Leihwagen, Lustfahrten und Luxus-Outfits am Wiener Kongress 1814/15Vor 200 Jahren war Wien für acht Monate das Zentrum der Welt: Am Wiener Kongress (18.9.1814 – 9.6.1815) versammelten sich Monarchen, politische Entscheidungsträger und Lobbyisten aus ganz Europa, um die Welt nach dem Sturz Napoleons neu zu gestalten. Begleitet wurden sie von einem riesigen Gefolge und Zig-Tausenden von Glücksrittern und Schaulustigen, die alle in der Stadt untergebracht, verpflegt, transportiert und unterhalten werden mussten. Das Fürstentreffen in Wien wurde damit zum Ahnherrn des modernen Kongresstourismus.
Backstage bedeutete das eine enorme logistische Herausforderung, da die Stadt von Jahrzehnten des Krieges und zwei Eroberungen schwer gezeichnet war. Wie bravourös diese Herausforderung gemeistert wurde, kann man nun in einer Ausstellung der Kaiserlichen Wagenburg in Schönbrunn entdecken:
Dass der Kongress tanzte ist allseits bekannt - noch wichtiger war den Zeitgenossen aber, dass er auch „fuhr“: So mussten in aller Eile hunderte von prachtvollen Fahrzeugen gebaut werden, um die hohen Herrschaften adäquat transportieren und bei viel bewunderten Schlittenfahrten und „Pirutschaden“ auch unterhalten zu können. Die Kutschen wurden den Gästen und ihrem Gefolge als Leihwagen zur Verfügung gestellt, die rund um die Uhr mit eigens gedruckten Formularen angefordert werden konnten. Um den Leihbetrieb besser administrieren zu können, erhielten erstmals alle Fahrzeuge ein einheitliches Aussehen. Der Wiener Hof wurde so zum Erfinder der „Corporate Identity“ für fürstliche Fuhrparks, die bald in ganz Europa kopiert wurde.
Einige dieser kunstvollen Gefährte haben sich in der Wagenburg erhalten, wo sie nun, zum ersten Mal seit 200 Jahren, wieder im alten Glanz erstrahlen. Ergänzt werden sie von prachtvollen Hof-Uniformen, die eigens für den Kongress designt wurden, und opulenten Ordensornaten, mit denen sich die Herrscher zum Zeichen ihrer Verbundenheit gegenseitig beschenkten.
Da die Wagenburg als einziges Museum Wiens einen reichen Schatz prachtvoller dreidimensionaler Objekte der Zeit besitzt, bietet die Ausstellung neben einem ungewöhnlichen Blick auf den Wiener Kongress auch ein opulentes Tableau, das den Prunk des einmaligen Ereignisses nach 200 Jahren wieder auferstehen lässt.