Die Akademie der Künste, Berlin, präsentiert jedes Jahr das Werk eines ihrer Mitglieder der Sektion Bildende Kunst im Kurt Tucholsky Literaturmuseum im Schloss Rheinsberg. Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausstellung stehen neue Keramikarbeiten Richard Deacons. Den für seine Experimente mit Materialien bekannten Bildhauer interessiert dabei das Spiel von Kontrolle und Zufall bei der Entstehung von Farbglasuren als Oberflächen. Kachelartige Objekte, sogenannte Flats, werden von ihm wie poetische Symbole des Alltags auf dem Boden installiert oder auf niedrigen Tischgerüsten und wie ein zweiseitiger Spiegel im Raum präsentiert: Modelle urbaner Miniaturen. Die Betrachter*in ahnt die verborgene Schwere des massiven Materials der Flats und nimmt deren schimmernde Farben von oben wahr: „Oberfläche ist alles“. Die Farben können als geometrische Netze oder als Verläufe im Inneren ornamentaler Körper in Erscheinung treten, aber auch mit expressiven Schlieren über die Kanten der Objekte auslaufen. Erstmals wird die Werkgruppe der Flats mit einem Filminterview, Zeichnungen und Zeitungscollagen präsentiert.Die Ausstellungsreihe in Rheinsberg begann mit Jim Dine im Jahr 2000 und wurde u. a. mit Werner Stötzer, Wieland Förster, Rolf Szymanski, Alfonso Hüppi, Karin Sander, Dorothee von Windheim, Hanns Schimansky, Dieter Appelt und zuletzt Thomas Florschuetz fortgesetzt.
Richard Deacon wurde 1949 in Bangor, Wales, geboren und lebt und arbeitet in London. Er erhielt seine Ausbildung am Somerset College of Art in Taunton, an der St. Martins School of Art, der Chelsea School of Art und am Royal College of Art in London. Er ist Preisträger des Turner Prize (1987), des Ernst Franz Vogelmann-Preises für Skulptur (2017) und des Will-Grohmann-Preises (2004). Er wurde 1996 zum Commander of the British Empire ernannt und 1998 als Mitglied in die Royal Academy of Arts aufgenommen. Mitglied der Akademie der Künste in Berlin wurde er 2010. Er hatte Professuren an der École Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris inne und an der Kunstakademie Düsseldorf. Richard Deacon vertrat Wales auf der Biennale in Venedig (2007), beteiligte sich an den Skulptur Projekten Münster (1987,1997) und an der documenta IX (1992). Kürzlich installierte Richard Deacon eine 9,5 Meter hohe Edelstahlskulptur, In The Air 2021, in einem Skulpturenpark in Virginia, USA.
In Kooperation mit dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum Schloss Rheinsberg.Weitere Informationen: www.tucholsky-museum.de