Raise a Paddle, Fotografiert von Fenton Lutunatabua (Pacific Climate Warrior), Fidschi, Pazifik 2017 Raise a Paddle, Fotografiert von Fenton Lutunatabua (Pacific Climate Warrior), Fidschi, Pazifik 2017 - Mit freundlicher Genehmigung von: markkhamburg

Was: Ausstellung

Wann: 25.02.2023 - 31.10.2023

Wasser Botschaften 25. Februar bis 31. Oktober 2023„ Unsere Beziehung zum Wasser muss sich um eine Ethik der Liebe drehen. Wir müssen uns jeden Tag fragen: Was habe ich heute für das Wasser getan?“ Dr. Kelsey Leonard

Von schmelzenden Gletschern und Meeresspiegelanstieg bis zu Sturmfluten, Dürre und Verschmutzung: Wasser betrifft uns alle. Auch wenn die Klimakrise…

Wasser Botschaften 25. Februar bis 31. Oktober 2023„ Unsere Beziehung zum Wasser muss sich um eine Ethik der Liebe drehen. Wir müssen uns jeden Tag fragen: Was habe ich heute für das Wasser getan?“ Dr. Kelsey Leonard

Von schmelzenden Gletschern und Meeresspiegelanstieg bis zu Sturmfluten, Dürre und Verschmutzung: Wasser betrifft uns alle. Auch wenn die Klimakrise hierzulande zunehmend spürbar ist, verteilen sich die drastischsten Auswirkungen doch ungleich entlang des kolonialen Machtgefälles. Am stärksten betroffene Gemeinschaften verfügen vielfach über erfahrungsbasierte Kenntnisse und überliefertes Wissen, die sich beim Schutz der Gewässer und Ökosysteme bewährt haben. Die Ausstellung Wasser Botschaften erkundet ökologisches Wissen und Wassergeschichten, die in den Sammlungen gespeichert sind, und setzt diese in Beziehung zu gegenwärtigen Wasserschutz- und Klimabewegungen. Anhand von zeitgenössischen Werken aus Kunst und Design beleuchtet die Ausstellung lokale Wasserkrisen und stellt neue Anwendungen für althergebrachte Techniken und Praktiken vor. Sie lädt dazu ein, den Botschaften des Wassers Gehör zu schenken und regt dazu an, Verantwortung für die Gewässer zu übernehmen, die uns umgeben und Leben spenden.

Die Ausstellung Die Ausstellung gliedert sich in vier Bereiche: „Leben mit Wasser“, „Wasser Verwandtschaften“, „Wasser ist Leben!“ und „Das Wasser schützen – für Klimagerechtigkeit kämpfen“. „Leben mit Wasser“ beschäftigt sich mit der Frage, wie Gemeinschaften mit den konkreten Auswirkungen von Meeresspiegelanstieg, Eisschmelze oder Überschwemmungen durch Rückgriff auf überliefertes Wissen umgehen. Dies wird in der Ausstellung zum Beispiel anhand eines historischen Bootsmodells von den Marshallinseln greifbar, dessen Design heute zur Entwicklung von klimaneutralen Schifftransporten herangezogen wird. Das Programm Waan Aelõñ in Majel(WAM) wurde in den späten 1990er Jahren in Majuro gegründet, um das während der Kolonialzeit unterdrückte Wissen zu Navigation und Bootsbau im Rahmen von Workshops an die nächste Generation weiterzugeben. Auch wenn das historische Bootsdesign in diesem Kontext heute wieder Anwendung findet, kann beim Bootsbau nicht mehr auf den herkömmlich dafür verwendeten Brotfruchtbaum zurückgegriffen werden. Dessen Bestände sind aufgrund des steigenden Meeresspiegels und der Versalzung des Grundwassers stetig zurückgegangen. So wird deutlich, wie eng der Erhalt von Biodiversität mit dem Überleben kultureller Praktiken zusammenhängt.

Überall auf der Welt erzählen sich Menschen bis heute Geschichten und üben kulturelle Praktiken aus, die die Verbindungen zwischen Wasser, dem Leben und den Ursprüngen der Menschheit bestätigen. Dies wird im zweiten Kapitel „Wasser Verwandtschaften“ thematisiert. Wassergeister-Masken der Ido verweisen auf die engen Beziehungen, die die Menschen im Niger Delta zu den Feuchtgebieten und ihrer Pflanzen- und Tierwelt pflegen. Obwohl die meisten Ijo christlichen Kirchen angehören, spielt die Vorstellung der von übernatürlichen Wesen bevölkerten Wasserwege des Deltas bis heute eine große Rolle. Bestimmte Abschnitte der Flüsse und Bäche dienen Wassergeistern, die sich als Tiere oder Mischwesen manifestieren, als Lebenswelt. Von ihnen erlernten die Menschen ihre Maskentraditionen. Den Masken werden drei großformatige, afrofuturistische Fotografien des Künstlers Wilfred Ukpong aus der Reihe Blazing Century 1 (2017) gegenübergestellt, die vor dem Hintergrund der verheerenden Umweltzerstörung im Nigerdelta durch die Erdölförderung transnationaler Unternehmen entstanden. In Zusammenarbeit mit vor Ort lebenden Jugendlichen und Wissensträger:innen, konzipierte Ukpong eine Fotoserie, die sich den Naturraum jenseits von kolonialer Ausbeutung und Umweltkatastrophen vorstellt.

Ausgehend von dem Grundsatz „Wasser ist Leben“, stellt das dritte Kapitel koloniale und kapitalistische Vorstellungen von unbegrenztem Fortschritt in Frage, die Wasser als auszubeutende natürliche Ressource oder Ware betrachten.Die mäandernde Kunstbuch-Collage „Serpent River Book“ (2017) der britisch-kolumbianischen Künstlerin Carolina Caycedo versammelt visuelles und schriftliches Material, das die Künstlerin während ihrer Arbeit in Gemeinden gesammelt hat, die von der Industrialisierung und Privatisierung von Flusssystemen betroffen sind. Am Beispiel des Río Atrato in Kolumbien thematisiert die Ausstellung eine ökologische Rechtsphilosophie, die Flüssen, Seen und Ozeanen – wie Menschen oder gar Unternehmen – inhärente, schützenswerte Rechte zuspricht. Die Wandinstallation „Somos Atrato“ (2023) stellt die Gesetzgebung T-622 vor, die dem Atrato 2016 Personenrechte zusprach und ein Gremium aus Wächter:innen einsetzte, die sich proaktiv für den durch industriellen Goldabbau verseuchten Fluss einsetzen.

Im vierten Kapitel „Das Wasser schützen - für Klimagerechtigkeit kämpfen“ kommen verschiedene Wasserschutz- und Klimagerechtigkeitsinitiativen zu Wort, die an der Schnittstelle von Klimaschutz und Dekolonisation agieren. Mit vier Arpilleras sind brasilianische Frauenkollektive des Movimento dos Atingidos por Barragens (Bewegung von durch Staudämme betroffenen Menschen) vertreten, deren aus Jutegeweben und Stoffresten hergestellten Bildcollagen die Auswirkung von Staudämmen und Staudammbrüchen auf ihre Gemeinschaften festhalten. Neben der durch die Lakota in Nordamerika ins Leben gerufenen Bewegung Mni Ki Wakan (Wasser ist heilig), werden auch die Pacific Climate Warriors mit ihrer Raise a Paddle- Kampagne vorgestellt. Diese tragen bei ihren öffentlichkeitswirksamen Auftritten charakteristische Kleidung, Schmuck und Utensilien ihrer jeweiligen Inselkulturen, um ihre enge Verbundenheit mit den Inseln und Atollen zu verdeutlichen, sich für ihren Erhalt einzusetzen und auf deren Bedeutung für ihre kulturellen Praktiken zu verweisen. Sie inszenieren sich dabei als „Krieger:innen“, um sich dem Bild passiver Klimaopfer zu verweigern.

Maske mit Raubwal Tony Hunt Jr. Kwakwaka ́wakw, 1978 © MARKK, Foto: Paul Schimweg Maske mit Raubwal Tony Hunt Jr. Kwakwaka ́wakw, 1978 © MARKK, Foto: Paul Schimweg - Mit freundlicher Genehmigung von: markkhamburg / Museum am Rothenbaum- Kulturen und Künste der Welt Figur aus Zahn, Tschukotka, Sibirien, 1891, Inv. Nr. A 2790 Slg. MARKK. © MARKK Foto: Paul Schimweg Figur aus Zahn, Tschukotka, Sibirien, 1891, Inv. Nr. A 2790 Slg. MARKK. © MARKK Foto: Paul Schimweg - Mit freundlicher Genehmigung von: markkhamburg / Museum am Rothenbaum- Kulturen und Künste der Welt „The Salute of the Fish“, Künstlerin: Carolina Caycedo, Handwerklich erzeugtes und handgefärbtes Wurfnetz mit gesticktem Aufnäher, USA 2022 Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und des Instituto de Vision Leihgaben von der Künstlerin © Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und Instituto de Vision Foto: Ruben Diaz „The Salute of the Fish“, Künstlerin: Carolina Caycedo, Handwerklich erzeugtes und handgefärbtes Wurfnetz mit gesticktem Aufnäher, USA 2022 Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und des Instituto de Vision Leihgaben von der Künstlerin © Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und Instituto de Vision Foto: Ruben Diaz - Mit freundlicher Genehmigung von: markkhamburg / Museum am Rothenbaum- Kulturen und Künste der Welt
Tags: kultur, Kunst, Wasser

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