Die Ausstellung versammelt transdisziplinäre Arbeiten aus sieben Jahrzehnten und verfolgt einen Ansatz, der weit über die historische Betrachtung von Graffiti als reine „Outsider“-Praxis hinausgeht. Beginnend mit frühen Sprühbildern der 1950er- und 1960er-Jahre spannt sie den Bogen über Werke legendärer Graffiti-Writerinnen der 1980er-Jahre bis hin zu aktuellen Positionen zeitgenössischer Künstlerinnen, die Graffiti als künstlerisches Ausdrucksmittel in ihre Arbeiten integrieren.
Die Sprühfarbe als zentrales Werkzeug der Graffiti-Kunst wurde 1951 in den USA patentiert. Zwischen ihrer Einführung in den 1950er-Jahren und dem Aufkommen der heute bekannten Graffiti-Formen in den späten 1960er-Jahren vergingen fast zwei Jahrzehnte, in denen bildende Künstler*innen bereits erste Experimente mit dem Medium wagten. Seitdem die Sprühfarbe zum dominierenden Ausdrucksmittel für Graffiti wurde, ist sie untrennbar mit dieser Kunstform verbunden. Selbst eine einzelne Linie Spray auf Leinwand ruft heute sofort Assoziationen mit Rebellion und urbaner Kultur hervor.
Auf 1.500 Quadratmetern präsentiert die Ausstellung in den beiden oberen Etagen des Museion Schlüsselwerke von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart sowie neue, ortsspezifische Arbeiten.
Der Ausstellungsrundgang beginnt mit Werken aus den 1950er- und 1960er-Jahren von Künstler*innen wie Hedda Sterne, David Smith, Martin Barré, Dan Christensen, Carol Rama und Charlotte Posenenske. In den Dialog treten Leinwandarbeiten bedeutender Graffiti-Writer wie Rammellzee, Futura 2000, Blade und Lee Quiñones. Es folgen Werke aus den 1980er- und 1990er-Jahren, in denen Graffiti und zeitgenössische Kunst aufeinandertreffen – darunter Arbeiten von Lady Pink & Jenny Holzer, Martin Wong & LA2 sowie Keith Haring.
Jüngere Positionen werden unter anderem durch Spraybilder von Heike-Karin Föll, Michael Krebber und Christopher Wool vertreten. Digitale Graffiti-Zeichnungen von Georgie Nettell treffen auf Patricia L. Boyds Fotogramm einer Bushaltestelle und Karin Sanders Gebrauchsbilder. Ergänzt wird dieser Teil durch Werke zeitgenössischer Graffiti-Künstler*innen wie Kunle Martins und WANTO sowie durch neue Arbeiten von N.O.Madski im Austausch mit Skulpturen von KAYA.
Im weiteren Verlauf der Ausstellung entsteht eine urbane Landschaft, in der die rauen und kreativen Facetten des städtischen Raumes sichtbar werden. Graffiti erscheint als Material in Filmen und Fotografien, etwa von Charles Atlas und Manuel DeLanda, sowie in großformatigen Installationen und Skulpturen. Josephine Prydes "New Media Express", eine mit Graffiti besprühte Modelleisenbahn, bewegt sich zwischen Klara Lidéns Readymade-Mülleimern und Verteilerkästen. Weitere künstlerische Formen der urbanen Markierung sind in R.I.P. Germains skulpturaler Nachbildung einer Schaufensterfront, einer neuen Wandinstallation von Matias Faldbakken und den "Street Casts" von Alix Vernet zu entdecken.
"Graffiti" bildet den Auftakt einer langfristigen Forschungslinie des Museion, die den Fokus auf sanfte und gewaltlose Formen des Widerstands sowie auf Kunst als soziale und urbane Praxis legt.
Die Ausstellung wird ko-kuratiert von Ned Vena, einem in New York lebenden Künstler und Archivar, geboren 1982 in Boston, USA. Seine künstlerische Arbeit umfasst Malerei, Skulptur, Installation und Film und ist geprägt von seiner aktiven Tätigkeit als Graffiti-Writer sowie seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte von Graffiti. Gleichzeitig hat seine Beschäftigung mit der Malereigeschichte seine Sichtweise auf Graffiti nachhaltig geprägt. Die Ausstellung vereint sein persönliches Engagement für die Schnittstellen dieser Disziplinen mit seinem umfangreichen Archivwissen.
Ned Vena erklärt: „Graffiti hat mir den Weg in die Kunst eröffnet, aber auch meine Sichtweise geprägt, meinen Blick auf Dinge, wie zum Beispiel die Kunst. Graffiti ist eine Ausstellung mit Werken, bei denen es sich nicht unbedingt immer um Graffiti handelt oder dreht, aber die mich, wenn ich sie betrachte, an meine Erfahrungen mit Graffiti erinnern.“
Bereits vor der offiziellen Eröffnung und als Auftakt zur Ausstellung zeigt das Museion am 26. März 2025 um 20 Uhr gemeinsam mit dem Filmclub Bozen Bolzano Chantal Akermans "News from Home" aus dem Jahr 1976.
Klara Lidén, Disco, 2020. Stedelijk Museum Amsterdam, gift of Sadie Coles HQ, London. © Klara Lidén Photo: Robert Glowacki. Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London
Yuji Agematsu, Chantal Akerman, Nick Atkins, Charles Atlas, Lutz Bacher, Martin Barré, Blade, Monica Bonvicini, Patricia L. Boyd, Dan Christensen, Shaun Crawford, Curtis Cuffie, René Daniëls, Daze, Manuel DeLanda, Melvin Edwards, Matias Faldbakken, Heike-Karin Föll, Futura 2000, Keith Haring, Jenny Holzer & Lady Pink, KAYA, Jutta Koether, Michael Krebber, Brad Kronz, Maggie Lee, Klara Lidén, Ilya Lipkin, Colette Lumiere, Kunle Martins, Jeanette Mundt, Georgie Nettell, Armando Nin, N.O.Madski, Clayton Patterson, Charlotte Posenenske, Josephine Pryde, Quik, Lee Quiñones, Carol Rama, Rammellzee, R.I.P. Germain, Matthew “Zexor” Rodriguez, Karin Sander, Seen, David Smith, Dash Snow, Ben Solomon, Hedda Sterne, Emily Sundblad, SoiL Thornton, Alix Vernet, WANTO, Lawrence Weiner, Dondi White, Martin Wong & LA2, Christopher Wool, Zephyr
Die vom Museion initiierte Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Centraal Museum, Utrecht.
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