Vaginal Davis im Gropius Bau: Eine radikale Retrospektive queerer GegenkulturZwei Jahrzehnte nach ihrem Umzug von Los Angeles nach Berlin widmet der Gropius Bau der Künstlerin, Autorin und Performerin Vaginal Davis die erste umfassende Einzelausstellung ihres Werks in Deutschland. Unter dem Titel „Vaginal Davis: Fabelhaftes Produkt“ präsentiert die Schau eine vielschichtige Rückschau auf ein künstlerisches Werk, das Punk und Glamour, queeren Aktivismus, Schwarze Gegenkultur, Widerstand und Begehren auf unnachahmliche Weise vereint.
Die Ausstellung im Erdgeschoss des Gropius Bau zeigt in sieben großformatigen Installationen Werke aus vier Jahrzehnten – von 1985 bis 2025. Neben Malereien, Video- und Filmarbeiten werden auch Zines, Texte, Musik und Performances ausgestellt. Im Zentrum steht dabei nicht nur das Soloschaffen von Ms. Davis, sondern auch ihre vielfältige Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. So ist unter anderem eine Installation des Berliner Kunstkollektivs CHEAP zu sehen, die in Kooperation mit der Fotografin Annette Frick entstand, sowie Arbeiten in Zusammenarbeit mit dem New Yorker Künstler Jonathan Berger.
Vaginal Davis selbst sprengt alle Kategorien – sie ist Künstlerin, Performerin, Autorin, Schöpferin ikonischer Zines, experimentelle Filmemacherin und gesellschaftliche Kommentatorin. In ihrer Selbstbeschreibung wird die radikale Energie ihres Wirkens greifbar: „Performerin, Autorin und Schöpferin ikonischer Zines, bildende Künstlerin und experimentelle Filmemacherin.“ Sie bezeichnet sich selbst als „Blacktress und Drag-Terroristin, Klatschkolumnistin, einflussreiche Person des öffentlichen Lebens und Lehrende“. Damit ist sie eine der wichtigsten Stimmen einer queeren, Schwarzen Gegenkultur, die künstlerische Praxis und gesellschaftspolitisches Engagement auf einzigartige Weise verbindet.
Seit den späten 1970er Jahren arbeitet Davis an der Schnittstelle von Kunst, Musik und Performance. Ihre Arbeiten sind geprägt von einer kompromisslosen Haltung gegenüber Normen und einem ausgeprägten Gespür für subversiven Humor. Inspiriert von der Militanz der Black Panthers, die in den USA für soziale Gerechtigkeit kämpften, wählte sie bewusst ihren Namen in Anlehnung an eine Ikone der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung: „benannte sie sich nach der Feministin und Black-Power-Aktivistin Angela Davis“.
Die Ausstellung „Vaginal Davis: Fabelhaftes Produkt“ öffnet ein Archiv, das nicht nur dokumentiert, sondern lebt. Es wird neu inszeniert, um die Dynamiken ihrer künstlerischen Praxis sichtbar zu machen und sie mit den drängenden Fragen der Gegenwart in Beziehung zu setzen. Der Gropius Bau präsentiert damit nicht nur eine herausragende Künstlerin, sondern auch ein Werk, das wie kaum ein anderes für queere Sichtbarkeit, politische Schärfe und kulturelle Vielfalt steht.