Bereits als junger Mann wandte sich der damalige Prinz Franz von Bayern der Gegenwartskunst zu, als diese noch um Anerkennung kämpfen musste. Viele der jungen Künstler lernte er in der mittlerweile legendären Galerie kennen, die Heiner Friedrich mit seiner damaligen Frau Six Friedrich und seinem Weggefährten Franz Dahlem 1963 in der Münchner Maximilianstraße 15 eröffnet hatte. Bereits früh wurden dort die Werke heute berühmter Künstler wie Gerhard Richter (*1932), Georg Baselitz (*1938), Imi Knoebel (*1940), Sigmar Polke (1941-2010) oder Palermo (1943-1977) gezeigt – allesamt damals erst Mitte 20, Anfang 30 Jahre alt. Vorausschauend wie seinerzeit nur wenige in der Stadt erahnte Prinz Franz die spätere Bedeutung dieser Kunstwerke, deren bisweilen raue und bewusst ungeschönte Ausstrahlung er humorvoll als „ungekämmt“ bezeichnete. Er beobachtete, mit welch ungeheurer Kühnheit und Energie diese jungen Künstler in Frage stellten, wie insbesondere Malerei bis dahin auszusehen hatte – eine kompromisslose Haltung, die auch den Umgang mit der nationalsozialistischen Epoche, dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Geschichte insgesamt betraf. „Irgendwie hat man es donnern gehört“, erinnert sich Herzog Franz von Bayern an diese Aufbruchszeit heute.
Mit der Schenkung von zunächst 117 Gemälden und einigen Skulpturen wuchs den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Mitte der 1980er Jahre auf einen Schlag ein einzigartiger Bestand an deutscher Kunst der 1960er und 70er Jahre zu. Frühe, im Rückblick zentrale Arbeiten, z. T. ganze Werkgruppen von Baselitz, Sigmar Polke oder Jörg Immendorff (1945-2007) formten einen damals noch völlig neuen Sammlungsschwerpunkt im Museum, bei dessen Erweiterung in den darauffolgenden Jahrzehnten Prinz Franz (seit 1996 Herzog) gemeinsam mit dem Galerieverein (seit 2002 PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.) wegweisende Impulse setzte. Die Qualität der „Sammlung Prinz Franz von Bayern“ wurde für alle weiteren Erwerbungen zeitgenössischer Kunst für das Museum zum Maßstab.
Eine besondere Rolle in der Sammlung von Herzog Franz spielte von Anfang an das Schaffen des mit 33 Jahren jung verstorbenen Malers Blinky Palermo, dessen außergewöhnlicher Malereibegriff und schmales, aber facettenreiches Œuvre für Künstlerinnen und Künstler bis heute Inspiration sind. Herzog Franz hat den Künstler, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden wäre, auch persönlich sehr geschätzt. So hat Palermo ihm geholfen, die neuen Bilder in seiner damaligen Wohnung aufzuhängen, und ihm damit eine neue Art Kunst zu sehen vermittelt. Palermos Arbeiten in der Pinakothek der Moderne, eines der substanziellsten Werkkonvolute des Künstlers in Europa, bilden das Herz der Ausstellung zu Ehren von Herzog Franz.
Bis heute ist das Interesse von Herzog Franz an der zeitgenössischen Kunst ungebrochen. Aus diesem Grunde lässt die Ausstellung die Werke der 1960er und 70er Jahre in einen Dialog mit jüngeren Künstlerinnen und Künstler treten, deren Schaffen Herzog Franz zum Teil über Jahrzehnte hinweg begleitet und fördert.
Die Ausstellung „Ungekämmte Bilder“ zeigt Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler Georg Baselitz, Joseph Beuys, Heinz Butz, Matthias Dornfeld, Hedwig Eberle, Philip Gröning, Joan Grosu, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Annette Lucks, Imi Knoebel, Oscar Koester, Stephan Melzl, Palermo, Erwin Pfrang, Gerhard Richter, Florian Süssmayr, Norbert Tadeusz, Rudi Tröger, Katharina von Werz, Maria Zerres u.a.
Kurator: Bernhart Schwenk, Sammlungsleiter Gegenwartskunst
Gefördert durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. Herbert Schuchardt-Stiftung
Täglich außer Montag: 10:00 - 18:00 UhrDonnerstag: 10:00 - 20:00 Uhr
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