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Wer: antiquare.de

Was: Messe

Wann: 24.01.2014 - 26.01.2014

„… man fühlt sich wie in der Gegenwart eines großen Capitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1801. Bezogen waren seine Worte weder auf die Staatsfinanzen noch auf das Privatvermögen, gemeint war: die Bibliothek.

Dieses „große Capital“ von dauerhaftem Wert steht vom 24. bis 26. Januar 2014 im Mittelpunkt der 53.…

„… man fühlt sich wie in der Gegenwart eines großen Capitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1801. Bezogen waren seine Worte weder auf die Staatsfinanzen noch auf das Privatvermögen, gemeint war: die Bibliothek.

Dieses „große Capital“ von dauerhaftem Wert steht vom 24. bis 26. Januar 2014 im Mittelpunkt der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse. 81 führende Antiquarinnen und Antiquare aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA, Österreich, Frankreich, der Schweiz, Ungarn und den Niederlanden präsentieren im Württembergischen Kunstverein (Schlossplatz 2) wertvolle Manuskripte, Bücher, Autographen und Graphiken aus fünf Jahrhunderten Buchdruck und Buchkunst. Prachtvoll illuminierte Handschriften, Meilensteine der Wissenschaft, Buchkunst der Avantgarde, Autographen und Manuskripte bedeutender Persönlichkeiten, die Welt- und Kunstgeschichte schrieben, seltene Erstausgaben der Weltliteratur, Kinderbücher, Pressendrucke, Künstlerbücher, Ansichten, Karten, dekorative Graphiken und außergewöhnliche Buch-Objekte: Die Messe fasziniert durch ihre Vielfalt vom originellen Einzelstück bis zum wertvollen Millionenobjekt, vom Mittelalter bis zur Moderne.

Die Stuttgarter Antiquariatsmesse, organisiert vom Verband Deutscher Antiquare e.V. und offiziell empfohlen von der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB), zählt zu den renommiertesten Veranstaltungen weltweit. Mit ihr beginnt der bibliophile Kalender, der die Antiquare und Sammler jedes Jahr von Stuttgart über San Francisco, Madrid, Paris, New York bis nach London und Australien führt. Sie ist die zweitälteste Messe Europas sowie die älteste und größte Messe für Antiquare, Autographen- und Graphikhändler in Deutschland. 2014 steht die 53. Ausgabe der Stuttgarter Antiquariatsmesse unter der Schirmherrschaft der ILAB Patrons of Honour Dr. Michael Knoche (Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar) und Professor Dr. Reiner Speck (Präsident der Marcel Proust Gesellschaft e.V.). Zusammen mit der zeitgleich stattfindenden 28. Antiquaria in Ludwigsburg ziehen beide Events rund 150 Antiquare und Tausende von Bibliophilen in die Region.

Als Auftakt zur Messewoche laden der Verband Deutscher Antiquare e.V. und die 28. Antiquaria am 20. Januar 2014 ins Literaturhaus, wo Dr. Ulrich Raulff (Marbach) unter dem Titel „Ein Pferdestall aus Büchern“ die historische Fülle hippologischer Trakate Revue passieren lässt. Die diesjährige Kabinettausstellung im Rahmen der Stuttgarter Antiquariatsmesse stellt eine bedeutende, der Öffentlichkeit bislang unbekannte Bibliothek vor: Der Mörike-Sammlung Klaus Berge ist zugleich ein über 300 Seiten umfassender Katalog gewidmet. Tägliche Führungen über die Messe für Einsteiger und erfahrene Sammler, Informationsstände der Bibliophilen Gesellschaften und die Möglichkeit für Messebesucher, ihre eigenen privaten Fundstücke von Fachleuten schätzen zu lassen, runden das Begleitprogramm ab.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die Stuttgarter Antiquariatsmesse einen deutlichen Ausstellerzuwachs und eine hohe internationale Beteiligung. Mit Bibliopathos (Italien), Plantijn (Niederlande) und Moorthamers (Frankreich) konnten weltweit agierende Händler für die traditionsreiche Messe gewonnen werden, die das hochklassige Angebot um erlesene Kostbarkeiten der Buch-, Kunst- und Geistesgeschichte bereichern. Aber auch viele deutsche Antiquare entscheiden sich zunehmend – oder wieder – für eine Teilnahme in Stuttgart, darunter der Regensburger Graphikspezialist Reinhold Berg, die Schweizer Antiquariate EOS Buchantiquariat Benz und Daniel Thierstein, Michael Steinbach aus Wien und Tokio, das Stuttgarter Antiquariat und jüngere Händler wie Christian Strobel und Dieter Zipprich, die im Württembergischen Kunstverein ihr Debüt geben. Der umfangreiche und farbig illustrierte Messekatalog mit einem Gesamtangebotswert von rund 4.5 Millionen € ist in gedruckter Form und virtuell im Internet erhältlich.

An der Spitze der langen Reihe bibliophiler Höhepunkte steht 2014 „das grandioseste illustrierte Druckwerk in deutscher Sprache“, präsentiert von Heribert Tenschert und dem Antiquariat Bibermühle. Die illustrierte Luther-Bibel aus dem Jahr 1561 ist ein Dedikationsexemplar des Kurfürsten von Sachsen und zugleich das einzige bekannte Pergamentexemplar dieser Edition, das je in den Handel gelangte (980.000 €). Und hätten Sie gedacht, dass das erste „digital“ hergestellte Buch bereits in Lyon in den Jahren 1886 und 1887 produziert wurde? Das Zürcher Antiquariat Hellmut Schumann bringt mit dem „Livre de Prières“, aus silberner und schwarzer Seide gewoben, diese Rarität ersten Ranges nach Stuttgart (32.500 €). Unter den Zimelien des frühen Buchdrucks und der modernen Buchkunst ragt die berühmte Schedelsche Weltchronik heraus (Peter Kiefer 120.000 €), gefolgt von Max Beckmanns Graphikfolge „Gesichter“ (Schmidt & Günther 85.000 €), dem prachtvollen „Hortus Nitidissimis“ des Christoph Jakob Trew (Reinhold Berg 65.000 €) und dem Wegbereiter der Renaissance-Ikonographie in einer äußerst seltenen ersten Ausgabe: Bonaventuras „Meditationes passionis Christi“, gedruckt in Venedig 1491 (Meda Riquier 60.000 €).

In der Reiseliteratur, seit jeher einer der attraktivsten Schwerpunkte der Messe, bestechen Ludwig Libays „Reisebilder aus dem Orient“ (Ralf Eigl 52.000 €), während die schönsten Seiten von Kunst und Literatur von Wolfgang Braecklein mit Grimmelshausens Simpliziaden (35.000 €) und von Günter Linke aufgeschlagen werden, der Höhepunkte der Avantgarde-Kunst wie „Dada 291“ (28.000 €) oder „Integral“ (28.000 €) in die Vitrinen legt. In der Kunst brillieren C. G. Boerner, H. W. Fichter, Dasa Pahor, das Kunstkabinett Strehler und die Galerie Valentien, die zum Doppeljubiläum „100 Jahre Erster Weltkrieg / 70 Jahre Hitlerattentat“ Meisterwerke von Otto Dix, Alfred Hrdlicka und anderen Künstlern des 20. Jahrhunderts vorlegt (2.500 € bis 32.000 €). Komplettiert wird die erlesene Vielfalt durch die nicht nur für Kinder gedachte zweite Auflage des „Struwwelpeter“ (Winfried Geisenheyner 38.000 €), mit Tuschzeichnungen, Gouachen und Widmungen verzierte Stammbücher (Antiquariaat Forum € 35.000, Tresor am Römer € 6.500, Trauzettel € 6.000), Handschriften bedeutender Geistesgrößen von Friedrich Schiller (J. A. Stargardt 18.000 €) bis zu Antonín Dvorak (Eberhard Köstler 17.500 €) und Buch-Objekte wie den Schraubtalern gegen „Not und Teuerung“ (Holger Carlsen 1.200 €), Probedrucken von Spielkarten (Reiss & Sohn 4.000 €), Fore-Edge-Paintings (Rainer Schlicht 980 €) und – Zauberei! (F. Neidhardt 7.900 €). Highlights 2014 - Ein Rundgang über die 53. Stuttgarter

Antiquariatsmesse

„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“

Heinrich Heine

Die Bibliothek: für Johann Wolfgang von Goethe „ein großes Capital“, für Jorge Luis Borges ein „Paradies“ und für Heinrich Heine „die Gewaltigste“ aller Welten.

Seit Beginn des Buchdrucks und weiter zurück bis in die Zeit der Schriftrollen und Codices bilden Bücher das Gedächtnis der Menschheit, den Ausdruck unseres ästhetischen Empfindens und durch die Jahrhunderte den eindrucksvollen Spiegel der sich wandelnden intellektuellen, künstlerischen, sozialen, politischen, philosophischen und kulturellen Aspekte des menschlichen Zusammenlebens. Zwischen zwei Buchdeckeln verbirgt sich weit mehr als „nur“ ein Text. Wer in die Vitrinen und Regale der 81 Aussteller auf der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse schaut, bekommt eine Ahnung davon, wie facettenreich die Beschäftigung und das Handeln mit vermeintlich „alten“ Büchern ist. Vom 24. bis 26. Januar 2014 sind einige der schönsten Bücher, die Geschichte schrieben, im Württembergischen Kunstverein zu erwerben und – barrierefrei, ganz ohne museale Grenzen – zu bewundern. Das grandioseste illustrierte Druckwerk in deutscher Sprache

Heribert Tenschert, mit dem Antiquariat Bibermühle seit vielen Jahren Stammgast auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse, präsentiert auch im Jahr 2014 bibliophile Schätze der Superlative. Höhepunkt seines Angebotes ist eine illustrierte Luther-Bibel: „Die gantze heilige Schrifft: Deudsch“ wurde 1561 in Wittenberg von Hans Lufft gedruckt und mit einer kalligraphischen Widmungsschrift, aufwendigem Kardellenschmuck, einer vollständig illuminierten Bordüre zum Titelholzschnitt von Lucas Cranach d.J. und über 170 Holzschnitten von Georg Lemberger und Hans Brosamer versehen. Die Bibel gilt als das einzige bekannte Pergamentexemplar dieser exquisiten Ausgabe, das jemals in den Handel gelangte, und wurde in ihrer ganzen Pracht als Dedikationsexemplar des Kurfürsten von Sachsen hergestellt. Kurfürst August, einer der wichtigsten Förderer der Reformation in Deutschland, schenkte die Luther-Bibel seinem Finanzsekretär, dem „Renthschreiber“ Johann Pyrner, den er anhielt, „darinnen vleissghk zu lesen“. Das vorzügliche Werk, einzigartig in der Buchkunst des 16. Jahrhunderts, ist mehr als 500 Jahre später 980.000 € wert.

Die ganze Welt in einem Buch

Zur Zeit des frühen Buchdrucks und durch Gutenbergs Erfindung befördert, öffneten sich im 15. und 16. Jahrhundert die Fenster der bis dahin engen Welt des europäischen Mittelalters. Die ganze damals bekannte Welt in einem Buch zu vereinigen, lautete das Ziel der Kompilatoren, Schreiber und Kupferstecher der Renaissance und des Humanismus. Das berühmteste dieser Welten-Bücher, Hartmann Schedels „Buch der Chroniken und Geschichten“, bei Anton Kobeger 1493 in Nürnberg gedruckt und mit über 1800 Holzschnitten berühmter zeitgenössischer Künstler illustriert, ist bei Peter Kiefer zu bewundern (120.000 €).

Gesichter

Die Stuttgarter Antiquariatsmesse fasziniert mit ihrer Vielfalt, die sich in den ästhetischen Gegensätzen der angebotenen Objekte manifestiert. Vom Mittelalter zur Moderne spannt sich der Bogen von den illuminierten Handschriften bis zu den großen graphischen Leistungen des 20. Jahrhunderts. Eines dieser Meisterwerke präsentiert das Antiquariat Schmidt & Günther mit Max Beckmanns „Gesichtern“, einer Folge von 19 vom Künstler signierten Kaltnadelradierungen, entstanden in den Jahren 1914 bis 1918 (85.000 €).

Mit beweglichen Lettern

Den wohl größten Einfluss auf die Ikonographie der Renaissance übten Bonaventuras „Meditationes passionis Christi“ aus. Die mit wunderschönen Holzschnittillustrationen geschmückte Ausgabe aus Venedig 1491 bringt der Londoner Antiquar Meda Riquier nach Stuttgart (60.000 €). Nicolas Jenson schuf 1478 in Venedig ein typographisches Meisterwerk mit dem auf Pergament gedruckten „Breviarium Romanum“, das zugleich eines der wenigen Bücher darstellt, in denen Jenson die gotische Rotunda verwendete. Die Editio princeps der ersten gedruckten Ausgabe zählt zu den Highlights des Zürcher Antiquariats Hellmut Schumann (45.000 €). Der Gang über die 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse lenkt den Blick auf einige der schönsten und seltensten Werke aus den ersten hundert Jahren des Buchdrucks, zum Beispiel: Die „Summa de potestate ecclasiastica“, am 6. März 1473 in Augsburg vollendet, in einem Exemplar mit der herausragenden Provenienz des Augustinus de Ancona (ArtFinding 17.500 €), Melchior Pfintzings „Theuerdank“ (ArtFinding 16.800 €) oder Jacob Lochers „Theologica emphasis“ mit einem Holzschnitt Albrecht Dürers (Stuttgarter Antiquariat 22.000 €). Gleich eine ganze Reihe früher Aristoteles-Ausgaben, darunter zwei in Köln bei Quentell 1496 und 1497 gedruckte Inkunabeln, empfiehlt der österreichische Antiquar Dr. Paul Kainbacher (8.500 € bis 22.000). Eine außerordentliche Seltenheit auf dem Gebiet der Philosophie präsentiert das italienische Antiquariat Bibliopathos, das erstmals in Stuttgart vertreten ist: Paolo Nicolettis „Logica“ in der Ausgabe Venedig 1476, das berühmteste Handbuch der mittelalterlichen Logik (15.000 €).

Das erste „digitale“ Buch

Doch wann wurde das erste „digitale“ Buch hergestellt? Nein, nicht erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts, auch nicht im Silicon Valley, sondern bereits in Lyon in den Jahren 1886 und 1887. Eines von nur 60 Exemplaren dieser Rarität zählt zu den wohl außergewöhnlichsten Stücken auf der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse. Das „Livre de Prières“ wurde vollständig aus silberner und schwarzer Seide gewoben, und zwar mittels des von Jacquard für Webstühle entwickelten Lochkarten-Systems. Derart „programmierte“ Perforierungen in den 100.000 Lochkarten kontrollierten die exakten Bewegungen der Haken, welche die Seidenfäden zogen. Ein Prozess, der die Computerprogrammierung vorwegnahm und den Weg für Hermann Holleriths Tabelliermaschine bereitete. Mit dem „Livre de Prières“, überragendes technologisches Meisterwerk und eindrucksvolles Dokument des beginnenden Industriezeitalters, brilliert abermals Hellmut Schumann (32.500 €).

Vom Hofkammerpräsidenten zum Bibliothekar

Eine außergewöhnliche Karriere dokumentieren die „Constitutiones“ Papst Clemens‘ V., bei Michael Wenssler in Basel im Mai 1476 gedruckt. Die vom Antiquariat Büchel-Baur offerierte Rarität stammt aus der Schlossbibliothek Oberherrlingen bei Ulm und trägt den Besitzvermerk Paul Friedrich Theodor Eugen von Mauclers (1783-1859), der als Ständevertreter, Hofkammerpräsident und Oberhofintendant im Königreich Württemberg Karriere machte, bevor er sich in den Ruhestand versetzen ließ und eine bedeutende Bibliothek zusammentrug (22.000 €).

Feuerwerk der Sinne

Im Jahr 1587 entstand das prachtvolle Festbuch Paul Zehendtner von Zehendtgruebs, das, kultur- und kostümgeschichtlich interessant, die Verleihung des Ordens vom Goldenen Vlies an Kaiser Rudolf II. in Prag und Landshut sowie die großartigen Festlichkeiten samt Festmahl mit Tafelmusik, Tanz, Turnieren, Umzügen und einem Feuerwerk beschreibt (Robert Wölfle 28.500). Klösterliche Abgeschiedenheit repräsentiert dagegen Cassiodors „Historia Ecclesiastica Tripartita libri XII“. Die um 1465 entstandene Handschrift stammt aus der Sammlung des Leander van Ess (ArtFinding 28.000 €). Opulent präsentiert sich wiederum eines der schönsten Blumenbücher überhaupt: Jakob Christoph Trews „Hortus Nitidissimis“ aus den Jahren 1768 bis 1773: „Der das ganze Jahr hindurch im schönsten Flor stehende Blumengarten, oder Abbildungen der lieblichsten Blumen, von dem hochberühmten Herrn D. Christoph Jacob Trew, der Republik Nürnberg Physico Seniore c. mit vielen Kosten zusammen getragen, auf Desselben Genehmhaltung aber in Kupfer gestochen, mit ihren natürlichen Farben vorgestellet und herausgegeben von Johann Michael Seligmann“, in seiner ganzen Pracht zu bewundern in den Regalen des Antiquariats Reinhold Berg (65.000 €).

Terra Incognita

Jahrhundertelang spekulierten Forscher und Entdecker, was sich im äußersten Süden der Erde befinden möge. Ein riesiger Kontinent, reich an Bodenschätzen, bevölkert von Fabelwesen? Nachdem Pedro Fernandez de Quirós erkannt hatte, dass das, was er während seiner Pazifik-Expedition für den sagenumwobenen Südkontinent gehalten hatte, in Wirklichkeit die Neuen Hebriden waren, intervenierte er mehrmals beim spanischen König, um eine erneute Reise starten zu dürfen. Die bedeutendste seiner Petitionen war der achte Sendbrief, dessen zweite Ausgabe aus dem Jahr 1723 - nicht minder selten wie die Erstausgabe 1617 - von Ralf Eigl offeriert wird (23.000 €). Darüber hinaus brilliert Eigl mit einem seltenen Reisewerk über Ägypten. K. Ludwig Libays „Reisebilder aus dem Orient“ gilt als eine der größten Raritäten, nicht zuletzt wegen der über hundert eindrucksvollen farblithographischen Tafeln, deren Motive Libay auf seiner Fahrt nach Ägypten in den Jahren 1855 und 1856 festhielt (52.000 €). Ebenfalls am Stand des Spezialisten für Entdeckungsgeschichte: Edward Dodwells „Views from Greece“, 1821 in London erschienen und mit schönen Ansichten versehen (22.000 €).

Ikonographie des Südens

Den griechischen Nationalhelden sind Karl Krazeisens „Bildnisse ausgezeichneter Griechen und Philhellenen“ gewidmet. Die bedeutende Bilderfolge, mit der der Maler, Zeichner und Soldat Krazeisen den Helden der griechischen Revolution 1828/1831 ein Denkmal setzte, ist beim Antiquariaat Forum für 45.000 € zu erwerben. Nur wenig weiter nördlich, in der italienischen Lagunenstadt, befinden sich die Motive, die Gianjacopo Fontana seinen faszinierenden Ansichten der Palazzi und Kirchen von Venedig zugrunde legte. Die „Venezia monumentale pittoresca“ zählt zu den Highlights in den Vitrinen der Libreria Editrice Goriziana (28.000 €). Weltkarten, Ansichten und Panoramen aus allen Teilen der Erde präsentiert der Graphikspezialist Norbert Haas, während Manfred Nosbüsch mit Baumgartens „Uebersetzung der Algemeinen Welthistorie“ auf die geschichtlichen Hintergründe verweist (20.000 €).

Brasilien – statt Fußball

Weitaus mehr als „nur“ eine Fußballweltmeisterschaft hat Brasilien im Bereich der Bibliophilie zu bieten. Berühmtheit erlangte Maximilian Prinz zu Wied-Neuwieds Beschreibung seiner „Reise nach Brasilien in den Jahren 1815 bis 1817“, deren aufwendig illustrierte und in Folio gebundenen Atlasbände zu den begehrten Trouvaillen aller Liebhaber von Reiseliteratur gehören. Ein besonders schönes Exemplar dieser bibliophilen Seltenheit wird am Stand von Helmut Schwarzfischer die Blicke auf sich ziehen (7.500 €). Johann Baptist von Spix verschrieb sich zur selben Zeit der exotischen Vogelwelt Brasiliens. Spix, Konservator der zoologischen Sammlung in München, reiste 1817 zusammen mit dem Botaniker C. F. Ph. von Martius ins Innere des Landes - Ergebnis der Expedition ist das von F. Neidhardt offerierte und mit 222 kolorierten Lithographien versehene Opus Magnum „Avium species novae, quas in itinere per Brasiliam annis 1817–20“ (13.000 €). Mit den exotischen Hölzern und Holzarten beschäftigt sich Martin Houttuyns „Abbildung In- und Ausländischer Höltzer“, das wohl schönste Buch über Holzarten, das je veröffentlicht wurde (F. Neidhardt 5.200 €).

Verschollen

Im Angebot von Dr. Paul Kainbacher besticht ein historisch bedeutsames Dokument der Ersten Preußischen Weltumsegelung: das „Journal am Bord des Schiffes Prinzess Louise auf seiner Reise um die Welt, ausgelaufen von Swinemünde den 13. October 1825“. Das handschriftliche Logbuch des Kapitäns Harmssen galt bislang als verschollen (35.000 €). Nach Indien entführt den Büchersammler der englische Maler und Reisende Thomas Daniell, der von 1786 bis 1793 das Land bereiste und, inspiriert durch den Künstler William Hodges, noch nie dagewesene Ansichten der dortigen Landschaften und Bauwerke schuf. Frucht dieser Reise war „A Pictoresque Voyage to India, by the way of China“, 1810 in London veröffentlicht und bei Helmut Schwarzfischer zu bestaunen (12.000 €). Einer der seltensten frühen Reiseberichte aus Japan datiert auf das Jahr 1583: Froes' „Sendschreiben auß Japponia“ erschien lediglich in einer deutschen Ausgabe (Reiss & Sohn 6.000 €).

Der Mann im Mond

In den Himmel blickte Johannes Hevelius Mitte des 17. Jahrhunderts und lieferte als Ergebnis seiner über sieben Jahre währenden Studien eine wissenschaftliche Meisterleistung: Seine mit zahlreichen selbst gestochenen Kupfern ausgestattete „Selenographia sive lunae descriptio“ gilt als bis dahin unerreichte Beschreibung der Mondoberfläche, der Mondphasen und Mondlibrationen. Vierhundert Jahre nach der Erstöffentlichung ist Hevelius' Buch das Glanzstück im Angebot des österreichischen Antiquars Johannes Müller (30.000 €). Ein arabisches Manuskript, vermutlich aus dem zentralasiatischen Turkestan, erklärte 1467 die Laufbahnen des Mondes und der Planeten sowie den Stand der Sonne. Selbst Kopernikus soll auf die Theoreme des arabischen Gelehrten Nasir al-Din al-Tusi zurückgegriffen haben (Guiseppe Solmi 12.000 €). Den kindlichen Blick auf den Mond setzte Hermann Abeking reizvoll ins Bild. Die 32 aquarellierten Tuschzeichnungen aus dem Jahr 1925, Originalvorlagen zu Abekings Kinderbuch „Max Wachs“, zeigen, wie der kleine Junge vom Mond geweckt wird und sich auf die Reise nach Amerika, in den Weltraum und zu den Sternzeichen begibt (Sabine Keune 3.900 €). „Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh aus und du bleibst da ...“

Generationen von Kindern wuchsen mit ihm auf. Heinrich Hoffmanns „Lustige Geschichten und drollige Bilder von Heinrich Kinderlieb“ wurden unter ihrem späteren Titel zum Klassiker. „Der Struwwelpeter“ ist in der zweiten Auflage aus dem Jahr 1846 eine der großen Seltenheiten der Kinderbuch-Literatur. Bei der Erfindung seiner mittlerweile weltberühmten Horde kleiner Aufrührer griff der Autor auf den Fundus kurioser Gestalten zurück, den er während seiner Tätigkeit als praktischer Arzt zur Beruhigung und Ablenkung der jungen Patientinnen und Patienten angelegt hatte. Bildergeschichten wie der „Zappelphilipp“ oder jener vom „Haar und Nagelkind“ dienten also schon vor ihrer Drucklegung als eine Art „Kinderberuhigungstherapie“. Der künstlerisch begabte Urheber dachte zunächst nicht an eine Veröffentlichung, auch nicht, als er diese Weihnachten 1844 seinem dreijährigen Sohn Carl als Bilderbuch in Versform auf den Gabentisch legte. Doch der Erfolg des „Struwwelpeter“ setzte noch am Weihnachtsabend ein. Der Freund und Verleger Zacharias Löwenthal, Mitbegründer des Verlags Rütten und Loening, drängte auf eine Veröffentlichung. 1845 kam das Bilderbuch erstmals auf den Markt; erst mit der fünften Auflage gab sich „Heinrich Kinderlieb“ als Heinrich Hoffmann zu erkennen. Mit diesem im Handel kaum auffindbaren bibliophilen Schatz aus Kinderzeiten bereichert Winfried Geisenheyner die diesjährige Stuttgarter Antiquariatsmesse (38.000 €).

Kinder-Buch-Kunst

Immer reflektieren Kinderbücher auch die Zeitumstände, in die sie hineingeschrieben wurden. Theobald Kerners „Prinzessin Klatschrose“ entstand zum Beispiel während seiner Zeit als politischer Gefangener auf der Festung Hohenasperg (Winfried Geisenheyer 1.200 €). Neben dieser kulturhistorischen Komponente ist vor allem das Kinderbilderbuch Ausdruck und Ergebnis der künstlerischen Strömungen seiner Entstehungszeit. Ebenso hinreißend schöne wie unerwartete Beispiele dafür liefern Aline Stickel, eine der wenigen deutschen expressionistischen Kinderbuchillustratoren, mit ihren aquarellierten Originalvorlagen zu „Hampelmann fährt mit der Ente über den See“ (Robert Wölfle 4.800 €), Kurt Schwitters, Käte Steinitz und Theo van Doesburg mit dem berühmten avantgardistischen Bilderbuch „Die Scheuche“ (Sabine Keune 7.800 €) oder - man staune - Dieter Roth. Der vielseitige Künstler, der mit den unterschiedlichsten Materialien experimentierte, malte, zeichnete, fotografierte, brachte Künstlerbücher heraus und schuf eigenwillige Kinderbücher wie die beiden 1976 in Stuttgart, London und Reykjavik in der Edition Hansjörg Mayer publizierten Exemplare, die Roth in vierfarbigem Siebdruck mit Ausstanzungen und farbiger Transparentfolie gestaltete. Das Spiel mit geometrischen Formen, in einer Auflage von 1000 Exemplaren gedruckt, ist eine von vielen begehrten Raritäten in den Vitrinen von Sabine Keune, die sich seit vielen Jahren auf Kinder-Buch-Kunst spezialisiert hat (680 €).

Avantgarde

Die New Yorker Avantgarde-Zeitschrift „291“ verdankt ihren Namen der Hausnummer 291 in der Fifth Avenue - Sitz des Fotoateliers ihres Herausgebers Alfred Stieglitz. Die Zeitschrift mit Beiträgen von Francis Picabia, Picasso und Georges Braque wird am Stand des Berliner Antiquars Günter Linke für 28.000 € sicher einen neuen Besitzer finden. Linke, der die Stuttgarter Antiquariatsmesse stets um extravagante Exponate bereichert, präsentiert auch eine der gelungensten typografischen Leistungen der rumänischen Avantgarde: die zwischen März 1925 und April 1928 publizierte Zeitschrift „Integral“ (28.000 €), sowie Hans Arps „Weisst du schwarzt du“ in der signierten Vorzugsausgabe (12.000 €) und Arbeiten von Fernand Léger (9.800 €) und Max Ernst (14.000 €), während Schmidt & Günther mit Alexander Rodchenkos „Pervaia Konnaia“ ein exquisites Beispiel sowjetischer Propagandakunst liefert: „It may seem to be a conflict about bread, when really it is a conflict about Socialism“ (8.000 €). „Auf einen Tanz muß ich mich gefaßt machen …“ Die Autographenhandlung J. A. Stargardt punktet 2014 mit einem Musikmanuskript Gustav Mahlers aus dem Sommer 1907: Das Skizzenblatt illustriert eine Szene aus Mahlers „neuer Bühneneinrichtung“ von Carl Maria von Webers Zauberoper „Oberon“ (12.000 €). Wer dazu einen eigenhändigen Brief des Komponisten erwerben möchte, wird bei Rainer Schlicht fündig: „Auf einen Tanz muß ich mich gefaßt machen; werde aber versuchen, selbst den Takt dazu anzugeben!“ (3.800). Ebenfalls bei Rainer Schlicht: Richard Wagners eigenhändige Einladung zu den Festspielen 1876 (2.800 €). Ein einmaliges Lebensdokument präsentiert Eberhard Köstler mit einer großen Porträtphotographie Antonín Dvoráks, die dieser in Budapest 1899 anlässlich der Aufführung von Dvoráks Cellokonzert in h-Moll op. 104 dem ungarischen Komponisten Andor Merkler widmete (17.500 €). Ein weiteres unikales Dokument aus der Geschichte der Musik offeriert J. Voerster mit Anton Bruckners eigenhändigem Brief an Simon Leo Reinisch in Wien (11.000 €). Musik liegt ebenfalls bei Johannes Müller mit der Erstausgabe von Franz Schuberts erstem Meisterwerk „Gretchen am Spinnrade“ (5.000 €) sowie bei Dr. Michael Raab in der Luft, in dessen Vitrinen neben der ersten Ausgabe von Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter späterer Es-Dur-Sinfonie aus dem Jahr 1794 auch ein hervorragendes Skizzenblatt mit Moritz von Schwinds Figurenstudien zur Oper „Die Stumme von Portici“ zu erwerben ist (8.000 € und 6.000 €). Zurück auf den Grünen Hügel: Das Frankfurter Antiquariat Tresor am Römer offeriert ein lithographisches Porträt Richard Wagners mit einem handschriftlichen Bekenntnis des Musikgenies: „Herr Rudolph Meunier kann mehr wie ich, Bayreuth, 26 Dezember 1880“ (4.800 €). Eigenhändig Peter Kiefer legt auf der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse zwei interessante Manuskripte vor: Egon Friedells Studien zur fantastischen „Reise mit der Zeitmaschine“ und die handschriftliche Vorlage zu Luise Rinsers Roman „Daniela“, datiert zwischen März und September 1952 (jeweils 20.000 €). Eigenhändige Briefe Friedrich Schillers aus dem Jahr 1797, verbunden mit einer persönlichen Empfehlung des sogenannten „Balladen-Almanachs“ (18.000 €), und ein „Schattloßbrieff“ im Namen des „Ritters mit der eisernen Hand“ Götz von Berlichingen aus dem Jahr 1551 runden das hochwertige Angebot von J. A. Stargardt ab (5.200 €). Zuweilen macht genau ein Satz ein Buch zu einer hervorragenden Rarität: Bei Marcel Prousts „Im Schatten der jungen Mädchen“ ist es der handschriftliche Zusatz „In freundschaftlicher Ergebenheit, Walter Benjamin“, denn Widmungsexemplare dieses Autors sind außerordentlich selten und im Württembergischen Kunstverein 2014 ausschließlich bei Herbert Blank zu haben (7.500 €). Die von J. Voerster angebotene Erstausgabe von Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ erhält ihren besonderen Reiz durch Horst Janssens blattgroße Widmungszeichnung, datiert auf den 18. April 1967, für den Hamburger Buchhändler und Kafka-Liebhaber Hermann Laatzen (7.500 €). Ewige Freundschaft Zur Zeit der Reformation kamen sie in Mode und galten für Jahrhunderte als besonderer Ausdruck freundschaftlicher Verbundenheit und gesellschaftlicher Anerkennung. Heute sind Stammbücher ein begehrtes Objekt für die Liebhaber kulturhistorischer Dokumente. Zum Beispiel das Stammbuch des Wilhelm Bökel, entstanden in Stettin, Helmstedt, Leiden und Rotterdam in den Jahren 1621 bis 1651, mit zahllosen Feder- und Tuschzeichnungen, goldgehöhten Wappen, Porträts und Emblemen sowie handschriftlichen Eintragungen bedeutender Persönlichkeiten aus Adel und Wissenschaft: ein wahres Schmuckstück (Antiquariaat Forum 35.000 €). Eine Stammbuch-Kassette mit Herrnhuter Eintragungen um 1809 bis 1831 zeigt Christian Strobel (650 €), das Album Amicorum des Johann Christoph von Selpert in einem verzierten Pergamentband mit Lackmalerei und Einträgen von Moses Mendelssohn und anderen hervorragenden Zeitgenossen offeriert das Antiquariat Trauzettel (6.000 €).

Der arme Poet

Spitzwegs „Armer Poet“, der sich im Bett liegend mit dem Regenschirm des vom undichten Dach herabströmenden Regens erwehrt? Der Vergleich drängt sich auf angesichts der Bildbeilagen zur Wiener Theaterzeitung, dem führenden Blatt des Wiener Vormärz, das Adolf Bäuerle 1806 begründete. Die große und seltene Sammlung von 201 Tafeln am Stand des Antiquariats Forum enthält Theaterszenen sowie sozialkritische und politische Karikaturen und bildet eine wichtige historische Quelle für Theater, Musik, Mode und Politik (12.500 €).

Kunst und Krieg

100 Jahre Erster Weltkrieg - 70 Jahre Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944: Die Galerie Valentien widmet ihren Beitrag zum Stuttgarter Messekatalog 2014 zwei historisch bedeutsamen Jahrestagen mit exzeptionellen Meisterwerken von Otto Dix, Alfred Hrdlicka und Rudolf Bauer, in denen diese sich künstlerisch mit der bedrückenden Thematik von Krieg und Gewalt auseinandersetzen (3.800 € bis 9.500 €). Eindrücklich sind Hrdlickas Radierungen „Wie ein Totentanz“, in einer limitierten Auflage von 30 signierten Exemplaren erschienen. In den Jahren 1969 bis 1972 schuf er für die Kirche des Evangelischen Gemeindezentrums Berlin/Plötzensee einen Zyklus monumentaler Wandbilder, den „Plötzenseer Totentanz“, der sich auf die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Hinrichtungsstätte bezog, in der viele Widerstandskämpfer den Tod fanden (32.000 €). Baby VI Während der Jahre des Nationalsozialismus vertrat die 1930 gegründete Galerie Valentien Künstler wie Oskar Schlemmer, Paul Klee, Emil Nolde und HAP Grieshaber, die trotz Ausstellungsverbot gezeigt und verkauft wurden. Ein besonders seltenes Blatt von HAP Grieshaber „Baby VI“, signiert 1955, bietet Reinhold Berg in Stuttgart an (9.500 €). Die Galerie Boerner glänzt mit Lithographien von Henri Fantin-Latour (2.000 €), H.W. Fichter offeriert Max Rabes Aquarell „Damaskus“ (2.800 €) und August Laube zeigt Johann Jakob Meyers reizvolle Ansicht des „Palais roÿal à Stuttgard 1846“ (3.700 €). Frei nach Ovid konzipiert sind die Anamorphosen, von denen Dr. Dasa Pahor eine besonders schöne Version empfiehlt: „Silenum titubantem annis somnoque meroque Ruricolae cepere Phryges“ entstand in Augsburg um 1750 (2.500 €). Beim Antiquariaat Plantijn aus dem holländischen Breda faszinieren zwölf aquarellierte Monatsdarstellungen aus Deutschland und Italien des 18. Jahrhunderts (12.000 €). „Der seltzame Springinsfeld“ In der Literatur spannt sich der Bogen von der Antike bis in die Moderne. Es beginnt mit Homers „Odyssea“, übersetzt und kommentiert von Simon Schaidenreisser, Augsburg 1538. Die erste deutsche Ausgabe ist zugleich die erste Übersetzung in eine Volkssprache und von bekannter Seltenheit (Stuttgarter Antiquariat 12.500 €). Auch die erste italienische Ausgabe von Daniel Defoes „La vita e le avventure di Robinson Crusoe“ ist kaum im Handel, aber auf der Stuttgarter Messe zu finden (Tusculum 9.800 €). Die literaturhistorische Reihe erlesener Kostbarkeiten setzt Wolfgang Braecklein mit der ersten posthumen Ausgabe des „Simplicissimus“ fort, erschienen 1683 bis 1685, und der bedeutendsten Simpliziade überhaupt: Grimmelshausens „Der seltzame Springinsfeld“ aus dem Jahr 1670, „in hohem Grade Knoten-Punkt der Simplicianischen Dichtung“ (30.000 € und 35.000 €). Ein Pionier des Comics Mit seiner 1826 erschienenen Taugenichts-Novelle und den darin enthaltenen Volksliedern schuf Joseph von Eichendorff ein unvergessenes Stimmungsbild der Widersprüche und Sehnsüchte seiner Zeit. Die erste Einzelausgabe erschien 1842 mit getönten Federlithographien des Malers und Graphikers Adolph Schrödter, der nebenbei als einer der Pioniere des Comics in Deutschland gilt (Dieter Zipprich 2.000 €). Herbert Blank offeriert neben Kleists „Erzählungen“ in der Erstausgabe (12.000 €) eine besondere Zimelie mit Hugo von Hofmannsthals sehr seltener Habilitationsschrift „Studie über die Entwickelung des Dichters Victor Hugo“ (7.500 €), während Daniel Thierstein zwei weitere Kleist-Raritäten feilbietet: „Der Zerbrochene Krug“ und „Die Schlacht bei Fehrbellin“ (5.400 € und 4.650 €). Unter den illustrierten Büchern setzt Georg Heyms „Umbra vitae“ mit den kunstvollen Holzschnitten Ernst Ludwig Kirchners einen besonderen Akzent (Hans Lindner 8.500 €). Eines von 200 Exemplaren der Vorzugsausgabe von Grohmanns „Kirchner-Zeichnungen“ mit dem blattgroßen Holzschnitt „Weiblicher Akt vor einem Schrank“, in Rotstift signiert, liefert dazu bei Schmidt & Günther eine vortreffliche Ergänzung (12.000 €). In der Tradition der großen Malerbücher von Picasso, Chagall oder Matisse steht schließlich Robert Motherwells Adaption von James Joyces „Ulysses“, 1988 in San Francisco mit 40 signierten Originalradierungen des Künstlers in nur 150 nummerierten Exemplaren veröffentlicht (Daniel Thierstein 9.400 €). Vorsicht: Druckfehler „Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie könnten an einem Druckfehler sterben“, schrieb Mark Twain. Jenseits aller potenziellen Gefahren für Leib und Leben geht von den Meilensteinen der Geschichte der Medizin ebenso wie von pharmazeutischen und hausmedizinischen Handbüchern eine enorme bibliophile Faszination aus. Albrecht Dürers „De varietate figurarum et flexuris partium ac gestibus imaginum“, die erste lateinische Ausgabe seiner 1528 auf Deutsch erschienenen „Vier Bücher von der menschlichen Proportion“, sind ein hervorragendes Beispiel für die Darstellung des menschlichen Körpers in der Kunst (Gerhard Gruber 10.500 €). Andreas Vesalius‘ Erstlingswerk über die arabische Medizin, die „Paraphrasis“ aus dem Jahr 1551, sorgt bei Reiss & Sohn für Aufmerksamkeit (18.500 €). Michael Banzhaf zeigt ein französisches Herbarium mit 500 Sikkaten, jeweils nach Wirksamkeit und Anwendungsbereich gegliedert. Das Exemplar aus dem Besitz eines Apothekers wird für 9.500 € gewiss auf erhebliches Interesse stoßen. Anlässlich des 200. Geburtstages des Arztes und Physikers Julius Robert Mayer veröffentlichen die Antiquariate Franz Siegle und Fons Blavus einen Gemeinschaftskatalog zu Ehren des „Vaters der größten Entdeckung des 19. Jahrhunderts“: des „Ersten Hauptsatzes der Thermodynamik“. Ausgewählte Stücke aus dem erlesenen Angebot präsentieren beide Antiquare im Württembergischen Kunstverein.

Der Franzose Ambroise Paré gilt als Wegbereiter der modernen Chirurgie, dessen wegweisender „Discours“ 1582 in Paris erschien und, mit dem Porträt des Autors, eine Rarität darstellt (Dr. Paul Kainbacher 38.000 €). Dass Schokolade das Wohlbefinden steigert, ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Das erste Werk über die Heilkräfte der „Chocolata inda“ erschien bereits 1644 in Nürnberg und ist bei Tusculum – ohne Zucker – für 3.900 € zu erwerben. Am Ende steht - ein Wunder! Therese Neumann, genannt die Resl von Konnersreuth, war eine oberpfälzische Bauernmagd, die seit 1926 weltweites Aufsehen durch ihre angeblichen Stigmata und Visionen erregte. Schon im ersten Jahr ihrer Wundertaten kamen an manchen Tagen bis zu 5000 Pilger und Wundergläubige nach Konnersreuth, die reichliche Spendengelder hinterließen und der Wundertätigen auf diese Weise ermöglichten, Schloss Fockenfeld zu erwerben. Alles Schwindel? Seit Jahrzehnten gab und gibt es eine polarisierte Anhängerschaft und Gegnerschaft mit zahlreichen Untersuchungen, Gutachten, Schriften und Gegenschriften. Die Stigmata wurden von der katholischen Kirche nie offiziell anerkannt, gleichwohl behielt die Resl von Konnersreuth einen festen Platz in der Volksfrömmigkeit. Der 2005 eröffnete Seligsprechungsprozess blieb bis heute offen und nach wie vor möchten manche an das Wunder von Konnersreuth glauben. Uwe Turszynski präsentiert auf der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse eine 43 Mappen und über 4000 Seiten umfassende Dokumentation von Akten, Briefwechseln, Notizen und Manuskripten aus den Jahren 1933 bis 1948, die die besagten (Wunder)Taten der Therese Neumann bis ins magische Detail analysieren. Denn wer weiß, Wunder gibt es immer wieder, vielleicht sogar in Konnersreuth (25.000 €).

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ÖffnungszeitenFreitag, 24. Januar: 11 Uhr bis 19.30 UhrSamstag und Sonntag, 25. und 26. Januar: 11 Uhr bis 18 Uhr
Aussteller81 Antiquare, Autographen- und Graphikhändler aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Ungarn, Italien, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und den USA. Erstmals in Stuttgart
• ArtFinding (Weidenhain)• Reinhold Berg (Regensburg)• Bibliopathos (Verona, Rom, Mailand / Italien)• Moorthamers (Paris / Frankreich)• Plantijn (Breda / Niederlande)• Christian Strobel (Irsee)• Dieter Zipprich (München)Wieder in Stuttgart • EOS Buchantiquariat Benz (Zürich / Schweiz)• Hohmann (Stuttgart)• Michael Steinbach (Wien und Tokyo / Österreich und Japan)• Stuttgarter Antiquariat (Stuttgart)• Daniel Thierstein (Bern und Biel / Schweiz)