familie Garbe und der stilwerk Gruppe.