Naheed musste um ihre Ausbildung kämpfen, da Frauen zu dieser Zeit nicht zur Schule gehen konnten. Sie studierte zu Hause und erwarb ein High-School-Diplom, machte schließlich auch einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Punjab University in Lahore.

Später im Leben hatte Naheed administrative Positionen in verschiedenen nationalen Institutionen inne. Sie war Generaldirektorin des Pakistan National Council of the Arts vor ihrem Ruhestand. Sie war auch Herausgeberin einer angesehenen literarischen Zeitschrift Mahe Naw und gründete eine Organisation namens Hawwa (Eve), die Frauen ohne eigenes Einkommen helfen soll, durch Cottage-Industrien und den Verkauf von Handarbeiten finanziell unabhängig zu werden.

Naheeds Poesie wurde ins Englische und Spanische übersetzt. Ihr berühmtes Gedicht "We Sinful Women" gab einer bahnbrechenden Anthologie zeitgenössischer Poesie von Urdu-Feministinnen ihren Titel.

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Kishwar Naheed eine mutige und unabhängige Stimme zur Unterstützung von Kunst und Kultur in Pakistan, in einer Umgebung, die zuweilen äußerst feindselig war.

“Now live for yourself ” – Kishwar Naheed

6 Künstlerinnen begegnen einander in dieser Ausstellung. Sie alle haben unterschiedliche backgrounds und Geschichten. Sie vertreten verschiedene Künster:innen- Generationen und Positionen. Sie arbeiten mit verschiedenen Techniken, Formen und Medien. 6 Künstler:innen sprechen mit einer vereinten Stimme der Kunst: für Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmtheit von Frauen. “Now live for yourself” schreibt Kishwar Naheed in einem ihrer Gedichte.

LINDE WABER, NINA MARON, AZADEH VAZIRI, LAURA WEGSCHEIDER, JULIA FROMM und PAULINE MARCELLE tun genau das: Sie leben sich mit ihrer Kunst selbst - für ihre Mütter, Freundinnen, Schwestern und Töchter. Für eine friedevolle, gleichberechtigte Welt

DIE KÜNSTLER:INNENLINDE WABERLinde Waber wurde 1940 in Zwettl (Niederösterreich) geboren. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in den Meisterklassen für Graphik bei Prof. Martin und Prof. Melcher, erlangte Linde Waber 1964 das Diplom „Akademische Malerin und Graphikerin“. Linde Waber unternahm und unternimmt zahlreiche Reisen, beispielsweise nach Frankreich, Italien, England, Brasilien, Afrika, China, Oman, Jemen, Aserbaidschan, USA, Japan, etc..

Im Jahr 1970 erhält sie ein Japanstipendium für das Studium an der Universität Osaka und arbeitet mehrere Monate im Atelier des Holzschneiders Tetsuo Yoneda in Kyoto. Es folgt ein zweiter Aufenthalt in Japan (1972) und unzählige Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland (bspw. in: Japan, Österreich, Deutschland, Tschechien, Italien, Korea, Belgien, etc.).

Linde Waber reist 2007 auch nach China, um dort am Fine-Art College of Sichuan Normal University in Chengdu zu arbeiten. Derzeit lebt sie freischaffend in Wien, Zwettl und auf Reisen. 2018 hat Linde Waber im Atelier Kishwar Naheeds gezeichnet. Seit damals sind die beiden gleichaltrigen Künstlerinnen befreundet. Anlässlich ihres 80 Geburtstages erhielt Linde Waber eine berührende Botschaft von ihrer Freundin Kishwar Naheed, welche auf ihrer homepage abgespielt werden kann.

PAULINE MARCELLEPauline Marcelle wurde in Dominica (Inselgruppe der Westindischen Inseln in der Karibik) geboren und lebt heute in Wien, Österreich. Sie arbeitet in verschiedenen Medien, darunter Malerei, Skulptur, Video und Installation. Ihre Kunstwerke erforschen menschliches Verhalten, menschliche Interaktionen und den Einfluss der sozialen und mentalen Umgebung auf den Menschen. Themen wie Konsum, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit sind zentrale Bestandteile von Marcelles Werken. Menschliche Bedürfnisse, Lust und Verlangen sowie die Betonung von Identität, Existenz und die Feier schwarzer Körper sind wesentliche Anliegen ihres künstlerischen Schaffens.

Marcelle passt digitale Collagen an malerische Parameter an und verwandelt sie so in bildliche Form, wobei sie ständig Beziehungen eingeht und alles neu zusammensetzt. Das Rätsel des malerischen und fotografischen Charakters prägt ihre Werke und dient als Vehikel für die relevanten Themen innerhalb der menschlichen Erfahrung.

Pauline Marcelle hat an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert und einen Master of Fine Arts (2000) erworben. Ihre Arbeiten waren und sind in zahlreichen nationalen wie internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten.

NINA MARON"Frauen sind in vielen Bereichen dieser Welt noch unsichtbar, weil Daten fehlen. Die Unsichtbarkeit führt dazu, daß Frauen in wichtigen Punkten nicht berücksichtigt werden und deswegen nicht nur ärmer sondern auch gefährlicher leben als nötig!" (c) Berit Kruse Nina Maron wurde 1973 in Mödling, Österreich geboren. 1993 besucht sie die Sommerakademie bei Professor Hollemann. Darauf folgt ein fünfjähriges Studium an der Universität für angewandte Kunst bei Professor Adolf Frohner, deren Meisterschülerin sie 1998 wird. Mit Nina Maron erleben wir eine selbstbewusste Vertreterin der jüngeren Künstlerinnengeneration. Sie lebt heute als freischaffende Künstlerin in Wien. Ihre Arbeiten waren und sind in zahlreichen nationalen wie internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten.

AZADEH VAZIRIAzadeh Vaziri wurde 1984 in Teheran geboren. 2015 floh sie nach Wien und begann sich mit aller Kraft ein neues Leben in Österreich aufzubauen. Bis 2013 besuchte sie die Azad Universität Teheran. Nach ihrem Hochschulabschluss widmet sie sich der Politik und kämpft für die Freiheit der Frauen und gegen die Unterdrückung durch das Mullah Regime im Iran.

Ihr besonderes künstlerische Anliegen ist die Persische Tradition der Qajar Malerei in der sie vor allem weibliche Figuren und westliche Pop-Kultur zu verbinden sucht.

Sie kombiniert dabei auf originelle Weise Figuration und Abstraktion. Hauptthema sind Frauen- und Menschenrechte. Seit über hundert Jahren sind es in vielen Ländern gerade Frauen, die keine Rechte haben. Vaziris eigene Erfahrungen und die Alltagsgeschichten von Frauen im Iran und in Afghanistan, sind die Triebfeder ihres künstlerischen Schaffens.

Artist StatementMeine Arbeiten sollen ein Statement für Frauen Rechte sein. Ich male weibliche Fiquren in bunten, lebendigen Farben, als himmlische Wesen, mächtig und heilig, außerdem vergleiche ich Frauen mit westlichen Super-Heldinnen und hebe sie so auf eine andere Ebene.

Ich imaginiere mir diese Frauen in einem zu ihnen passenden Rahmen, in einer besseren und f reieren Welt die ihnen gefällt. Ich stelle mir vor, wie die Frauen die von mir gemalten Frauen betrachten und daraus Kraft schöpfen und sich immer an ihre Träume erinnern.Mag.art. Azadeh Vaziri

JULIA FROMMwurde 1993 in Graz geboren. Ihre künstlerischen Schwerpunkte sind Objekte, Performance und Video arbeiten. Sie ist Absolventin der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Julia Fromm ist Vorstandsmitglied des WUK– Werkstätten- und Kulturhaus in Wien. Dort befindet sich auch ihr Atelier.Julia Fromm kann zahlreichen Ausstellungs- und Projekttätigkeit in Bosnien und Herzegowina, Tunesien und Österreich aufweisen. Ihre künstlerische Position verweist auf die körperliche Entfremdung von subjektiver Erfahrung.

LAURA WEGSCHEIDERLaura Wegscheider wurde 1995 in Hall in Tirol geboren. Von 2009 bis 2013 besuchte sie die HTL - Bau und Kunst in Innsbruck, eine technische Schule für Handwerk und Design im Bereich angewandte Malerei und Design. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie ab 2015 als Malerin und Vergolderin für einen Restaurator. Im Jahr 2016 absolvierte sie die Meisterprüfung für Vergolder in Wien. Im Juli 2022 schloss sie die Kunstschule.Wien mit einem Diplom in Malerei ab. Seit Oktober 2022 studiert sie experimentelle Kunst an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Laura lebt und arbeitet derzeit in Wien, Linz und Tirol.

In ihren künstlerischen Arbeiten bewegt sie sich in verschiedenen Bereichen wie Installation, Zeichnung, experimentellem Film und Malerei. Eingebettet in Sarkasmus und mit spielerischer Ernsthaftigkeit dargestellt, genießt sie es, die Grenzen des sogenannten "Kitschs" zu überschreiten.